Berliner Wirtschaft Mai 2024

Energie. Der Fachkräftemangel erschwert zudem die Rekrutierung und erhöht den Druck auf unser bestehendes Team.“ Die Preise mussten durch die Steuererhöhung leicht angehoben werden, so Suchy. „Wir merken, dass unsere Kundinnen und Kunden verhaltener geworden sind, was den Konsum betrifft. Wir bleiben jedoch positiv, dass es sich langsam einpendeln wird.“ Das Engagement für Nachhaltigkeit unterstütze dabei und wirke sich laut Suchy eher positiv auf die Betriebskosten aus. Außerdem führe es zu einem positiven Kundenfeedback und habe die Marktposition gestärkt. Kosten gestiegen, Margen gesunken Nicht so optimistisch stuft Martin Höfft, Inhaber des Café Botanico in Neukölln, die Lage ein. Das „Garden-To-Table-Restaurant“ mit eigenem Permakulturgarten baut auf einem für Berlin einzigartigen Konzept auf und setzt mit seinem lokalen Anbau auf einen ganzheitlichen Nachhaltigkeitsansatz. Trotz des Engagements sieht sich Höfft mit einer immer prekärer werdenden Lage konfrontiert. „Die Situation ist katastrophal“, sagt er. „Am schlimmsten: Steuer, Inflation, Energie. Die Kosten sind gestiegen und die Margen gesunken, da man natürlich nicht alles auf die Preise umlegen kann“, erklärt er resigniert. Für Höfft ist klar, dass Betriebe mit Nachhaltigkeitsfokus besonders anfällig sind. „Wir haben eh schon höhere Kosten und müssen uns für die hohen Preise rechtfertigen, die die Konsumenten unmöglich voll übernehmen können.“ Dennoch betont Höfft die Bedeutung seines einzigartigen Konzepts und die Sympathie, die es bei der Kundschaft weckt: „Wir haben genug Gäste – kommen aber dennoch nicht auf unsere Kosten.“ Sozial-ökologische Standards fördern Auch Peter Duran, Geschäftsführer des Cafés Isla, ebenfalls in Neukölln, spricht von der schwierigen Lage, in der sie sich zum ersten Mal seit Längerem befinden. Nach jahrelang gestiegenen Umsätzen sind diese seit dem letzten Herbst rückläufig – nicht nur bei ihnen, sondern in ihrem gesamten Umfeld. Das Café bezieht hochwertige Produkte, zum Beispiel saisonal, regional, zertifiziert, und versucht, diese vollständig und kreativ zu verarbeiten, damit so wenig Verschwendung wie möglich entsteht. Was macht sein Unternehmen nachhaltig? „Zutaten sorgfältig verarbeiten, Bestand vernünftig verwalten, Umsätze beobachten, um zu sehen was sich gut verkaufen lässt, und Verschwendung vermeiden“, erklärt Duran. Dennoch betont er, dass Gastronomien mit Nachhaltigkeitsfokus besonders unter den wirtschaftlichen Herausforderungen leiden. Durch die bereits höheren Kosten stehen sie vor einem Dilemma. Die Kunden erwarten Qualität, aber sind auch preissensibel, trotz der stets positiven Resonanz auf das nachhaltige Engagement. Die Einblicke zeugen von der harten Realität, mit der nachhaltige Unternehmen in der Branche konfrontiert sind. Dabei spielen sie eine wichtige Rolle für eine Transformation der Wirtschaft. Die Bedeutung sozial-ökologischer Innovationen sollte politisch stärker anerkannt und gefördert werden. Maßnahmen gegen bürokratische Hürden und zur Förderung sozial-ökologischer Standards könnten sie unterstützen und zur Förderung nachhaltiger Wirtschaft beitragen. ■ Saskia Lössl, IHK-Nachhaltigkeitsmanagerin Tel.: 0151 / 18 81 19 97 saskia.loessl@berlin. ihk.de Schwierige Zeiten für Martin Höfft, Inhaber des Café Botanico Foto linke Seite: David und Jasmin Suchy, Gründer des Zero-Waste-Restaurants Frea, bleiben trotz Herausforderungen optimistisch Gastronomie | 41

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