Berliner Wirtschaft November 2023

Verfahren und Geräte beschaffen sein, damit Mitarbeitende sie positiv erfahren und optimal nutzen können? Datalyze untersucht, wo in den Prozessen spezifische Qualifikationen in einer bestimmten Quantität benötigt werden. „Derartige große Entwicklungskonsortien sind Gold für die Produktentwicklung eines Start-ups“, erklärt Jänsch. Von den größeren Partnern lernen junge Unternehmen, wie sich Produkte erfolgreich für den Markt entwickeln lassen. Zudem signalisiert die Zusammenarbeit mit etablierten Industrie- größen, dass eine Gründung innovatives Potenzial hat und zum Partner taugt. „F&E-Konsortien können Science-Tech-Start-ups einen sicheren Entwicklungsraum bieten“, ergänzt Glende. Dafür bedürfe es der vertrauensvollen Zusammenarbeit mit etablierten Unternehmen in Netzwerken mit hoher Reputation. Was ist die dafür wichtigste Voraussetzung? „Keine Angst vor Offenheit“, sagt Glende. Und was ist das größte Hindernis? „Geringe Kooperationsmotivation“, resümiert Jänsch. Das WvSC schafft den Möglichkeitenraum, in dem eine vertrauensvolle Zusammenarbeit gelingt und Innovation hervorgebracht wird. Der Verein wurde 2019 in der Siemensstadt Square unter anderem von der Siemens AG, Fraunhofer und der Technischen Universität Berlin gemeinsam mit mehreren KMU und Start-ups gegründet. Die zentrale Idee des WvSC ist es, die Forschung an den Ort der industriellen Wertschöpfung zu holen und so die Innovationsgeschwindigkeit auch der großen Indus- triepartner zu erhöhen. Zu diesem Zweck werden am WvSC Forschungs- und Innovationsprojekte kollaborativ aus dem Kreis der Vereinsmitglieder und aus dem Netzwerk entwickelt. Zur Umsetzung von interdisziplinären Forschungsprojekten und Bildungsangeboten betreibt der Verein in Berlin einen physischen Campus. „Mangel an Entscheidungswillen“ „Kleine und mittelgroße Unternehmen müssen sich Innovationen früh von unten holen. Etwa über Forschungs-Spin-offs“, weiß Battist Rábay, Co-Gründer und CEO der Nano-Join GmbH. Die am Zukunftsort Technologiepark Adlershof angesiedelte TU-Ausgründung entwickelt innovative Sintermaterialien, die in der Optoelektronik ebenso wie in der E-Mobility angewendet werden. Start-ups gehören zu diesen Innovationsgebern. Solange das Unternehmen klein, also in seinen Strukturen überschaubar sei, seien die Kooperationspotenziale für beide Seiten recht einfach abzuschätzen, weiß Rábay. Aber schon bei mittelgroßen Unternehmen sei es schwieriger. „Da mangelt es manchmal am unternehmensinternen Überblick und Entscheidungswillen, welche Innovationsprojekte man anpacken sollte.“ Im Verlauf des Gesprächs betont Rábay diesen Punkt immer wieder – dass es eines Partners bedarf, der anpacken will. Der offen ist für Start-ups, ihre Eigenheiten und der eine unkomplizierte Herangehensweise pflegt. „Die Chancen“, so Rábay, „müssen im Vordergrund stehen. Nicht das Risiko.“ Das Denken in Lizenzverträgen und Risikominimierung ersticken kollaboratives Handeln im Keim. Davon abzusehen, verlangt einiges von Entscheidungsträgern in etablierten Unternehmen. Gerade die in Deutschland tradierte Unternehmenskultur umfasst ein Werte-Set, in dem Wagnis und Abenteuer nicht unbedingt an erster Stelle stehen. Dr. Karsten Jänsch CEO Datalyze Solutions GmbH Alle sagen, sie wollen kooperieren, aber dann gilt meist: Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass. Dr. Karsten Jänsch (l.) und Jan Rentsch, CEOs der Datalyze Solutions GmbH, engagieren sich in Innovationsnetzwerken FOTOS: DATALYZE SOLUTIONS GMBH, BATTIST RÁBAY Berliner Wirtschaft 11 | 2023

RkJQdWJsaXNoZXIy MTk5NjE0NA==