Für Sebastian Stietzel, Präsident der IHK Berlin, steht fest: „Die Euro 2024 in Berlin bietet die große Chance, der Welt eine eindrucksvolle Visitenkarte für den Standort mitzugeben. Berlin kann sich als die gastfreundliche, weltoffene und internationale Metropole präsentieren, für die sie bereits heute bekannt ist und Jahr für Jahr Millionen von Besuchern begeistert. Wir wollen aber auch das Signal aussenden, dass Berlin Großveranstaltungen ,kann‘, und uns damit als ein geeigneter Gastgeber platzieren.“ Denn die Berliner Wirtschaft und Gesellschaft insgesamt werden von solchen Ereignissen nachhaltig profitieren. Mehr als 600 Millionen Euro Stadtrendite Welche Einnahmen die Stadt aus der EURO 24 erwartet, hat der Senat ausgerechnet. Die Stadtrendite wird laut Sportsenatorin Iris Spranger deutlich mehr als 600 Mio. Euro betragen. Auf einen Extra-Umsatzkick hoffen unter anderem die Brauereien. Für Wolfhard Buß wäre der Einzug der deutschen Mannschaft ins Endspiel deshalb nicht nur in sportlicher Hinsicht erstrebenswert. Der wirtschaftliche Erfolg hänge auch davon ab, wie weit es die deutsche Nationalmannschaft im Turnierverlauf bringen wird, sagt der Geschäftsführer der Berliner-Kindl-Schultheiss- Brauerei GmbH. Mit Sonderplatzierungen im Einzelhandel und Gewinnspielen wird das Berliner Traditionsunternehmen Lust auf sein Kaltgetränk machen. Marc Mundstock ist zwar großer Fußballfan, aber aus Sicht der Veranstaltungswirtschaft beurteilt er das Mega-Sportereignis eher zurückhaltend. „Für unsere Firmenkunden sind Mai und Juni die attraktivsten Monate, um Veranstaltungen in Berlin zu organisieren“, sagt der erste Vorsitzende von Berlin Event Network (BEN). Was erst einmal positiv klingt, hat aber seine Tücken. „Wegen der EM werden die Zimmer knapp, weshalb die Preise deutlich steigen. Viele Kunden unserer Mitglieder weichen deshalb auf andere Destinationen aus.“ Verglichen mit den Vorjahren, seien die Vorbuchungen deutlich zurückgegangen. Auch kleine Mittelständler wollen sich das Mega-Event nicht entgehen lassen, um für Berlin und damit ihre Produkte zu werben. Sabine Welz, Inhaberin von Art-Donino, die Städte in Pop-Art in Szene setzt, wird zur Fußball-EM ein Set aus insgesamt zwölf Bierdeckeln produzieren – für jeden Bezirk einen. Die Vorderseite zeigt eine Sehenswürdigkeit, einen besonderen Ort oder Platz des Bezirks im Pop-Art-Stil; auf der Rückseite steht ein Infotext samt Tipps für einen Ausflug in den jeweiligen Stadtteil. Über einen QR-Code können Interessierte weitere Informationen beziehungsweise Websites abrufen. Nach dem Event ist vor dem Event Für IHK-Präsident Stietzel wirken Events wie die EM auch über den Tag hinaus. „Neben der zu erwartenden Stadtrendite, vor allem durch Umsätze in der Hotellerie, der Gastronomie, dem Einzelhandel, den Attraktionen sowie der Veranstaltungs- und Freizeitwirtschaft, setzen wir damit auch ein Zeichen für mehr Gemeinschaftssinn, Toleranz und Gastfreundschaft in politisch unsicheren Zeiten.“ Nach dem Mega-Event ist ohnehin vor dem Mega-Event. Während Ritz-Carlton- Direktor Richter noch nicht exakt abschätzen kann, wie sich die EM auf sein Geschäft auswirkt, ist eins sicher: Der Berlin-Marathon am Wochenende des 28./29. September 2024 bringt zuverlässig eine gute Auslastung. Aber nicht nur deshalb fiebert der General Manager dem Event entgegen. Der begeisterte Triathlet geht selbst an den Start. ■ Simone Blömer, IHK-Key-Account- Managerin Handel, Tourismus und Gastgewerbe Tel.: 030 / 315 10-432 simone.bloemer@ berlin.ihk.de Besucher Zwei Millionen Gäste werden die Fanzone zwischen Brandenburger Tor und der Wiese vor dem Reichstag besuchen. Rund 200 Veranstaltungen sind dort geplant. An den sechs Spieltagen in Berlin kommen noch einmal mindestens 76.000 Stadionbesucher hinzu. Tickets 2,7 Mio. Tickets stehen insgesamt zur Verfügung. 80 Prozent gehen nach Angaben der UEFA an Fans. Investitionen Berlin investiert rund 82 Mio. Euro in die Modernisierung der Spielstätten und in die Durchführung des Fanfestes (Stand Mitte Januar 2024). Prognosen des Senats zur Fußball-EM 2024 Berlin investiert rund 82 Millionen Euro; für die Fanzone werden zwei Millionen Gäste erwartet, ohne Stadionbesucher Wolfhard Buß Geschäftsführer Berliner-KindlSchultheiss-Brauerei Der wirtschaftliche Erfolg hängt auch davon ab, wie weit es die deutsche Nationalmannschaft im Turnierverlauf bringen wird. Im Olympiastadion findet am 14. Juli das Endspiel der Fußball-EM statt. Die Ränge werden dann wieder so gut gefüllt sein wie beim Freundschaftsspiel zwischen Deutschland und der Türkei vergangenes Jahr (Foto) FOTOS: GETTY IMAGES/MARVIN IBO GUENGOER, BERLINER-KINDL-SCHULTHEISS-BRAUEREI Berliner Wirtschaft 04 | 2024 VERLAGSSONDERVERÖFFENTLICHUNG | Fußball-EM 2024 | 55
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