Businessplan Wirksame Bildung

8 9 Businessplan „Wirksame Bildung“ 1. POTENZIALE FRÜHKINDLICHER BILDUNG INNERHALB DER BILDUNGSKETTE BESSER NUTZEN In Berlin hat die frühkindliche Bildung in den vergangenen Jahrzehnten zwar enorm an Bedeutung gewonnen, jedoch werden immer noch weniger als die Hälfte der Kinder unter drei Jahren in einer Berliner Kita betreut. Die Betreuung der Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren liegt Berlinweit bei 92 Prozent, in zwei Bezirken liegt die Quote bei lediglich 80 Prozent. Neben der Quantität spielt auch die Qualität der frühkindlichen Bildung eine zunehmend wichtige Rolle. Trotz des seit 2004 bestehenden Berliner Bildungsprogramms für Kitas und Kindertagespflege, bieten die Ergebnisse aus den Schuleingangsuntersuchungen durch die Berliner Gesundheitsämter Anlass zur Sorge: Bei den Einschulungsuntersuchungen im Jahr 2018 wurden bei rund 29 Prozent der Kinder Sprachdefizite festgestellt, 10 Prozent waren übergewichtig, bei 14 Prozent der Kinder vermerkten die Gesundheitsämter eine grenzwertige und bei 12 Prozent eine auffällige Körperkoordination. Die Zahlen verdeutlichen, dass die Voraussetzung für ein guten Bildungsstart bereits in den frühen Jahren gelegt wird. Dabei bildet der Besuch einer Kita aus bildungspolitischer Perspektive das Fundament für eine erfolgreiche Bildungsbiografie. Kita als wichtigster Bildungsort – dies muss der Blick von Eltern, Kinderärztinnen und -ärzten, Kitaleitungen und -personal sowie Entscheiderinnen und Entscheidern in Politik und Verwaltung sein. 2. WIRKSAMKEIT VON BERLINER SCHULE Würden die Berliner Schulen benotet, müssten viele von ihnen befürchten, den Abschluss nicht zu schaffen. Vielen Schulen gelingt es nicht, den schulgesetzlichen Auftrag erfolgreich umzusetzen. Nimmt man die bundesweiten Leistungsvergleiche als Maßstab, spiegeln die Berliner Schulabschlüsse nicht die tatsächlich erworbenen Kom- petenzen wider. Ausbildungsbetriebe und Universitäten konstatieren bei den Berliner Schulabsolventinnen und Schulabsolventen teilweise erhebliche Defizite. Es gibt keinen Mangel an Erkenntnissen und Daten zu den Gründen für diesen Zustand. Die Qualitätskommission zur Schulqualität in Berlin hat in ihrem Abschlussbericht bereits konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der Situation formuliert. Für Unternehmen bedeutet die aktuelle Situation, dass sie sich immer weniger auf den Abschluss verlassen und eigene Einstellungstests durchführen oder verstärkt sich um vermeintlich leistungsstärkere Schülerinnen und Schüler mit Hochschulreife bemühen. Diese Entwicklung wird weiter forciert durch unzureichende lebensnahe Berufsorientierung in Schulen, die den Schulabsolventinnen und -absolventen kaum einen realistischen Abgleich ihrer Erwartungen mit einem beruflichen Alltag ermöglicht. 3. GUTES PERSONAL AN SCHULEN STÄRKEN Durch den immensen Schüleraufwuchs und qualitative Unterrichtsmodelle (bspw. Teilungsunterricht) steigt auch der Bedarf an Lehrkräften. Mehr als jede vierte Lehrkraft ist älter als 55 Jahre. Gleichzeitig sind lediglich rund 17 Prozent der Lehrkräfte 34 Jahre alt oder jünger. Neben der Intensivierung der Lehrerausbildung ist eine neue Führungs- und Personalkultur dringend notwendig. Die Personalentwicklung zur Schulleitung kann und sollte um Personalführungskompetenzen und Kompetenzen im Bereich der Steuerung, Umgang mit Diversität und Veränderung sowie Wirkungsorientierung ergänzt werden, die in der Privatwirtschaft eine immer größere Rolle erhalten. Dadurch können Leitungskräfte an Schulen ihre Lehrkräfte besser binden und bei der Gewinnung neuer Lehrerinnen und Lehrer Stärken entwickeln. Das wird einen Beitrag Bedarfsanalyse dabei leisten, um die zunehmende Lücke von Fach- und Lehrkräften in Schulen abzufedern. Potenzielle Bewerberinnen und Bewerber müssen ihre Tätigkeit und Aufgabe in der Berliner Bildungsverwaltung als attraktiven Arbeitsplatz erleben, denn die Wiedereinführung der Verbeamtung ist kein alleiniges Heilmittel. 4. DIENSTLEISTUNGSORIENTIERTE UNTERSTÜTZUNGSSTRUKTUREN FÜR SCHULE In Berlin gibt es gefühlt für jedes schulische Problem ein eigenes Projekt und somit einen Unterstützungsdschungel, bei dem die Akteure untereinander kaum vernetzt sind. Gleichzeitig gibt es kaum Transparenz über das Nutzerverhalten und die Wirksamkeit. Damit Unterstützungsstrukturen wirken können, müssen bereits in der Konzeption die späteren Anwenderinnen und Anwender eingebunden werden. Zudem muss eine regelmäßige Evaluation stattfinden, die sowohl das Nutzerverhalten als auch eine Zufriedenheitsumfrage einschließt. Dieses Prinzip gilt auch für größere Organisationseinheiten im System. 5. FÖRDERUNG UND BEGLEITUNG VON INNOVATIONEN IN SCHULEN Die Pandemie verdeutlichte die Versäumnisse aller Akteure hinsichtlich der Digitalisierung der Schulen und initiierte für manche Schulen eine wichtige Erkenntnis: Weniger „Schema F“ mehr Innovation. Hier geht es aber nicht nur um die digital-technische Strukturen, sondern kann beliebig erweitert werden, wenn entsprechender Bedarf festgestellt wird. In den bestehenden Strukturen scheint dieser Weg für öffentliche Schule besonders schwierig – es ist auffällig, dass insbesondere die privaten Schulen mit innovativen Konzepten auf die Herausforderungen reagieren und damit erfolgreich sind. 6. NEUE IMPULSE FÜR DIE BERUFLICHE BILDUNG Besonders in Zeiten des digitalen Wandels sehen die Unternehmen die enge Kooperation und Abstimmung mit ihrer Berufsschule als einen der entscheidenden Erfolgsfaktoren beim Ausbilden an. Unternehmen verändern sich immer schneller, passen beispielsweise ihre Produktion auf neue Technologien an oder setzen neue Arbeitsweisen ein, um agiler zu werden. Gerade hier ist es wichtig, dass die Inhalte des Berufsschulunterrichts mit der Ausbildungsrealität in den Betrieben möglichst gut zusammenpassen. Damit werden gelingende Kooperationen zwischen Ausbildungsbetrieben und Berufsschulen, aber auch allgemeinbildende Schule zu einer zentralen Frage, um die duale Ausbildung in Berlin zum Erfolg zu machen.

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