Berliner Wirtschaft Juni 2023

Exportdokumente gehören zu den gefragtesten Services der IHK, darunter auch das Carnet A.T.A. für den vorübergehenden Transport in ein Drittland von Katja Wiesner Auch Waren reisen mit Pass Was haben Filmrequisiten, Gemälde und Orchesterinstrumente gemeinsam? Sie alle benötigen ein besonderes Zoll- dokument, wenn sie von Deutschland aus vorübergehend in ein Drittland reisen, beispielsweise für ein Konzert, eine Messe oder eine Ausstellung. Das gilt für jedes Kleid und jeden Gürtel, die bei einem Filmdreh im Ausland getragen werden, genauso wie für jeden Geigenbogen, der „auf die Reise“ geht. Dieses Dokument nennt sich Carnet A.T.A. und wird umgangssprachlich oft als „Reisepass für Waren“ bezeichnet. Wer in Berlin ein Carnet A.T.A. benötigt, kommt zur IHK. Das Team Exportdokumente der IHK Berlin ist die erste Anlaufstelle und stellt für die Berliner Mitglieds- unternehmen, aber auch für Berliner Institutionen und kulturelle Einrichtungen sowie ausländische Fernsehanstalten Carnets A.T.A. aus. Als Bürge fungiert die DIHK Der französische Begriff Carnet bedeutet „Heft“, die Abkürzung A.T.A. steht für die französisch-englische Wortkombination Admission Temporaire/Temporary Admission. Das Dokument bestätigt, dass die Kamera-Ausrüstung, die Requisiten, die Gemälde oder Instrumente nur vorübergehend in das Drittland ausgeführt werden. Der Vorteil für die Unternehmen: Sie müssen mit einem Carnet A.T.A. keine Einfuhrabgaben wie Zölle oder Steuern im Zielland hinterlegen. Als Bürge in dem Verfahren fungiert die DIHK, mit Euler Hermes Deutschland S. A. als Rückversicherer. Das erleichtert die Zollabfertigung enorm und macht das Carnet A.T.A. zu einem der meistgenutzten Services im Bereich Außenwirtschaft der IHK Berlin. Pro Jahr stellen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Team Exportdokumente etwa 1.000 solcher Carnets aus. Noch ist der Service der Carnet-Ausstellung ausschließlich in Papierform möglich: Wer das Dokument braucht, holt den entsprechenden Formularsatz in der IHK in der Fasanenstraße ab, füllt die Anträge aus und gibt diese anschließend wieder im Service Center der Kammer ab. Die fertigen Carnets können Unternehmerinnen und Unternehmer entweder persönlich abholen oder sich per Post zustellen lassen. Aber das Verfahren soll noch in diesem Jahr geändert werden. „Wir testen zurzeit die Einführung eines E-Carnets“, so Martina von Mesterhazy, Referentin für Zollberatung und Außenwirtschaftsdokumente in der IHK Berlin. „Unternehmen können dann den Antrag elektronisch übermitteln und müssen nur zur Abholung der Dokumente noch einmal in die Kammer kommen, oder sie lassen sich diese per Kurier zustellen. Das spart Wege und Zeit.“ Verschiebung in den Dienstleistungssektor Seit vielen Jahren kümmert sich Martina von Mesterhazy um die „Reisepässe“ für Waren und stellt dabei durchaus einen Wandel fest. „Wir sehen bei den Carnet-Anträgen klar eine Verschiebung in den Dienstleistungssektor, mit weniger Anträgen aus der Industriebranche, dafür aber umso mehr aus der Film- und Konzertbranche.“ Allein anhand der beantragten Carnets könne man sehen, dass Berlin eine sehr aktive Kunst – und Kreativwirtschaft habe. „So stellen wir häufig Carnets für Filmfirmen aus, die mit ihrem Equipment, ihren Kostümen und Requisiten im Ausland drehen, oder auch für Galerien, die zum Beispiel Gemälde auf einer Kunstmesse im Ausland ausstellen.“ Neben Dokumenten für den vorübergehenden Export wie das Carnet A.T.A. stellt die IHK auch Dokumente für den tatsächlichen Export aus, also für Waren, die im Ausland verkauft werden. Dazu gehören etwa Ursprungszeugnisse, die das Herstellungsland der Ware dokumentieren und als öffentliche Urkunde bei ausländischen Zollverwaltungen vorgelegt werden. 16.372 Ursprungszeugnisse hat das Team Exportdokumente allein 2022 ausgestellt, die meisten Anfragen hierfür kommen aus den Bereichen Pharmazie, Elektronik und Lebensmittelindustrie. „Die Ursprungszeugnisse sind eindeutig unser absoluter Bestseller“, bilanziert Zollexpertin Martina von Mesterhazy. „Und sie spiegeln die vielfältige Exportlandschaft Berlins wider.“ ■ Martina von Mesterhazy IHK-Referentin für Zollberatungen Wir testen zurzeit die Einführung eines E-Carnets. Das spart Zeit und Wege. IHK-Service Weitere Informationen zu den Carnets A.T.A. auf der IHK-Website unter: ihk.de/berlin/carnet Florian Köhler, Rechtsreferent für Außenwirtschaftsrecht Tel.: 030 / 315 10-262 florian.koehler@berlin. ihk.de Beim Zoll wird das Carnet, der „Pass für Waren“, mit den Gegenständen abgeglichen FOTO: GETTY IMAGES/PATRICK LANE Außenwirtschaftsrecht | 57 Berliner Wirtschaft 06 | 2023

RkJQdWJsaXNoZXIy MTk5NjE0NA==