Berliner Wirtschaft April 2024

Mit jährlicher Regelmäßigkeit fragt sich ganz Berlin bange: Sind wir denn noch Start-up-Hauptstadt? Oder hat uns München nun doch überholt? Ganz Berlin? Nein, nicht ganz Berlin: Außergerechnet die Start-up-Szene und Ökosystemtreiber interessiert diese Frage wahrscheinlich am wenigsten. Sie innovieren, gründen, pitchen und investieren nicht, um Berlin einen netten Titel zu verschaffen. Sie wollen Ideen Gestalt geben, Märkte schaffen oder umwälzen, Erfolgsgeschichten schreiben – ihre Motivationen sind sehr unterschiedlich. Das offizielle Berlin, Politik, Verwaltung, Kammern und Verbände übernehmen hier nicht die Rolle des Protagonisten. Aber eine wichtige Nebenrolle als Ermöglicher, Vernetzer, Unterstützer und natürlich auch finanzieller Förderer. Vernetzen, informieren, zusammenbringen Mit der im November 2022 durch den Senat verabschiedeten Startup-Agenda erhielt diese Nebenrolle ein schärferes Profil. Die mit der Erarbeitung betraute Startup Unit, in der sich wichtige Berliner Stakeholder, unter ihnen die IHK, zusammengeschlossen haben, definierte fünf Felder, auf die das Land besonderen Wert legen sollte, um Berlin für die nächste Gründergeneration fit zu machen: Impact-Start-ups, Ermöglichung, Talente, Diversität und Kooperation. An jedem dieser Themen arbeiten bereits zahlreiche Netzwerke, Förderer, Institutionen. Doch meist in dem für Berlin typischen – und durchaus sympathischen – Wildwuchs und in solcher Zahl, dass Synergien verloren gehen. Akteure vernetzen, informieren und zusammenbringen, sind daher die Hauptaufgaben, um der Agenda Leben einzuhauchen. Dieser Herausforderung stellt sich seit Anfang 2023 zu jedem der fünf Schwerpunkte eine aus Mitgliedern des Ökosystems gebildete Arbeitsgruppe. Das Geschäft des Vernetzens, Informierens und Zusammenbringens ist bekanntermaßen wenig glamourös und dafür zäh. Doch zeigt es Erfolge: Impact-Innovation-Challenges wurden auf den Weg gebracht, Reallaborprogramme beraten, das Gründer-Visum erfolgreich vorangetrieben, Gründerinnen und Gründer mit der Landesregierung vernetzt, Kooperationsnetzwerke vernetzt und sichtbar gemacht. „Wir waren völlig ahnungslos, als wir Ende der Neunziger unser erstes Start-up aufbauten“, erzählt Christoph Räthke, einer der profiliertesten Kenner und Akteure der Berliner Szene. 1999 gründeten er und ein paar Freunde und waren damit Teil der ersten Start-up-Welle Gründer und Business Angel Christoph Räthke appelliert an Start-ups, Stakeholder und das Land Berlin, sich angesichts neuer Herausforderungen auf die Stärken des Ökosystems zu konzentrieren von Christian Nestler Fokussiert euch! » Standort | 37

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