Berliner Wirtschaft November 2023

Leichter wird es für die Unternehmen nicht. Die seit Sommer 2022 stetig und deutlich gestiegenen Zinsen, die Investitionen und die Wirtschaftstätigkeit insgesamt bremsen, das Wegbrechen von Märkten wie Russland, die angespannte Lage in China, aber auch neue Gesetze wie das am 1. Januar 2023 in Kraft getretene Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) stellen die Wirtschaft vor große Herausforderungen. Ziel des neuen Gesetzes ist es, den Schutz der Umwelt sowie der Menschenrechte entlang globaler Lieferketten zu verbessern. Bislang betrifft das LkSG zwar nur Firmen mit mehr als 3.000 Beschäftigten. Von 2024 an gilt es aber schon ab einer Schwelle von 1.000 Mitarbeitern, sodass dann insgesamt 3.500 Firmen in Deutschland direkt betroffen sind. Indirekt gehören allerdings häufig auch kleinere Unternehmen dazu, die von ihren Großkunden aufgefordert werden, bei den Transparenzpflichten mitzuwirken. Und die EU plant, die Grenze auf 500 Angestellte zu senken. Stammt mindestens die Hälfte des Umsatzes aus Risiko- branchen wie Textil oder Metall, soll die Beschäftigtengrenze sogar noch einmal auf die Hälfte fallen. Spätestens dann ist das LkSG mittendrin im deutschen und im Berliner Mittelstand. Für IHK-Präsident Sebastian Stietzel steht fest: „Trotz ihrer internationalen Erfolge ist unsere mittelständisch geprägte Wirtschaft gezwungen, sich an die neuen Realitäten anzupassen, neue Märkte und Kooperationen zu erschließen und sich insgesamt breiter aufzustellen im Auslandsgeschäft.“ Mit vielen Angeboten unterstützt die IHK Berlin ihre Mitglieder dabei, dieser Herausforderung gerecht zu werden. Dazu gehört der Austausch auf der jährlichen Außenwirtschaftskonferenz Berlin-Brandenburg mit Experten und rund 200 Teilnehmenden aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. Das Event organisiert die Kammer gemeinsam mit den IHKs in Brandenburg. Um einen wirtschaftspolitischen Kompass für den künftigen Umgang mit dem wichtigen Handelspartner China bereitzustellen, hat die Bundesregierung im Sommer dieses Jahres erstmals eine ressortübergreifende, umfassende China-Strategie beschlossen. Die IHK Berlin hat deshalb eine neue Website eingerichtet, die den Mitgliedern eine solide Informations- und Kontaktbasis sowie politische Orientierungshilfen durch EU, Bund und Land bieten soll, um Perspektiven im und mit dem Reich der Mitte ausloten zu können. Auch Delegationsreisen nach China wie zuletzt im Juni und Anfang November dieses Jahres sollen die Berliner Wirtschaft unterstützen. Gemeinsam mit der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe sowie der Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie GmbH erkundet die IHK Berlin zudem weniger erschlossene Märkte. Im September dieses Jahres ging es deshalb nach Indonesien, wo neben der Eröffnung des Future City Hubs in Jakarta vor allem die Förderung von Wirtschafts-/Unternehmenskooperationen, die Entwicklungszusammenarbeit sowie die Vertiefung der Städtepartnerschaft Berlin-Jakarta auf der Agenda standen. Darüber hinaus sollte die Smart City Jakarta Impulse, Innovationen und aktuelle Entwicklungen für Berliner Unternehmen und Politik aufzeigen. Mit der weltweit viertgrößten Bevölkerung von 273 Millionen Menschen ist das Land von hohem wirtschaftlichem Interesse für Auslandsinvestitionen. Zu den Pluspunkten zählt auch die vorteilhafte Altersstruktur: Das Medianalter lag 2022 gerade einmal bei 29,7 Jahren. Politik soll Chancen eröffnen Sonja Jost, Geschäftsführerin und Mitgründerin des Start-ups für grüne Chemie DexLeChem sowie Vizepräsidentin der IHK Berlin, unterstreicht: „Die Berliner Wirtschaft stellt ihre Lieferketten neu auf, um nach den Corona-Jahren und wegen des Ukraine-Krieges ihr Auslandsgeschäft resilienter gegen internationale Krisen und Lieferengpässe zu machen. Von der Politik in der EU, im Bund und im Land Berlin brauchen die Berliner Unternehmen eine gleichsam stabilisierende und Chancen eröffnende Außenwirtschafts- und Handelspolitik, um angesichts der Transformationen auf den Weltmärkten bestehen zu können.“ Dafür müssten Hemmnisse im Außenhandel abgebaut und die EU-Freihandels- abkommen mit Zukunftsregionen endlich zum Abschluss gebracht werden. Auch der Senat müsse seine Internationalisierungsstrategie und sein Förderprogramm für die Außenwirtschaft neu ausrichten. „Berlin hat das Potenzial, mit seiner vielfältigen Unternehmenslandschaft sowie als relevanter Tech-Standort zu einer internationalen Marke für nachhaltige Transformation durch Innovation entwickelt zu werden“, so Jost weiter. „Wenn die Berliner Unternehmen erfolgreich ihre Produkte und Lösungen für nachhaltiges Wirtschaften in die Welt transferieren, leisten sie damit einen Beitrag zu den globalen Nachhaltigkeitszielen und gewinnen neue Geschäftspotenziale.“ Daraus resultiere eine Win-win-Situation für die Welt und die Zukunftsfähigkeit unseres Wirtschaftsstandorts. ■ Sonja Jost IHK-Vizepräsidentin Berlin hat das Potenzial, zur internationalen Marke für nachhaltige Transformation durch Innovation entwickelt zu werden. 8,1 Mrd. Euro betrug der Wert der Berliner Exporte im ersten Halbjahr, ein Minus von 0,4 Prozent. Dr. Valentina Knezevic, IHK-Public-Affairs- Managerin Außenhandel Tel.: 030 / 315 10-243 valentina.knezevic@ berlin.ihk.de Sami Bettaieb, IHK-Public-Affairs- Manager Außenhandel Tel.: 030 / 315 10-241 sami.bettaieb@berlin. ihk.de Länder-Informationen Berliner Wirtschaftsbü ros Peking und New York: berlinoffice-china.com berlinoffice-usa.com Informationen zu China: ihk.de/berlin/china Berliner Wirtschaft 11 | 2023

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