Berliner Wirtschaft April 2023

Höffken: Wir zielen darauf ab, dass wir ein so großes Angebot an Daten für dieses Quartier haben werden, dass Unternehmen hier zu vielen neuen Geschäftsmodellen inspiriert werden – zum Beispiel indem über Daten die Vor- und Nachteile des Holzbaus im Vergleich zum konventionellen Bau evaluiert werden. Vielleicht werden auch neue Mobilitätsarten analysiert oder neue Konzepte für Verkehrs- träger entwickelt. Insofern ja: Daten werden zum Wettbewerbsvorteil. Können Sie Beispiele für Anwendungsfälle nennen? Höffken: Ein Beispiel sind Multifunktionsmasten, also mit Sensoren bestückte Straßenlaternen. Prototypisch haben wir sie bereits aufgebaut. PerspektivischwerdenmehrereHundert davonerrichtet.Wenn sie angeschlossen sind, werden sie diverse Daten liefern, die wir für eine ganze Reihe von Anwendungsfällen nutzen können. Wir wollen Umgebungsdaten sammeln, zum Beispiel Umweltdaten oder die Zahl passierender Autos. Damit realisieren wir ein Park- raum-Management und steuern die Beleuchtung. Die Masten nutzen wir auch als Ladeinfrastruktur, für WLAN, 5G oder als Notrufsprechstellen. Was verstehen Sie unter Smart Nature? Sack: Wir werten Bilder von Drohnen aus, um zum Beispiel das Pflanzenwachstum auf dem Gelände zu analysieren. So können wir erkennen, wenn bestimmte Pflanzenarten zurückgedrängt werden. Wir haben auch schon die ersten Schafe auf dem Gelände und wollen ermitteln, ob sie die bessere Lösung für die Bewirtschaftung von Rasenflächen sind als Mähmaschinen. Digital können wir sehen, ob sie in den Biotopen noch genug Nahrung haben oder wir außerhalb des Geländes zufüttern müssen. Sehr wichtig ist uns auch eine nachhaltige Regenwassernutzung. Auch dabei helfen Daten? Höffken: Ja, wir wollen die Grundwassermessstellen digitalisieren. Damit erhalten wir die Basisdaten für eine Wassersimulation beziehungsweise einen digitalen Zwilling unseres Grundwassers. Um ein intelligentes Regenwassermanagement aufzubauen, werden wir auch hier Sensoren einsetzen und Wettervorhersagen in das System integrieren. Das Ziel ist unter anderem, stets möglichst viel Wasser zur Bewässerung bereitzuhalten. Sack: Wir planen eine Stadt der Zukunft. In Zukunft rechnenwir mit massiven Trockenperioden. Deshalb wirdWasser immer wertvoller undWassermanagement ein ganz zentrales Thema sein. Für eine intelligente Wasserversorgung undWassernutzung sind Daten immens wichtig. Die von Ihnen angesprochenen Themen haben für die ganze Stadt Relevanz. Kann Tegel ein Vorbild für andere Ortsteile werden? Höffken: Ja, wir streben an, einen funktionellen Prototyp eines Data-Hubs für Berlin zu entwickeln. Gesprächemit der Innenverwaltung dazu sind weit fortgeschritten. Insofern sind wir tatsächlich ein Pilotprojekt für ganz Berlin. Das, was wir mit unserem FUTR HUB in Tegel schon jetzt aufgebaut haben, soll für Berlin dupliziert und in zwei Jahren evaluiert werden. Es ist gut möglich, dass wir unsere Erfahrungen aus Tegel auch danach für die ganze Stadt umsetzen. Was ist der FUTR HUB? Sack: Der FUTR HUB ist das Kompetenzzentrum für urbane Daten. Dort entwickeln wir die Datenplattform für Berlin TXL. Es gehört zu unserem Grundauftrag, mit der Entwicklung des Quartiers auch eine digitale Datenplattform für das Quartier zu entwickeln. ZumAuftrag gehört, sie mit Open Source so zu entwickeln, dass sie replizierbar und skalierbar ist. Stefan Höffken entwickelt die Open-Data- Strategie der Tegel Projekt GmbH Gut vernetzt Kontakt zu Gudrun Sack auf LinkedIn über den QR-Code: Stefan Höffken finden Sie auf LinkedIn über diesen QR-Code: FOTOS: ULRICH SCHUSTER Berliner Wirtschaft 04 | 2023

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