Berliner Wirtschaft November 2023

Wenn Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey über Berlins Exporte spricht, darf eine Zahl nicht fehlen: Die hiesigen Industrieunternehmen erwirtschaften gut 45 Prozent ihres Umsatzes im Ausland. Das zeigt, wie wichtig die Ausfuhren für eine florierende Wirtschaft sind. Doch die schwierige Gesamtlage seit Ausbruch der Corona-Pandemie, seit Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine und den damit verbundenen Auswirkungen auf die internationalen Lieferketten hinterlassen auch Spuren in der Außenhandelsbilanz. Im ersten Halbjahr 2023 sanken die Ausfuhren laut Amt für Statistik leicht um 0,4 Prozent auf 8,1 Mrd. Euro, während die Einfuhren in die Hauptstadt um 18,2 Prozent auf 9,9 Mrd. Euro kletterten. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr hatten die Exporte noch um rund vier Prozent zugelegt und die Importe um nahezu zehn Prozent. Das dicke Plus bei den Einfuhren erklären Experten vor allem mit dem hohen Konsum der Berliner und dem weiter anhaltenden Zuzug. Im Sommer vermeldeten die Statistiker einen neuen Höhepunkt bei der Einwohnerzahl. 3,87 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner waren zum Stichtag 30. Juni dieses Jahres mit Hauptwohnsitz in der Stadt gemeldet. Das waren noch mal knapp 15.580 Menschen mehr als am 31. Dezember 2022. Unter Berlins Außenhandels- partnern sind vor allem die USA und die EU-Märkte Zugpferde. „Die USA entfalten mit ihren Konjunkturprogrammen eine wirtschaftliche Dynamik, die sich bei den Ein- und Ausfuhren der Berliner Unternehmen positiv niederschlägt“, heißt es in einer Halbjahresbilanz der IHK Berlin. In Europa sind Polen und Italien mit jeweils zweistelligen Steigerungen Wachstumstreiber. Auf der Verliererseite steht China, hinter den USA zweitwichtigstes Abnehmerland. Nach steilen Zuwächsen in den Vorjahren gingen die Exporte in den ersten sechs Monaten gegenüber dem Vergleichszeitraum 2022 erstmals wieder zurück – um knapp 14 Prozent. Die Lage in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt ist nach Ende der Null-Covid-Politik noch sehr durchwachsen, vor allem wegen der Krise auf dem Immobilienmarkt, schwachen Exporten und einem niedrigen Konsum. Exportschlager Motorrad Zu den wichtigsten Exportgütern Berlins zählen laut Investitionsbank Berlin pharmazeutische Erzeugnisse, Fahrzeuge – darunter BMW-Motorräder aus Spandau – sowie Geräte zur Elektrizitätserzeugung und -verteilung. Wichtige Importgüter sind Datenverarbeitungsgeräte sowie elektronische und optische Erzeugnisse. Sonja Jost, Geschäftsführerin DexLeChem und Vizepräsidentin der IHK Berlin, sieht, dass die Berliner Wirtschaft Lieferketten neu aufstellt, um das Auslandsgeschäft resilienter gegen Krisen und Lieferengpässe zu machen FOTO: IHK BERLIN/AMIN AKHTAR FOKUS | Außenhandel | 24

RkJQdWJsaXNoZXIy MTk5NjE0NA==