Berliner Wirtschaft 6/2018

MEINUNG & MACHER 23 BERLINER WIRTSCHAFT 06/18 I m Juni 1978 hat Prof. Peter Schwenkow die DEAGDeutsche Entertainment AG gegrün- det. Seitdem formte der CEO die Firma von einem klassischen Konzertveranstalter zu einemDienstleistungskonzern für Entertainment, der seit 20 Jahren an der Börse notiert ist. Auch wenn sein Unternehmen heute mit neuen Un- terhaltungsformaten viel höhere Margen erzielt, will er am Stammgeschäft festhalten und weiter- hin Bühnenauftritte von Musikern organisieren. Berliner Wirtschaft: Sie haben in diesem Monat reichlich Grund zum Feiern. Ihr Unternehmen wird 40 Jahre alt, und seit 20 Jahren ist es an der Börse no- tiert. Welches Jubiläum ist Ihnen wichtiger? Peter Schwenkow: Eindeutig das 40-jährige Ju- biläum. Von Berlin in die Welt! Siewollen denAnteil derUmsätze aus demKonzertge- schäft unter 50 Prozent bringen. Warum verabschie- den Sie sich Stück für Stück von Ihren Ursprüngen? Wir verabschieden uns nicht davon. DieVerschie- bung ist eine Folge des starkenWachstums – das allerdings in anderen Segmenten stattfindet. Wir gehen davon aus, dass wir in diesem Jahr weit über 200 Millionen Euro Umsatz machen und auch in den nächsten zwei bis drei Jahren um je- weils 20 Prozent wachsenwerden. Unsere klassi- schen Geschäftsfelder Rock und Pop sowie Klas- sik können da nicht mithalten – mehr als drei bis fünf Prozent Wachstum sind nicht drin. Ich gehe tatsächlich davon aus, dass der Anteil des Kon- zertgeschäfts in den kommenden Jahren unter 50 Prozent fallen wird. Welche Segmente sorgen denn heute für die hohen Wachstumsraten? Familiy Entertainment zum Beispiel. Einmal im Jahr haben wir über 30.000 Besucher bei „Disney On Ice“ imVelodrom – und mittlerweile machen wir das mit über 250.000 Besuchern in elf euro- päischen Städten. Sehr intensiv beschäftigen wir uns mit demSegment Arts + Exhibitions. Dazu ge- hört der Christmas Garden, der in Berlin sehr gut läuft und jetzt in zwei weiteren Städten eingeführt wird. In Babelsberg bereiten wir eine Harry-Pot- ter-Ausstellungvor, undwir bringendie Lego-Aus- stellung – „The Art of the Brick“ – nach Wien. In Hamburg hatten wir damit 70.000 Besucher. Enormes Wachstum erleben wir im Ticketing … … mit Ihrer Online-Ticket-Plattform Myticket.de. Ist das der erste Schritt in die digitale Transformation der DEAG? Wenn Sie so wollen, ist das unsere Digitalisie- rung des Vertriebs. Wir haben diese Ticketver- kaufsplattform vor drei Jahren mit Axel Springer und ProSiebenSat.1 gegründet. Für uns ist das ein sehr wichtiger Schritt, weil er uns in den direkten Kontakt mit dem Kunden bringt. Aber wir über- legen uns darüber hinaus laufend, welche neu- en Unterhaltungsformenwir entwickeln können. Virtual Reality ist da ein Thema. Was können wir uns darunter vorstellen? Ich bin mir sicher, dass viele Menschen sehr gern ein virtuelles Konzert von Elvis Presley oder von Abba in 3D auf der Bühne sehen würden. Mein Traumwäre, das legendäre Konzert des Pianisten Vladimir Horowitz noch einmal so umzusetzen, wie es vor 30 Jahren in der Berliner Philharmonie stattgefunden hat. Wir arbeiten an solchen Ideen, aber die Technik ist noch nicht so weit. Vielleicht sieht das in fünf Jahren anders aus. Mit Time- ride setzen wir aber schon heute ein Virtual-Re- ality-Format um. Was ist ein Timeride? Das ist eine Art Zeitreise, eine Virtual-Reali- ty-Fahrt von 20 Minuten in einer alten Kölner Tram aus dem Jahre 1910. Die Strecke führt am Rhein entlang Richtung Kölner Dom. Durch die Virtual-Reality-Brille versinken Sie komplett in eine andere Zeit. Die Gäste glauben, dass die Tram wirklich fährt. Das Projekt ist so erfolgreich, dass wir es jetzt auch nach Berlin bringenwollen. Aller Voraussicht nach wird es eine Fahrt entlang der Mauer im Jahr 1962 sein. Es gibt viele Berlin-Be- sucher, die wissen wollen, wo die Mauer stand. » Prof. Peter Schwenkow feiert in diesem Monat mit der DEAG das 40-jährige Jubiläum. An der Börse hat er rechtzeitig mit neuen Geschäften für gute Stimmung gesorgt » Von Michael Gneuss „Jetzt ist wieder Musik drin“ FOTO: CHRISTIAN KIELMANN Peter Schwenkow sieht gute Geschäfts- chancen mit dem Thema Virtual Reality. Wir überlegen uns laufend, welche neuen Unterhaltungs- formen wir entwickeln können. INTERVIEW DES MONATS 1978 gründete Prof. Peter Schwenkow die DEAG Deutsche Entertainment AG. 1981 hat die DEAG begon- nen, die Waldbühne zu bespielen.

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