Berliner Wirtschaft Juli/August 2021

hinaus aus und können sich grundsätzlich sogar vorstellen, noch weitere Ausbildungs- plätze anzubieten. Unternehmen, die aktuell nicht ausbilden, stehen vor vielfältigen Heraus- forderungen, darunter sind Finanzierungspro- bleme durch die Corona-Krise, fehlende inner- betriebliche Voraussetzungen und Probleme bei der Besetzung von Ausbildungsplätzen. Um dem Fachkräfteengpass in Berlin zu begegnen, empfiehlt es sich also, die positive Haltung der Unternehmen bezüglich der dualen Ausbildung zu nutzen und geeignete Rahmenbe- dingungen zu schaffen, um die duale Ausbildung aus Sicht der Unternehmen und der potenziellen Auszubildenden noch attraktiver zu gestalten. Eine mögliche Ausbildungsplatzabgabe bewer- ten knapp 90 Prozent der Unternehmen als kri- tisch bis wirkungslos. Für den Weg aus der Krise kann laut Umfrage allerdings eine Kombination aus Entlastungen bei den Sozialabgaben, besseren Unterstützungsinstrumenten während der Aus- bildung und Förderung der Aus- und Weiterbil- dung des innerbetrieblichen Ausbildungsperso- nals hilfreich sein. Eine große Schwierigkeit sehen mehr als 50 Prozent der Unternehmen nach wie vor bei der Besetzung der Ausbildungsplätze. Außerdem beklagen fast 60 Prozent der Unternehmen eine fehlende flächendeckende Berufsorientierung in den Schulen und eine mangelnde Schulquali- tät an allgemeinbildenden Schulen. Potenziellen Auszubildenden fehlen oftmals soziale und fach- liche Kernkompetenzen. Neue Zielgruppen ansprechen Darüber hinaus wünscht sich mehr als die Hälfte der Unternehmen eine modernere Berufsschul- ausstattung und Unterrichtsvermittlung entlang der Bedarfe der Wirtschaft. Laut den Umfra- geergebnissen erklärt sich jedes zweite Unter- nehmen in diesem Rahmen dazu bereit, den Berufsschullehrkräften einen Einblick in ihren Betriebsalltag zu geben. Neue Ausbildungsbe- rufe sind laut den befragten Unternehmen eher nicht notwendig, stattdessen sprechen sich mehr als 50 Prozent für mehr flexible Zusatzqualifi- kationen jenseits regulärer Ausbildungsinhalte aus (beispielsweise digitale Kompetenzen). Nicht zuletzt sollte die berufliche Bildung für potenzielle Nachwuchskräfte sichtbarer und attraktiver werden. Fast zwei Drittel der Unter- nehmen wünschen sich, dass das Land Berlin Anreize und Vergünstigungen für Auszubildende in den Bereichen Wohnen und Mobilität schafft. Studienaussteiger sollten laut 50 Prozent der Unternehmen durch verstärkte Information und Beratung für die duale Ausbildung gewonnen werden. Weiteres Potenzial zur Erschließung neuer Zielgruppen sehen die Unternehmen nicht zuletzt in der Nachqualifizierung Geringqualifi- zierter sowie in der Zertifizierung von Kompe- tenzen, die außerhalb des formalen Bildungs- systems erworben wurden. ■ 62% der Unternehmer wünschen sich von der Berliner Politik mehr Ausbildungsanreize in den Bereichen Wohnen und Mobilität. Anne Neidhardt, IHK-Expertin für Ausbildungspolitik Tel.: 030 / 315 10-838 anne.neidhardt@berlin. ihk.de Grafiken: BW Quelle: IHK Berlin Mangelhafte Schulqualität ist größtes Hindernis Hemmnisse aus Sicht der Unternehmen in Hinblick auf die Zukunftsfähigkeit der dualen Ausbildung in Berlin. Mehrfachnennung möglich, Angaben in Prozent Hilfe durch Entlastungen bei Sozialabgaben oder Steuern Potenziale zur Unterstützung aus Sicht der befragten Unternehmen, um die Ausbildungs- tätigkeit steigern zu können. Mehrfachnennung möglich, Angaben in Prozent Weitere Informationen zu den Umfrageergebnissen und den Wahlprüfsteinen zur Ausbildung unter: ihk-berlin.de/ausbildungsmarkt ihk-berlin.de/wps-ausbildung Mangelhafte Schulqualität an allgemeinbildenden Schulen , Fehlende Berufsorientierung , , Schwierigkeiten bei der Besetzung der Ausbildungsplätze Fehlende Attraktivität der dualen Ausbildung für die Zielgruppe , Mangelhafte bildungspolitische Schwerpunktsetzung , Fehlende Anpassungsfähigkeit und Flexibilität der dualen Ausbildung , Mangelhafte Krisenbewältigung auf dem Ausbildungsmarkt , Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit mit der Berufsschule , Befristete Entlastungen bei Sozialabgaben oder Steuererleichterungen , *Betriebe, Ausbildungsdienstleister Finanzielle Förderung der Kosten für die Ausbildereignungsprüfung , Bessere Unterstützungsinstrumente in der Ausbildung (Bildungsbegl., Nachhilfe, Sprachförd.) , Anreize für Ausbildung über den eigenen Bedarf hinaus , Keine. Ich mache meine Ausbildungsentscheidung nicht von diesen Kriterien abhängig , Mehr Verbundpartner* in meiner Branche, um Ausbildung auf mehrere Schultern zu verteilen , Sonstiges , Vergünstigte bzw. kostenfreie Weiterbildungsmöglichkeiten für meine Ausbilder , 45 IHK BERLIN  |  BERLINER WIRTSCHAFT 07-08 | 2021 FACHKRÄFTE | Umfrage

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