Berliner Wirtschaft September 2021

Constanze Buchheim Geschäftsführerin Im Jahr 2009 hat Constanze Buchheim die i-potentials GmbH als erste Personalbera- tung im digitalen Ökosystem gegründet. Seit dem Jahr 2015 führt sie die Geschäfte gemeinsammit Martina van Hettinga, die auch als Anteilseignerin in das Unternehmen aus Berlin-Mitte eingestiegen ist S eit zwölf Jahren ist Constanze Buchheim mit ihrer Personalberatung, der i-potentials GmbH, im Bereich Executive Search tätig. Unter anderem will sie in dieser Funktion Frauen helfen, verstärkt in den Führungsetagen der Unternehmen anzukommen – aus gesellschaftlicher Verantwortung, aber auch, weil es relevant für das Geschäft ihrer Auftraggeber ist. Berliner Wirtschaft: Wie oft kommt es vor, dass Sie gezielt eine Frau als Mitglied eines Vorstands oder einer Geschäftsführung suchen sollen? Constanze Buchheim: Es kommt tatsächlich vor, dass Unternehmen auf uns zukommen und sagen: Es wäre schön, wenn wir diese Rolle mit einer Frau besetzen könnten. Derzeit häuft sich das sogar mas- siv. Aber es geht natürlich vor allem darum, für die Spitze des Unternehmens die bestmögliche Beset- zung – unabhängig vomGeschlecht – zu finden. Wir sind verpflichtet, sämtliche Möglichkeiten gleicher- maßen zu evaluieren und grundsätzlich allen eine Chance zu geben. Warum häuft sich das Interesse an Frauen für Führungspositionen so stark? Wenn sich die Unternehmensführung auf Fotos bei- spielsweise als Team aus acht Männern präsentiert, kommt es in den sozialenMedien immer häufiger zu einem heftigen Shitstorm. Die Topmanager merken dann selbst, dass ein Handlungsbedarf besteht und die Dringlichkeit zunimmt. Die öffentliche Debatte produziert einen hohen Druck und bewirkt sehr viel für Frauen. Ohne diesen Druck würden viele Unternehmen in der Komfortzone verbleiben und ihre Muster im Recruiting nicht verändern. Wie sieht dieses Muster aus? Unternehmer, Investoren und Topmanager ver- trauen den Menschen, die ihnen ähnlich sind oder aus den gleichen Netzwerken kommen. Das gilt für das Geschlecht, aber zum Beispiel auch für die Altersgruppe oder Herkunft. Männer verlassen sich tendenziell also eher auf Männer und Frauen eher auf Frauen. Weil die Geschwindigkeit im Markt zunimmt und damit auch der unternehmerische Druck, orientieren sich Unternehmer heute oft sogar noch stärker an dem Ähnlichkeitsmuster, weil sie glauben, so auf Nummer sicher zu gehen. Das läuft dem Gedanken der Diversität aber komplett entgegen. Richtig. Eigentlich muss es das Ziel der Unterneh- men sein, ihre Organisation stärker auf Kunden- orientierung zu trimmen. Dafür ist es notwen- dig, unterschiedliche Persönlichkeitsprofile im » „Frauen fördern Frauen am besten“ Constanze Buchheim sucht für Firmen Führungskräfte mit Digitalkompetenz. Sie weiß, wie die Chancen für Kandidatinnen in den Auswahlprozessen besser werden können von Michael Gneuss Constanze Buchheim berät in der New und Old Economy und baut digitale Teams auf Die öffentliche Debatte produziert einen hohen Druck und bewirkt sehr viel für Frauen. Constanze Buchheim FOTO: AMIN AKHTAR SCHWERPUNKT | Interview 30 IHK BERLIN  |  BERLINER WIRTSCHAFT 09 | 2021

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