Berliner Wirtschaft Mai 2023

nehmen. Das hat für Radzinski nicht nur Nachteile. So gelinge es xolo recht einfach, Fachkräfte von den Berliner Universitäten zu gewinnen. Trotz des erheblichen Wachstums von Tech-Unternehmen im vergangenen Jahrzehnt ist Berlin im internationalen Vergleich nach wie vor nicht in der Spitzenriege angekommen. „Im Vergleich zu Oxbridge oder Tel Aviv steckt das Ökosystem hier zwar nicht mehr in den Kinder-, aber in den Teenager-Schuhen“, meint Steffen Terberl, Leiter der Geschäftsstelle der Berliner Zukunftsorte. Öffentliche Förderprogramme, Science-Parks und Gründungsservices an Universitäten gebe es in Deutschland erst seit 20 bis 30 Jahren. Eine Gründungskultur etabliere sich erst langsam. Weil aber inzwischen auch viele Großunternehmen und Kapitalgeber nach Berlin kommen und hier „scouten“ und investieren, gibt es Lichtblicke am Horizont. Auch erfahrene Serial Entrepreneurs entdecken zunehmend die Potenziale der Wissenschaft und investieren Geld und Zeit in Berliner Science-Tech-Gründungen. Gerade deshalb ist es eine gute Nachricht, dass in den Zukunftsorten jetzt infrastrukturelle Voraussetzungen für wachsende Science-Tech-Unternehmen sowie Kooperationen mit etablierten Technologie-Unternehmen geschaffen werden. Außerdem bedarf es zusätzlicher Zukunftsorte, auch innerhalb des S-Bahn-Ringes. „Allein im Technologie-Park Humboldthain, in den Wissenschaftsstandorten in Dahlem und Schöneweide, in der Siemensstadt Square und der Urban Tech Republic könnten in den nächsten zehn Jahren über zehn Milliarden Euro in hochmoderne Labore, Produktionsstätten und transdisziplinäre Innovationsumgebungen investiert werden“, skizziert Terberl die Entwicklungspotenziale. Bis zu 100.000 neue Arbeitsplätze könnten so an den Berliner Zukunftsorten bis 2040 entstehen. Doch das Engagement am Standort kann seine Wachstumseffekte nicht voll entfalten, solange wichtige Standortdefizite – gerade auf Bundesebene – nicht angegangen werden. Wenn Gründerinnen und Gründer über Hürden sprechen, die die Entwicklung ihrer Unternehmen behindern, werden drei am häufigsten genannt: die schwach entwickelte europäische VC-Landschaft für Deep Techs. Die vergleichsweise überbordende Bürokratie, die etwa die Installation technischer Anlagen in Deutschland für Start-ups unattraktiv macht, und ein Misstrauen in Politik und Verwaltung gegenüber disruptiven Technologien, das zu besonders restriktiver Normensetzung animiert. Mit dem Resultat, dass Forscherinnen und Forscher aus den betroffenen Bereichen andernorts ihre akademische Zukunft sehen – und damit auch die Zukunft jener Gründungen, die Innovationen vom Labor in unser Leben bringen. ■ neue Arbeitsplätze könnten bis zum Jahr 2040 an den Berliner Zukunftsorten entstehen. Christian Nestler, IHK-Geschäftsfeld Wirtschaft & Politik Tel.: 030 / 315 10-286 christian.nestler@ berlin.ihk.de 100.000 Deep Tech Die Kombination aus „Technology“ und „Deep“ für „tiefgreifend“ beschreibt besondere Innovationen, die nur wenig auf bestehende Technologien zurück- greifen. Die neuen Lösungen haben oft ein großes Potenzial für eine Disruption. Standort | 13 Jetzt 19. bis 23. Juni 2023 in 15745 Wildau bei Berlin Brandenburgische Engineering Akademie BREAK anmelden! Technisches Wissen von Frauen für Frauen www.break.de

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