Berliner Wirtschaft 9/2018

BERLINER WIRTSCHAFT 09/18 22 MEINUNG & MACHER Preisen und in hoher Qualität anzubieten. Ein ganz wichtiges Thema im Rahmen der Daseins- vorsorge ist für uns, eine Infrastruktur vorzuhal- ten, die denAnforderungen der nächsten Genera- tion gerecht wird. Dazu kommt mehr, was mit der wachsenden und der intelligenten Stadt zu tun hat. Ich denke, dass die Stadt uns als ein lösungs- orientiertes Unternehmen schätzt, das Impulse setzt und sich betriebswirtschaftlich optimiert. Welchen Part übernehmen Sie in der Smart City? Zum Beispiel bauen wir gerade in Wohnblocks von Wohnungsbaugesellschaften intelligente Zähler ein, die wir automatisch auslesen können. Diese Daten wollen wir bald automatisiert wei- terleiten. Für mich zählt zur Smart City aber auch das Regenwassermanagement. AlsWasserbetrie- be und mit unserer Regenwasseragentur bringen wir auch intelligente Lösungen voran, etwa Grün- dächer und Speicherräume für Regenwasser. Das ist eine andere Art der Vernetzung. Was genau ist das Problem beim Regenwasser? Im inneren Bereich der Stadt haben wir aus his- torischen und aus Platzgründen eine Mischwas- serkanalisation. Regenwasser und Schmutzwas- ser landen in der gleichen Kanalisation. Bei Stark- regen ist diese oft überlastet. Das Mischwasser gelangt nicht schnell genug zur Kläranlage und fließt dann teilweise in Spree und Landwehr- kanal. Außerhalb des S-Bahn-Ringes gibt es für Regen- und Schmutzwasser getrennte Syste- me. Regenwasser landet dort über entsprechen- de Kanäle entweder in Flüssen oder Teichen oder versickert in Mulden und Rigolen. Was tun Sie gegen das überlaufende Mischwasser? Seit 1998 gibt es ein Sanierungskonzept, nach dem wir bis 2021 in der Stadt Regenwasserspeicher mit einem Volumen von insgesamt 300.000 Kubik- meter haben wollen. Am Mauerpark bauen wir beispielsweise einen Speicher mit 7.400 Kubik- metern, hinter dem Bundesnachrichtendienst entstehen 17.000 Kubikmeter. Verhindern Sie damit auch die Überflutungen, diewir im vergangenen Jahr erlebt haben? Nein, für solche Mengen ist keine Kanalisation der Welt ausgelegt. Hier sind gesamtstädtische Maßnahmen gefragt, allen voran die Entsiege- lung von Flächen. In den vergangenen Jahrzehn- ten wurde die Stadt teilweise hemmungslos zu- betoniert. Jetzt müssenwir dem entgegenwirken, sodass viel mehr Regenwasser versickern kann – oder so aufgefangenwird, dass bei warmen Tem- peraturenVerdunstungskühle abgegebenwerden kann. Das ist übrigens auch besser für die Luft- feuchtigkeit und das Stadtklima. Sie haben auch eine Regenwasseragentur gegründet. Was ist deren Aufgabe? Die Regenwasseragentur, die von der Senatsver- waltung für Verkehr, Umwelt und Klimaschutz finanziert wird, soll dabei helfen, Neubauten re- genfest zumachen. Das heißt, dass Sie Regenwas- ser von den Dachflächen nicht in die Kanalisation leiten, sondern auf dem eigenen Grundstück oder demDach so behandeln, dass dasWasser entwe- der in den Boden versickert oder bei warmen Temperaturen Verdunstungskühle an die Umge- bung abgibt. Wir entwickeln eine Plattform, auf der sich Bauträger zum Beispiel mit spezialisier- ten Ingenieuren vernetzen können. Das Thema wird an Bedeutung gewinnen. Die Versicherun- genwerden ihre Prämien für Grundstücke, für die keine befriedigenden Lösungen gefunden wer- den, deutlich erhöhen. Viele Unternehmen klagen über den Fachkräfteman- gel. Wie sieht es bei Ihnen aus? Das ist auch bei uns ein Thema. Im Bereich der Ingenieure und der IT-Kräfte ist der Arbeitsmarkt sehr wettbewerbsintensiv. Es beginnt aber schon bei den Auszubildenden. Wir können alle Stellen Jörg Simon ist seit Juni 2014 zusätzlich Vizepräsident Wasser/Abwasser im Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft FOTO: RICARDA SPIEGEL Jörg Simon ist mit der Tochter Berliner Stadtwerke im Energiesektor tätig Wir bringen in Berlin die Energiewende voran, zum Beispiel mit dezentralen Energie- lösungen.

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