Berliner Wirtschaft Mai 2021

Fahrrad- logistik ist sinnvoll, wenn die Wege zwischen den Stopps kurz sind. forderung. Wir müssen angemessene Löhne bezah- len, die Lastenfahrräder sind sehr teuer. Immobilien für die Depots in City-Lagen sind auch teuer und schwer zu finden. Die Qualität der Lastenfahrräder ist auch noch nicht da, wo wir sie gern hätten. Gibt es nicht immer mehr Anbieter von Cargobikes? Ja, die gibt es. Die Branche ist auf einem gutenWeg. Sie ist aber noch nicht da, wo wir hinmüssen. Car- gobikes sind ein ganz neuer Markt. Das ist nicht vergleichbar mit Autos. Die Autohersteller haben jahrelange Produkterfahrungen. Wenn ein Fahrzeug auf den Markt kommt, hat es bereits Hundert- tausende Testkilometer auf dem Buckel. Man kennt die Schwach- stellen. Bei uns zeigen sich die Fahrzeugprobleme erst im Alltag. Wir müssen jedes Fahrrad alle zwei Wochen warten und sehr oft reparieren. Ist das Fahrrad kein bewährtes Produkt? Doch, aber nicht die Cargobikes. Wenn man das Gewicht des Bikes, des Fahrers und der Ladung zusammenzählt, erreicht man schnell 300 Kilo- gramm. Mit dieser Last steht das Material unter Dauerbelastung. Es kommt zu Schwingungen und Belastungsspitzen an bestimmten Stellen. Mitunter bricht der Rah- men. Aber es gibt schon Hersteller, die Ingenieure aus der Autoindus- trie einstellen und Komponenten von Motorrädern verwenden, um die Bikes stabiler zu machen. Das sind also hohe Investitionen. Ja, für Cargobikes, die für den pro- fessionellen Einsatz in der Fahrrad- logistik einigermaßen geeignet sind, bezahlen wir zwischen 5.000 und 15.000 Euro. Sie halten imDurchschnitt drei Jahre. Eine Flotte von 20 Bikes ist tatsächlich ein wesentlicher Kostenfaktor. Für KEP-Dienstleister ist es schwer, Fahrer zu finden. Ist es für Fahrradlogistiker einfacher? Einfach ist es für uns auch nicht. Der Job ist hart, er ist nicht hoch bezahlt. Aber für das Fahrrad ist es einfacher, Fahrer zu finden, als für Autos. Bei uns hat Logistik einen anderen Touch – einen ökologischen Touch. Ich tue etwas für eine nachhaltigere Stadt. Das reizt einige. Außerdem gefällt vielen die Frei- heit, die sie auf demFahrrad haben. Sie sindmorgens und abends im Depot, aber ansonsten den ganzen Tag eigenverantwortlich unterwegs, ohne Chef. Ich hole gern Leute ins Team, die wirklich Lust auf das Fahrrad haben und etwas für die Umwelt tunwollen. Berlin hat 2018 das Projekt „Kooperative Nutzung von Mikro-Depots durch die Kurier-, Express-, Paket-Branche für den nachhaltigen Einsatz von Lastenrädern in Berlin“ – kurz KoMoDo – gestar- tet. Waren Sie involviert? Ja, ich durfte das Projekt mitgestalten. Mit KoMoDo hat Berlin ein wichtiges Leuchtturm-Projekt auf die Beine gestellt. Es war ein Test, wie große KEP-Dienste eine Fläche gemeinsam nutzen können. Es war ein Novum, dass diese Dienste sich darauf eingelassen haben, gemeinsam auf einer Fläche zu arbeiten. Welche Erkenntnisse hat das Projekt gebracht? Zu einer Konsolidierung der Sendungen ist es nicht Martin Schmidt FOTOS: AMIN AKHTAR, FOTOSTUDIO CHARLOTTENBURG SCHWERPUNKT | Interview

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