Berliner Wirtschaft 6/2019

findet Dr. Constantin Terton. „Mit inländischen Beschäftigten allein können die Fachkräftebe- darfe der Betriebe künftig nicht gedeckt wer- den. Ein gutes Fachkräfteeinwanderungsge- setz mit klaren, verständlichen Regelungen und zugleich unbürokratischen Prozessen ist daher dringend erforderlich“, unterstreicht der Bereichs- leiter Fachkräfte & Innovation der IHK Berlin. Es sei grundsätzlich sehr begrüßenswert, dass nach einer zu langen Zeit des Wartens endlich ein Gesetzesentwurf vorliege. Nach Meinung Tertons stellt dieser insgesamt eine Verbesserung des Status quo dar und enthält auch einige richtige Aspekte, welche die Wirt- schaft bereits lange fordere – etwa die stärkere Adressierung beruflich Qualifizierter, den Weg- fall der Vorrangprüfung oder die Vereinfachung der Anerkennung ausländischer Qualifikationen. „Allerdings stellen sich bezüglich der praktischen Umsetzung nach wie vor viele Fragen. Besonders wichtig aus Sicht der Betriebe ist ein schnelles, überschaubares und unbürokratisches Zuwan- derungsverfahren.“ Denn kaum ein Unterneh- men könne es sich leisten, monatelang mit der Stellenbesetzung zu warten, weil Prozesse wie die Visaerteilung zu lange dauerten. Unternehmen fordern schnellere Verfahren Unternehmen wieWooga oder die Michels Klini- ken sehen das genauso. Vor allem der Wegfall der Vorrangprüfung würde aus Sicht Pia Rathors eine Verbesserung bedeuten. Michels unterstreicht: „Je weniger Bürokratie und Auflagen es mit Blick auf die Beschäftigung ausländischer Fachkräfte gibt, desto besser.“ Vor allemdie oftmals monatelangen Wartezeiten auf ein Visummüssten verkürzt wer- den. „Wenn die angeworbenen Mitarbeiter nach Erhalt des Sprachzertifikats nicht zügig nach Deutschland reisen können, geht doch schon ein Teil der mühsam erworbenen Kenntnisse wie- der verloren“, beschreibt Michels die Crux. Und im schlimmsten Fall dann auch die Lust auf das Abenteuer Deutschland. Eile ist also allemal geboten, wenn schon jetzt Einwanderungswillige verloren gehen. Das ver- deutlicht Recruiterin Jana Köhler am Beispiel Indien. Auf dem Subkontinent, der siebtgrößten Volkswirtschaft der Welt, sucht die Betriebs- wirtin für deutsche Unternehmen Fachkräfte. Gefragt sind vor allem IT-Experten und Ingeni- eure. „Deutschland ist bei Indern verstärkt in den Fokus gerückt, seitdem bislang favorisierte Län- der wie die USA und Großbritannien wegen der Personaldienstleistungen und Projektmanagement hat sich Jana Köhler mit ihrem jungen Unternehmen Meetra auf die Fahnen geschrieben. Der Fokus liegt auf der Verbindung Deutschland–Indien. In dem südasiati- schen Land war die Gründerin zuvor tätig. 2018 hat sie ihr Unternehmen gestartet, drei Mitarbeiter zählt es inzwischen. Jana Köhler Geschäftsführerin MEETRA GMBH Trump-Regierung bzw. des Brexits an Attrakti- vität verlieren“, sagt die Geschäftsführerin der Berliner Meetra GmbH. In Deutschland lockt ein sehr guter Arbeitsmarkt, außerdem genie- ßen Bosch, Siemens & Co. ebenso wie deutsche Mittelständler in Asien einen exzellenten Ruf. Auf ihrem Weg in die neue Arbeitsheimat bera- ten die deutschen Auslandshandelskammern auf dem Subkontinent im Rahmen ihres Projekts „ProRecognition“ die Fachkräfte vor allem bei der Anerkennung ihrer Abschlüsse. „Doch dann SCHWERPUNKT | Fachkräfte 22 BERLINER WIRTSCHAFT 06 | 2019

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