Berliner Wirtschaft 2/2020

für die Belegschaft einMittagessen zubereitet, das in der offenen Küche an einer langen Tafel – dem Herzstück der Räumlichkeiten in einer ehemali- gen Garage – serviert wird, „muss jeder funkti- onieren, weil wir hier Jobs machen und Umsatz generieren müssen“. Jeden Monat lädt die Agentur zu einem mor- gendlichen Pre-Work-Talk im Open Space ein, demAuditoriumder Firma. Dort sprechen andere Gründer, Designer, Programmierer oder Kunden und deren Experten wie der Sounddesigner von BMW über ihre Projekte, über Trends und aktu- elle Themen. Den Begriff NewWork hat man bei IXDS durch den Begriff Organisational Design ersetzt. Verena Augustin: „Wir stellen dabei eine zentrale Frage: Wie schaffen wir es, dass unsere Beschäftigten Lust auf ihre Arbeit haben und ihre Stärken ausspielen?“ Und wenn man die Menschen und deren Bedürf- nisse und Vorlieben kenne, sei es rela- tiv einfach, die Organisation der Arbeit darauf zuzuschneiden. „Deshalb haben wir Leute einstellen können, die eine Festanstellung immer gescheut haben. Auf dem kreativen Talentemarkt Ber- lin ist das ein wertvoller Vorteil.“ Sol- che Organisational Designs entwickelt die Agentur auch für andere Unterneh- men und Einrichtungen wie etwa das Goethe-Institut. Raus aus der starren Ordnung Auch die ZehlendorferManagement-Be- ratung Kluge +Konsorten unterstützt Unternehmen bei der – nicht nur digi- talen – Transformation. „Neue Modelle partizipativer Zusammenarbeit kom- men ohne die starre Ordnung der Hie- rarchie aus und regeln Kommunika- tions- und Entscheidungsprozesse anders“, sagt die geschäftsführende Gesellschafterin Sabine Kluge, „das ist für viele traditionelle Organisationen erst mal eine unvorstellbare Disruption, die nur in kleinen Anpassungsschritten vorankommt, weil sie so viel ändert und infrage stellt.“ Gerade junge und hoch qualifizierte Fachkräfte wollten in anderen Freiräumen und mit anderem Sinngefühl arbeiten. „Und sie sorgenmit vernetztem Arbeiten über Funktions- und Hierarchiegrenzen hinweg für eine höhere Produktivität.“ Sabine Kluge, die nach 16 Jahren als Lear- ning & Development Expert bei Siemens 2018 in die Firma ihres Ehemannes Alexander ein- stieg, erläutert an einem typischen Beispiel, wie Kluge+Konsorten bei einemVersicherungsunter- nehmenmit rund 1.000 Mitarbeitern einen neuen „Way of Work“ entwickelt haben: „Unsere erste Amtshandlung war, ein funktionsübergreifendes Team aus Personalwesen, IT und interner Kom- munikation zu moderieren und hier immer wie- der für Konsens zu sorgen – gemeinsam haben wir einen neuen, individuell auf den Reifegrad und das Geschäftsmodell der Organisation abge- stimmten Weg von Führung, Entscheidung und Zusammenarbeit entwickelt.“ In diesemFall habe auch die Einführung einer Kollaborationssoft- ware dazugehört. Christian Liedtke HR-Manager Deutsche Kreditbank AG Der New-Work-Spe- zialist kooperiert mit dem Fraunhofer IAO, wenn es um neue Arbeitsformen in der Bank geht. Die DKB ist mit ihren Kon- zepten auch Teil der Initiative Lern- und Experimentierräume des Bundesministe- riums für Arbeit und Soziales. FOTOS: CHRISTIAN KIELMANN, MASTERPLAN 24 IHK BERLIN  |  BERLINER WIRTSCHAFT 02 | 2020

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