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MEINUNG & MACHER

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BERLINER WIRTSCHAFT 05/17

D

er Berliner Biermarkt ist hart

umkämpft. Mit den Marken

Berliner Pilsner, Berliner

Kindl und Schultheiss ar-

beiten Wolfhard Buß und seine Mitar-

beitern tagtäglich in vielen Bereichen,

um als Marktführer vor Ort zu bestehen.

Berliner Wirtschaft:

Der Frühling hat be-

gonnen, die Temperaturen steigen. Freuen

Sie sich auf die neue Biergarten-Saison?

Wolfhard Buß:

Aber sicher. Das Wetter

ist unser besterVerkäufer.Wenn die Son-

ne scheint und die Temperaturen über 20

Grad steigen, dann brummt das Terras-

sengeschäft, und es wird mehr Bier ver-

kauft. Wenn es kalt ist und regnet, dann

lastet das auch auf demBierkonsum. Das

ist nun mal so.

Welche Trends beobachten Sie denn imMo-

ment imMarkt?

Ein wesentlicher Trend ist das Thema

Heimatverbundenheit. Die Verbraucher

identifizieren sichmit ihrer Heimat mehr

denn je. Wir gehen darauf ein, indem

wir unsere Marken klar regional veror-

ten. Die Marke Berliner Pilsner habenwir

komplett überarbeitet. Der Markenkern

mit dem Berliner Bären, denwir seit den

Sechzigerjahren als Markensignet veran-

kert haben, wurde noch stärker heraus-

gestellt. Das zeigt noch deutlicher unsere

Zugehörigkeit zu Berlin. Ansonsten be-

obachten wir einen Trend hin zu natur-

trüben Produkten.

Wie kommen Sie diesem Trend nach?

Imvergangenen Jahr haben wir das Ber-

liner Kindl Zwickel eingeführt und dazu

ein naturtrübes Radler, das es seit diesem

Jahr auch in der Dose gibt.Wir haben da-

bei zwei Trends zusammengebracht: ei-

nen naturtrüben Biermix und die Dose.

Die Getränkedose erfährt nämlich gerade

eine Renaissance. Der Verbraucher hat

sich an das Dosenpfand gewöhnt, es gibt

flächendeckende Rückgabemöglichkei-

ten, er liebt die Dose wieder.

Welche IhrerMarken ist amerfolgreichsten?

Das kann man nicht sagen. Unsere drei

Berliner Marken sind ganz unterschied-

lich positioniert. Das Berliner Pilsner gibt

es nur als Pilsner. Das Berliner Kindl füh-

ren wir mit verschiedenen Sorten. Und

Schultheiss ist unsere Kiezgröße.

Welche Zielgruppen haben Ihre Marken?

Das Berliner Pilsner steht für das urbane

Berlin, für die ständige Veränderung. Es

spricht die Macher an, die ihr Leben in

die eigenen Hände nehmen. Beim Ber-

liner Kindl haben wir den Genießer und

Verbraucher, die sich schon stärker eta-

bliert haben, imBlick. Ja, und mit Schult-

heiss sprechen wir all die an, die sich

stark der Tradition von Berlin verbunden

fühlen. Schultheiss ist die ideale Ergän-

zung zur Currywurst – das ist das Dream-

team, zwei historische Berliner Ideale, die

einfach zur Stadt gehören.

Mit Schultheiss feiern Sie in diesem Jahr das

175-jährige Jubiläum. Was ist geplant?

Richtig. Das wird gefeiert. Wir wer-

den viele Aktivitäten in der Gastrono-

mie haben. Gerade Schultheiss ist ja ein

Kiez-Kneipenbier. Wir haben uns mit der

Aktion „Lang lebe die Kiezkneipe“ dafür

eingesetzt, dass Kneipen in dieser Form

erhalten bleiben. Derzeit sind wir unter-

wegs, um die Kiezkneipen so auszustat-

ten, dass die Wirte mit ihren Gästen auf

175 Jahre Schultheiss anstoßen können.

Diese Traditionsmarken müssen Sie ja aber

jung halten. Wie machen Sie das?

Natürlich durch ganz viel Kommunikati-

on. Wir sind immer dabei, die Kampag-

nen leicht zu modifizieren. Mit allen drei

Marken sind wir jetzt auch in den sozi-

alen Medien sehr aktiv, um die Endver-

braucher direkt anzusprechen. Das sind

neue Marketinginstrumente, die neben

den klassischen Instrumenten wie TV-

und Kino-Spots, Plakaten, Anzeigen so-

wie Rundfunkwerbung sehr wichtig ge-

worden sind. Auch das Sponsoring hat ei-

ne große Bedeutung für uns. Mit Berliner

Pilsner sind wir sehr aktiv in den Berei-

chen Musik und Sport. Mit Berliner Kindl

gehen wir auf Veranstaltungen rund um

das Brandenburger Tor, mit Schultheiss

unterstützenwir zumBeispiel Kiez-Feste.

Welche Erfahrungenmachen Siemit den so-

zialen Medien?

Dort habenwir die Chance, von der Ein-

bahnstraßenkommunikation wegzu-

kommen. Wir kommunizieren dort auf

Augenhöhe mit den Verbrauchern. In-

teraktion ist ganz klar das, was der Ver-

braucher heute will. Uns ist wichtig,

über diese Kanäle zu erfahren, an wel-

chen Stellenwir uns verbessern können.

Wir nehmen die Meinungen, diewir bei-

spielsweise über Facebook zugespielt be-

kommen, sehr ernst. Unser Ziel ist, über

diesen Weg die Verbraucher zu unseren

Marken-Fans zu entwickeln.

Ist Ihr Geschäft vor allemMarketing?

Marketing und Vertrieb sind sehr wich-

tig für unser Geschäft. Aber die Basis ist

die Qualität unseres Biers. Wenn die nicht

stimmt, hilft auch das Marketing nicht

mehr viel. Unser Anspruch lautet daher:

Qualität ist das beste Rezept. Dafür in-

vestieren wir sehr viel. Wir haben unser »

Wolfhard Buß ist Geschäftsführer der Berliner-Kindl-Schultheiss-

Brauerei. Er setzt auf Qualität, Heimatverbundenheit und die

traditionsreichen Marken der Hauptstadt

»

Von Michael Gneuss

„Bier ist das

Kulturgut

schlechthin“

INTERVIEW DES MONATS

FOTO: CHRISTIAN KIELMANN