Berliner Wirtschaft 7-8/2018

BERLINER WIRTSCHAFT 07-08/18 46 UNTERNEHMEN & MÄRKTE In fremden Fußstapfen Einen Nachfolger für ein Unternehmen zu finden, wird offenbar immer schwieriger. Zwei ganz unterschiedliche Beispiele aus Berlin zeigen, dass es trotzdem gelingen kann » Von Birgit Warnhold R und 800.000 Unternehmen in Deutschland droht in den kommenden zehn Jahren das Aus, weil sie keinen Nachfol- ger finden. Das hat mit Demografie zu tun und damit, dass nachfolgende Gene- rationen nicht mehr so selbstverständ- lich wie früher das elterliche Unterneh- men weiterführen. Trotzdem gibt es sie, die erfolgreichen Nachfolgeregelungen, wie zwei Beispiele aus Berlin zeigen. Lebensperspektive Unternehmertum Margaritis Sotiris leitet als geschäftsfüh- render Gesellschafter die Werbeagentur WAF Berlin GmbH gemeinsam mit sei- nemGeschäftsführerkollegen Frank Ney- enhuys. Gefunden hat er das Unterneh- men vor zwei Jahren über nexxt-change, die Nachfolgebörse der IHK. „Das Unter- nehmertum“, sagt der erfahrene Agen- tur-Mann, „ist für mich schon immer ein Wunsch gewesen.“ Deswegen habe Trotzdem habe es immer wieder Punkte gegeben, an denen das Ganze noch hät- te scheitern können, und Sotiris macht klar, dass bei einer Nachfolge beide Sei- ten Kompromissfähigkeit mitbringen müssen. „Letztlich hat Herr Fehsenfeld etwas weniger Geld bekommen, als er sich gewünscht hatte, und ich habe et- was mehr gezahlt, als ich eigentlichwoll- te. Aber es ist okay so.“ Hilfreich war der Umzug Ende vergangenen Jahres vom alten Standort in Grunewald in die neu- en Räume nach Moabit, „das war eine Zäsur“. Wie im Privaten kann es auch im Beruflichen besser sein, gemeinsam ein neues Domizil zu suchen, als dass einer beim anderen einzieht. Wenn Margari- tis Sotiris potenziellen Nachfolgern et- was raten sollte, dann ist es, „klare Ver- hältnisse zu schaffen, eindeutige Mehr- heiten und sich schnell ein dickes Fell zuzulegen. Es sollte nie eine Patt-Situa- tion entstehen können.“ FOTO: WAF BERLIN GMBH Die Verantwortung und die Freiheit, Dinge nach meinen Vorstellungen gestalten zu können, machen mir einfach Spaß. MARGARITIS SOTIRIS Geschäftsführender Gesellschafter der WAF Berlin GmbH er auch bewusst BWL studiert. Als er bei nexxt-change das Inserat einer Berliner Werbeagentur gesehen hat, war für ihn klar, dass das der Weg in die Selbststän- digkeit sein konnte. Er lernte Klaus Fehsenfeld kennen, der die W.A.F. (Werbe-Agentur Fehsen- feld) 1976 gegründet hatte. Nach einem langen, vorsichtigen Kennenlernen wur- den sich die beiden einig und verstän- digten sich auf eine zweijährige Über- gangsphase. Wenn Sotiris davon erzählt, klingt das idealtypisch, doch ganz so ein- fach ist es nicht gewesen. Eine Unterneh- mensnachfolge ist auf den ersten Blick eine geschäftliche Angelegenheit. Doch dahinter verbirgt sich ein hochemotio- naler Prozess, denn es geht nicht nur um die Bewertung einer Firma, sondern eines Lebenswerks. Entscheidend sei, so Sotiris, den Grat zu finden, nicht zu viele Zugeständnisse zu machen und gleich- zeitig den anderen nicht zu kränken.

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