Berliner Wirtschaft 1/2019

12 berliner wirtschaft 01 / 2019 agenda / Wirtschaftspolitisches Frühstück nung zu beziehen. Und – das schilderte er lebhaft – für moderne Ideen in seiner Branche zu werben, die letztlich ein kostengünstigeres und schnelleres Bauen ermöglichen. „Wennwir 1,2 Mio. Menschen haben, die eineWohnung suchen – darunter 600.000 Flüchtlinge –, dann sprechen wir über dramatische gesellschaft- liche Verwerfungen, und es ist genauso schlimm, wie Menschen kein Essen zu geben, wennwir für sie kei- nenWohnraum haben.“ Gröner rechnete vor, dass wir „schnell“ 500.000 bis 600.000 Wohnungen brauchen würden. Alleine für den Bau von 100.000 Wohnungen benötige man 100.000 Facharbeiter und 20.000 Expertenwie Archi- tekten und Ingenieure. Und die habenwir nicht. Also müsse man andere Wege überlegen, um die Produk- tivität in der Baubranche zu verbessern. Ein moder- nes und effizientes Mittel sei das „Building Informa- tion Modeling“ (BIM), mit dem man eine 3 D-Visi- on eines Bauobjektes komplett durchkalkulieren und planen kann. Man wisse nicht nur genau, wo welche Leitung, Wand oder Tür hinkommt und wie groß al- les seinmuss –man kann auch schneller und kosten- günstiger arbeiten. „Wir haben ein Objekt parallel kal- kuliert: klassisch und mit Hilfe von BIM. Rund zehn Prozent der Baukosten können gespart werden.“ Vor allem ermöglicht BIM auch eine Vorproduktion von Wänden oder anderen Bauteilen, die wiederum die Baugeschwindigkeit verbessert. Man kann also mehr und günstigereWohnungen in kürzerer Zeit erstellen – genau das, was dringend benötigt wird. IHK-Haupt- geschäftsführer Jan Eder bedankte sich für das offene Gespräch und die lebhafte Diskussionsrunde: „Lassen Sie uns die Einfallslosigkeit der Politik überwinden.“ Andreas R. Becher, Berliner Landesvor- sitzender des Bundes Deutscher Architekten Ich konnte in den letz- ten Jahren fünf bis zehn Millionen Euro jährlich in Innovation stecken. In einem Markt, in dem wir als größtes Unternehmen in Deutschland gerade mal ein Prozent ausmachen, lassen sich aber Innovati- onen und Prozessdisziplin nur schwer durchsetzen. Ich würde mir wünschen, wir behielten viel von unserer Mentalität bei. Das angelsächsische System sehe ich nicht als beispiel- haft an. Ich wünsche mir oft mehr Flexibilität – aber doch bitte auf Basis dessen, was wir heute haben. Das bezahlbare Wohnen ist die Antwort darauf. Wenn zum Beispiel die Zinsen wieder steigen, kommt man mit einer Wohnung für 18.000 Euro den Quad- ratmeter in die Bredouille, aber nicht mit denen, die ich für 2.000 oder 3.000 Euro je Quadratmeter bauen kann. Nicht nur Jan Eder stellte seine Fragen, auch das Publikum wollte von Christoph Gröner einiges wissen – hier ein Auszug Andreas R. Becher „,BIM‘ ist gut, aber was, wenn mittendrin Pläne geändert werden? Uns kommen die Bauherren abhanden, die selbst für eigenes Geld bauen und Wohnungen im Bestand halten. Was muss da eigentlich passieren?“ Rainer Tepasse „Wir brauchen ein anderes Denken. Mit all unseren Vorschriften kommen wir nicht mehr weiter. Muss es bei uns einen unternehme- rischen Mentalitätswandel geben?" Sascha Monath „Derzeit geht es der Immo- bilienbranche gut. Wenn sich aber, etwa durch inter- nationale Entwicklungen, die Zeiten verschlechtern sollten: Was bedeutet das für die Idee des bezahlba- ren Wohnens?“ IHK-Mitglieder fragen ... FOTO: AMIN AKHTAR

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