Berliner Wirtschaft 7-8/2018

UNTERNEHMEN & MÄRKTE 47 BERLINER WIRTSCHAFT 07-08/18 FOTO: FUTOMANIA Tipps für die Nachfolge Die IHK bietet Beratung und Services für unterschiedliche Szenarien an Broschüre „Unternehmensnachfolge regeln“ Den Leitfaden mit fachkundigen Informatio- nen gibt es unter dem Link www.ihk-berlin. de/herausforderung-unternehmensnachfolge Das Notfall-Handbuch , in dem Fakten zum Unternehmen notiert werden, ist konzipiert für den Fall einer unerwarteten Nachfolge: www.ihk-berlin.de/notfall-handbuch Bei Vivianne Lehmann, Inhaberin von Futomania, war die Situation ganz anders. Sie hat das Unternehmen vor knapp drei Jahren übernommen, nachdem der Ei- gentümer unerwartet gestorben war. Ei- ne schwierige Situation, emotional, aber auch in praktischer Hinsicht, denn vie- les war für andere nicht nachvollziehbar. Empfehlung: Notfall-Handbuch Vivianne Lehmann verweist auf das Not- fall-Handbuch der IHK und sagt, dass sie das garantiert ausfüllen wird, damit al- le wichtigen Informationen zum Un- ternehmen hinterlegt sind. Dass die aus Schweden stammende Geschäftsfrau, die Skandinavistik, Publizistik und Philoso- phie studiert hat, den Schritt trotz man- cher Schwierigkeiten gegangen ist, hängt damit zusammen, dass ihr Ehemann Rolf Lehmann bereits bei Futomania arbeite- te und dass sie das Gefühl hatte, etwas Gutes zumachen, „etwas, das der Mensch braucht. Mode hätte ich nicht verkaufen können.“ Fair Trade und Nachhaltigkeit spielen eine große Rolle für sie. Futomania ist in den Achtzigerjahren aus der Begeisterung für Futons hervor- gegangen. Der erste Futon entstand auf rem Start-Programm, die Sparkasse und die Bürgschaftsbank Berlin, die mit ihrer Unternehmensbewertung Klarheit in die Verhandlungen brachte. Bereichernd: eigene Akzente setzen Früh die Bank einzubinden, ist einer der Tipps, die Vivianne Lehmann poten- ziellen Nachfolgern gebenwürde. Gut fin- det sie auch, vorher in den Betrieb rein- zuschnuppern, wie sie es gemacht hat, sich die Struktur zeigen zu lassen. Au- ßerdem empfiehlt sie eine Doppelspitze, um die Belastung zu reduzieren und die Dinge aus unterschiedlichen Blickwin- keln betrachten zu können. Auch wenn sie die Inhaberin ist – „umFrauen in Füh- rung zu stärken“ –, kann sie sich die Ar- beit gut mit ihrem Mann teilen. Beide, Margaritis Sotiris undVivianne Lehmann, haben ihre Entscheidung nicht bereut. Im Gegenteil. Das Unternehmen mit eigenen Akzenten weiter auszuge- stalten, erleben sie als bereichernde Er- fahrung. Oder, wie Sotiris sagt: „Die Ver- antwortung und die Freiheit, Dinge nach meinen Vorstellungen gestalten zu kön- nen, machen mir einfach Spaß und sind genau das, was ich mir wünschte.“ Meine Tipps für eine Nachfolge sind, früh die Bank einzubinden, sich die Struktur zeigen zu lassen und das Unternehmen mit einer Doppelspitze zu führen. VIVIANNE LEHMANN Inhaberin von Futomania einem Kreuzberger Küchentisch, 1986 wurde das Geschäft in derWiener Straße eröffnet, 2014 erfolgte der Umzug nach Charlottenburg. Bei der Übernahme im Herbst 2015 machte Vivianne Lehmann ähnliche Erfahrungen wie Margaritis So- tiris: Es ging nicht nur um ein Unterneh- men, sondern um eine Lebensleistung. Hierwaren es die Erbinnen, die dasWerk des Verstorbenen gewürdigt wissen wollten und deren Betroffenheit die Ver- handlungen beeinflusste. Sehr hilfreich fand Vivianne Lehmann die IHK als Be- ratungspartner, aber auch die IBB mit ih-

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