Berliner Wirtschaft April 2021

sogar übertroffen wurden. In den Sektor ist wirklich Schwung gekommen. Hat Berlin in dieser Hinsicht auch Schwächen? Berlin hat die gleiche Schwäche, die wir auch in Deutschland und Europa insgesamt immer wieder beobachten: In der Translation – also der Überset- zung – von medizinischer Forschung in innovative Anwendungen sind wir nicht gut. Wir haben im letz- ten Jahr eine Studie mit einem Wiener Institut zu den Innovationsschwerpunkten in der Covid-19-Be- kämpfung erstellt. Auch da zeigt sich: Wir haben eine exzellente Spitzenforschung, aber die Schwer- punkt-Cluster der Innovation liegen in China und den USA. Dem effizienteren Zusammenschluss von Wirtschaft und Wissenschaft müssen wir uns mit Hochdruck widmen. Ist Ihr Kooperationspartner BioNTech, mit dem Sie den Impfstoff gegen das Sars-CoV-2-Virus auf den Markt gebracht haben, nicht ein Gegenbeispiel? BioNTech ist einwunderbares Beispiel, das zeigt, wel- che Innovationskraft undwelches kreative Potenzial es in Deutschland gibt. Die Messenger-RNA-Techno- logie wird die Medizinmöglicherweise revolutionie- ren. Allerdings hätte der Impfstoff das Licht der Welt so schnell nicht erblickt, wenn es das Zusammen- spiel des jungen, kreativen Unternehmens BioNTech mit dem großen, erfahrenen Pharmakonzern Pfizer nicht gegeben hätte. Allein hätte BioNTech in so kur- zer Zeit eine so große klinische Studie nicht durch- führen können. In der transatlantischen Kooperation hat die Translation aber funktioniert. Haben Sie die Kooperation mit BioNTech von Berlin aus betreut? Diese Kooperation ist eine globale Partnerschaft. BioNTech mit Sitz in Mainz arbeitet direkt zusam- men mit unserem Hauptsitz in New York. Welche Rolle spielen generell Partnerschaften mit Start-ups für Pfizer? Wir haben uns schon sehr früh mit der Start-up- Szene beschäftigt und 2014 in Berlin den Health- care Hub gegründet. Das ist ein Experimentierraum, an dem wir gemeinsam mit Start-ups an innova- tiven Lösungen arbeiten. Wir haben darüber ein sehr gutes Verständnis für die Start-up-Szene ent- wickeln können und mittlerweile ein effizientes Innovations-Ökosystem aufgebaut. Das ist ein ganz wichtiger Teil unseres Innovationsmanagements. Wir haben übrigens mit einem dänischen Start-up auch schon ein Produkt auf den deutschen Markt gebracht – ein mobiles EKG. Gibt es aus Ihrer Sicht – neben der Translation – weitere Rahmenbedingungen, die sich in Berlin ändern müssen, ummit der Life-Science-Branche in die internationale Spitze vorzustoßen? Das zweite große Thema ist die Digitalisierung. Die Die digitale Infrastruktur ist in Deutschland nicht auf dem neuesten Stand. Peter Albiez FOTOS: AMIN AKHTAR (2), FOTOSTUDIO CHARLOTTENBURG 32 IHK BERLIN  |  BERLINER WIRTSCHAFT 04 | 2021

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