Berliner Wirtschaft April 2024

Wie heißt es so schön: „Der erste Eindruck zählt, der letzte Eindruck bleibt.“ Bedeutet auf die Arbeitswelt übertragen, Kunden nehmen von einem Unternehmen ein besseres Gefühl mit, wenn sie in einer angenehmen Büroatmosphäre Gespräche führen können. Gleiches gilt auch für die Mitarbeitenden, die sich täglich an ihren Schreibtisch setzen. „Büroräume sind auch die Visitenkarten eines Unternehmens“, weiß Laura Wamprecht, Managing Director von Flying Health, einer Boutique-Beratung und Netzwerkplattform für die Berliner Gesundheitswirtschaft. „Wir haben immer wieder erlebt, wie gestandene Manager beim erstmaligen Betreten unserer Etage automatisch ihre Krawatten abgelegt haben“, sagt sie. Das Unternehmen hat seine Büros bei Mindspace in der Friedrichstraße, einem internationalen Anbieter für flexible Workspaces. „Als ich die Räume das erste Mal sah, ist mir sofort das einladende Gesamtbild aufgefallen“, so Wamprecht. Nicole Engel von der Klinker & Klunker GmbH, einem Projektierer für nachhaltigen Umbau, bestätigt die Bedeutung einer Wohlfühlatmosphäre in Gewerberäumen. „Die Zeit des protzigen Prestigebüros ist vorbei“, sagt die Psychologin. Stattdessen werde heute viel mit Farbpsychologie und Grünpflanzen gearbeitet – in Zeiten des Informationsüberflusses ein wichtiger Faktor, um nicht nur die Augen zur Ruhe kommen zu lassen. Auch hinsichtlich des Marketings erfüllten Arbeitsumgebungen, die modernen Ansprüchen genügen, eine wichtige Funktion. „Diese Räume werden oft als sehr ‚instagrammable‘ wahrgenommen, fotografiert und über die sozialen Medien verbreitet“, so Engel. Angesichts der schwierigen Arbeitsmarktlage sei ein positives Image für Unternehmen heutzutage wichtiger denn je. Eine aktuelle Untersuchung des Immobilien-Researchers Leesman (London) belegt, dass die Zufriedenheit der Mitarbeitenden in einer ansprechenden Arbeitsumgebung rund 27 Prozent höher ist als im Durchschnitt. Das Arbeitsumfeld stellt somit auch einen wichtigen Faktor für die Mitarbeiterbindung dar. Allerdings: Im Jahr 2023 waren nur 62 Prozent der Arbeitnehmer mit dem Arbeitsplatz zufrieden. Es gibt also noch Luft nach oben. Eine informelle Umgebung, attraktives Dekor und kleine Meetingräume sind die drei Superdriver, die laut Leesman die größten Hebel für mehr Zufriedenheit bieten. Kaffee, Tee oder Erfrischungsgetränke im Büro lagen nur auf Platz 3 der „Wunschliste“. Eine ansprechende Optik sollte aber kein Selbstzweck sein, sondern einhergehen mit Flexibilität. Das global agierende Research-Unternehmen Gensler aus den USA hat in seiner Arbeitsplatz- umfrage 2023 ermittelt, dass die drei wichtigsten Gründe, ins Büro zu gehen, das Zusammensitzen mit Teamkollegen, persönliche Treffen mit dem Team und der Zugang zu älteren Kollegen sind. Und: Das Ausmaß der Wahlmöglichkeiten, die am Arbeitsplatz geboten werden, steht in einem signifikantem Zusammenhang mit der Effektivität und dem Erleben von Räumen. Kein Wunder also, so Oliver Lehmann von Mindspace, dass die HR-Abteilungen bei Entscheidungen über neue Büros fast immer sehr früh mit am Tisch sitzen. „Viele Firmen wollen sich abgrenzen mit Räumen, die auf den Menschen eine positive Wirkung haben.“ Das ist auch wichtig, denn laut Industrieverband Büro und Arbeitswelt (IBA) geben fast 70 Prozent der Erwerbstätigen an, dass die Arbeitsumgebung bei einem Wechsel der Arbeitsstelle ein Auswahlkriterium für einen neuen Arbeitgeber ist. Dies gelte unabhängig von Alter, Einkommen und Position im Unternehmen. Übrigens, Flying Health hat seine Mitarbeiter im Lockdown gefragt, ob man generell auf Home-Office umstellen oder die Büros behalten solle. „Dabei haben sich sogar Teammitglieder, die nicht in Berlin wohnen, für die Büros bei Mindspace ausgesprochen. Weil sie sich immer wieder darauf freuen, bei unseren monatlichen Team-Tagen diese Atmosphäre zu genießen“, so Laura Wamprecht. Ein klares Votum. ■ Bürogestaltung rückt zunehmend in den Unternehmensfokus. Ein ansprechendes Umfeld wirkt positiv auf Kunden und Mitarbeitende von Tobias Rühmann Möblierte Visitenkarte Nicole Engel Co-Founder Klinker & Klunker Diese Räume werden oft als sehr ,instagrammable‘ wahrgenommen und über die sozialen Medien verbreitet. Tobias Rühmann, IHK-Key-Account-Manager Finanz- und Versicherungswirtschaft, Bau- und Immobilienbranche Tel.: 030 / 315 10-621 tobias.ruehmann@berlin. ihk.de FOTOS: GETTY IMAGES/HENRIK SORENSEN, SOFIA HENRIQUES (2), GERALD MATZKA New Work | 57 Berliner Wirtschaft 04 | 2024

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