Berliner Wirtschaft Oktober 2021

Menschenmit Behinderung konkret dabei unter- stützen, inklusiv auf dem allgemeinen Arbeits- markt zu arbeiten. Besonders wichtig für Menschen mit Behin- derung ist die Barrierefreiheit eines Betriebs. Eine konkrete Ansprechperson, die für Fragen zu Inklusion und Barrierefreiheit zur Verfügung steht und Bewerber bei Schwierigkeiten unter- stützt, stärkt den Eindruck, dass behinderte Men- schen erwünscht sind. Denn viele behinderte Menschen ziehen Stellenausschreibungen für sich nicht in Betracht, weil Menschen mit Behinde- rung nicht explizit erwähnt werden. Fehlzeiten oder Lücken im Lebenslauf gelten noch häufig als etwas Schlechtes. Das schließt behinderte Menschen jedoch oft aus. Es ist wich- tig, diese vermeintlichen Nachteile in etwas Posi- tives zu deuten, denn eigentlich zeigt ein Lebens- lauf mit Fehlzeiten nur, dass die Person über ein sehr gutes Durchhaltevermögen verfügt. Viele behinderte Menschen sind aufgrund zeitinten- siver Therapien und Barrieren in der Umwelt mal ein Jahr länger zur Schule gegangen oder haben ihre Ausbildung nicht in der Regelzeit geschafft. So lassen sich Betriebe alsomöglicherweise einen Mitarbeiter mit viel Durchhaltevermögen und Zielstrebigkeit – wichtigen Soft Skills in jedem Job – entgehen. Keine Frage des Ob, sondern des Wie Auch die Bildsprache des Betriebs beeinflusst, ob sich Menschenmit Behinderungen angesprochen fühlen. Mit Fotos lässt sich zeigen, wie Inklusion imBetrieb bereits gelebt wird. Klischees zu umge- hen, indemBilder genutzt werden, wo behinderte Menschen aktiv statt passiv gezeigt werden, sind dafür ein wichtiger Bestandteil. Fotos sollten immer auf Augenhöhe gemacht werden – wie die der Fotodatenban k gesellschaftsbilder.de . Sie sollten authentische Situationen und Models mit Behinderung zeigen. Für viele Stockbilder wer- den zum Beispiel nicht behinderte Personen in veraltete Rollstühle gesetzt. Ein geschultes Auge erkennt schnell, dass das kein authentisches Bild ist. Zur Überprüfung kann man sich selbst die Frage stellen: Will ich selbst so dargestellt werden? Der Weg zu einer inklusiven Gesellschaft ist für uns alle neu und manchmal auch anstren- gend. Doch Inklusion ist keine Frage des Ob, son- dern des Wie.  ■ Julian Algner, IHK-Experte für Fachkräfte Tel.: 030 / 315 10-373 julian.algner@berlin. ihk.de Die Autorin Anne Gersdorff ist für die Organisation Sozialhelden tätig, die sich seit über 15 Jahren an Lösungen für mehr Teilhabe und Barrierefreiheit engagiert. Als Expertin für das Thema Arbeit und Referentin für das Projekt „JOBinklusive“ bringt sie Arbeitge- ber, Ausbilder und Aktivisten zusammen, ummehr Menschen mit Behinderung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt zu beschäftigen. Infos: jobinklusive.org (1) Anne Gersdorff, Referentin für das Projekt „JOBinklusive“, in ihrem Homeoffice (4) Die Fotografin Anna Spindelndreier bei einer Fotosession mit kleinwüchsigen Frauen (2) Inklusion in der Gastronomie: Fabio Liebig macht eine Ausbildung zum Koch (3) Runder Tisch der „Berliner Sozialhelden“ zum Thema Inklusion und Ausbildung 4 FOTOS: ANDI WEILAND/GESELLSCHAFTSBILDER.DE (3), ANDI WEILAND/ANDIWEILAND.DE 47 IHK BERLIN  |  BERLINER WIRTSCHAFT 10 | 2021 FACHKRÄFTE | Inklusion

RkJQdWJsaXNoZXIy ODUxMjI4