Berliner Wirtschaft 7 + 8 / 2020

Um die Wirtschaft wieder zum Laufen zu bringen und die Hauptstadtregion wettbewerbsfähig zu halten, haben die Berlin-Brandenburger IHKs einen Katalog mit Konjunkturhilfen erstellt von Christian Nestler U m die Corona-Pandemie einzudämmen, haben die Staaten in ungesehenemMaße ins Wirtschaftsleben eingegriffen. Bin- nen- und Außenhandel, Nachfrage und Angebot schrumpften weltweit innerhalb kur- zer Zeit erheblich. In einigen Branchen, etwa dem Baugewerbe, verlief die Talfahrt moderat, in anderen, etwa der Industrie, zeigten sich bald nach dem anfänglich gravierenden Konjunktur- einbruch erste Erholungstendenzen. Wesentlich tiefere Spuren hinterlässt die Krise bisher im sta- tionären Handel, dem Messe-, Tourismus- und Reisegewerbe. Die öffentliche Hand hat schnelle, kurzfristig wirkende Hilfen ausgereicht und temporäre Ent- lastungen, etwa Steuerstundungen, genehmigt – absolut notwendige Schritte, um einen Absturz ins Bodenlose zu verhindern. Doch zu wenig, um aus dem Konjunktur-Canyon wieder herauszu- kommen. Dazu bedarf es auch in Berlin struk- tureller Konjunkturhilfen und Reformen. Zumal davon auszugehen ist, dass der Standortwettbe- werb härter werden wird denn je: Die Großstadt- ökonomien sehen sich weltweit mit ähnlichen Problemen konfrontiert und werden alles daran- setzen, der Wirtschaft beste Bedingungen zu bie- ten, umUnternehmen zu halten und anzulocken. Die Berlin-Brandenburger IHKs haben einen Katalog mit Konjunkturhilfen erarbeitet und die Landesregierungen aufgerufen, diese Impulse für neues Wachstum schnellstmöglich umzusetzen. Die Vorschläge dazu wurden in enger Abstim- mung mit dem Ehrenamt erarbeitet und werden im Sommer mit den Landesregierungen, Verwal- tungen sowie den Regierungs- und Oppositions- parteien diskutiert. Der Katalog gliedert sich in kurzfristig und mittelfristig umsetzbareMaßnahmen. Zu Ersteren zählen etwa die Sonntagsöffnung, die Aufschie- bung der Registrierkassenpflicht, die Ausweitung des Verlustrücktrags, die Aussetzung der City Tax, eine Schuldnerberatung für Kleinstunternehmen, die Anpassung vorhandener Förderprogramme und die Entschlackung des Vergaberechtes. Ins- gesamt meldet der Katalog 23 Einzelforderungen als kurzfristig umsetzbar an. Maßnahmenmittel- fristiger Wirkung sind dagegenmit Investitionen verbunden oder müssen die Trägheit des Geset- zes überwinden: Zu den 15 Vorschlägen zählen Infrastrukturinvestitionen im Umfeld des BER, neue Ansätze für das City-Management sowie die Stärkung der Außenwirtschaftsförderung und der Unternehmensansiedlung. ■ FOTO: GETTY IMAGES/ERHUI1979 Beratung, mehr Geld und weniger Bürokratie Die Wirtschaft muss rasch wieder aus dem tiefen Canyon heraus- kommen. Die IHKs fordern umfangreiche Konjunkturhilfen Christian Nestler, IHK-Experte für Konjunktur Tel.: 030 / 315 10-286 christian.nestler@berlin. ihk.de Konjunkturprogramm Das Programmmit den geforderten Maßnahmen ist zu finden unter: ihk-berlin.de/konjunk- turprogramm AGENDA | Impulspapier 12 IHK BERLIN  |  BERLINER WIRTSCHAFT 07-08 | 2020

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