Berliner Wirtschaft November 2023

Die Forderung an Start-ups und mittelständische Unternehmen, mehr zu kooperieren, erst recht im Rahmen von Forschung und Entwicklung, darf als gut eingespieltes Standardstück aus dem Repertoire des wirtschaftspolitischen Theaters gelten. Kooperierten sie nur fleißig, so die These, bringe dies Wachstum und Arbeitsplätze mit quasi magischer Sicherheit hervor. Auf dem Papier wirkt es auch recht einfach: Radikal schnelle, innovative Start-ups und etablierte Mittelständler verbinden ihre Stärken. Die Entrepreneure lernen, wie man Produkte in Serie produziert und erfolgreich am Markt platziert, die Mittelständler erhalten Zugriff auf Innovationen am technologischen Rand und unbeschwerte unternehmerische Abenteuerlust. Was leicht klingt, ist tatsächlich eine der schwierigsten wirtschaftlichen Interaktionsformen. Nicht mehr reine Marktbeziehung, doch auch nicht integrierte Organisationseinheit – sondern eine Zwischenform. Zugleich gilt Kooperation als ideal, um in einer Wissensökonomie rasch zu innovieren, da sie vergleichsweise niedrige Transaktionskosten mit der Eigenschaft verbindet, dem Wissenstransfer einen geschützten Rahmen zu geben. Doch ist sie voraussetzungsvoll – sie bedarf des Vertrauens. Und der Risikobereitschaft. „Alle sagen, sie wollen kooperieren, aber dann gilt meist: Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass“, erklärt Dr. Karsten Jänsch, einer der beiden CEOs der Datalyze Solutions GmbH. Auf eine Kooperation und ihre Partner müsse man sich einlassen. Und dass sei nicht immer einfach, betont Jänsch. Sein Produkt planitbox.ai optimiert KI-gestützt den Personaleinsatz in Unternehmen, indem es die Qualifikationen der Mitarbeiter effizient mit Aufgaben und Arbeitsplätzen verknüpft. Nicht jeder Versuch führt zum Ergebnis Jänsch und seine Kollegen engagieren sich seit Jahren in Innovationsnetzwerken. Nicht immer habe sich das ausgezahlt, und nicht jeder Versuch bei der Suche nach Kooperationschancen führt gleich zum gewünschten Ergebnis. Ausprobieren und Beharrlichkeit sind notwendig. Im Netzwerk des Werner-von-Siemens Centre for Industry and Science (WvSC) hat sich das Engagement allerdings gelohnt. Hier traf Jänsch auf Dr. Sebastian Glende. Der Gründer und CEO der Youse GmbH schätzt am WvSC, dass dieses über Jahre hinweg Kredibilität aufgebaut hat. „Wir sind hier in einem Vertrauensrahmen unterwegs, der sich nur über längere Zeit entwickeln kann. Die Akteure haben einander kennen- und schätzen gelernt, etwa in verschiedenen Forschungsvorhaben“, erklärt Glende. So etwa auch Datalyze und Youse: Im Rahmen eines größeren Siemens-Projekts, in dem innovative Verfahren zur Wartung von Turbinen entwickelt werden sollen, arbeiten die beiden Unternehmen eng zusammen. Youse übernimmt darin die User Research und Experience: Wie müssen die neuen Kooperationen von Start-ups und etablierten Unternehmen bergen Herausforderungen. Innovationsnetzwerke helfen bei der Überwindung von Christian Nestler Keine Angst vor Offenheit Links: Der Technologiepark Adlershof bietet Raum für Innovationen und Kooperationen Rechts: Youse-Gründer Sebastian Glende engagiert sich in einem Netzwerk am Siemensstadt Square Dr. Sebastian Glende CEO Youse GmbH Wir sind in einem Vertrauensrahmen unterwegs, der sich nur über längere Zeit entwickeln kann. Christian Nestler, IHK-Public Affairs Manager Gründungs- und Start-up-Politik Tel.: 030 / 315 10-286 christian.nestler@ berlin.ihk.de » FOTOS: HOLGER GROSS, YOUSE GMBH Zukunftsorte | 35 Berliner Wirtschaft 11 | 2023

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