Berliner Wirtschaft April 2023

Als ihr erstes Open-Data-Angebot hat die IHK Berlin im vergangenen Monat auf dem Open-Data- Portal Berlins Gewerbedaten veröffentlicht. Geoinformationen zu rund 350.000 Gewerbetreibenden geben darüber Auskunft, wo in der Hauptstadt Unternehmen welcher Größe und aus welchen Wirtschaftszweigen ansässig sind. „Die Daten auf dem Portal werden von uns monatlich aktualisiert. Gleichzeitig wird mit den Daten sukzessive ein frei zugängliches Archiv aufgebaut, sodass später auch Zeitreihen abgeleitet und Entwicklungen der Berliner Wirtschaftsstruktur abgelesen werden können“, sagt Florian Koch, Head of Data Management bei der IHK Berlin. Man könnte dann zum Beispiel analysieren, welche Auswirkungen ein Großereignis wie eine Pandemie auf die Standorte der Unternehmen oder Branchen hat. Einen Schritt weiter will die IHK Berlin mit ihrer neuen Plattform „OpenData4Business“ gehen, die gleichfalls noch im laufenden Jahr starten soll. Projektpartner ist die Open Data Informationsstelle Berlin (ODIS), die von der Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe gegründet wurde und von der Technologiestiftung Berlin betriebenwird. „Ziel ist es, die als Open Data zur Verfügung gestellten Gewerbedaten mit anderen offenen Verwaltungsdaten zu kombinieren“, sagt Henrik Holst, Public Affairs Manager bei der IHK Berlin. Dafür will die IHK Berlin ein Karten-Tool entwickeln. Ein Unternehmen kann dann zum Beispiel ohne großen Rechercheaufwand auf einen Blick erkennen, ob es etwa an einem Standort eine gute Internetversorgung hat, wie die Verkehrsanbindung oder die Energieversorgung ist oder auch welche potenziellen Lieferanten und Kunden sich in der Nähe befinden. Mittelfristig vorstellbar wäre zudem, dass man durch die Kombination dieser Daten untersuchen kann, wie sich Standortfaktoren in einem zeitlichen Verlauf auf die Ansiedlung von Unternehmen und Entwicklung von Branchen in einem Kiez auswirken. Für Sebastian Stietzel, Präsident der IHK Berlin, steht fest: „Open Data entwickelt sich immer mehr zu einem wichtigen Standortfaktor und sollte als Motor für Innovation begriffen werden. Je mehr und je hochwertigere Datensätze vorliegen – das heißt maschinenlesbar und verknüpfbar –, desto spannender sind auch die Anwendungsmöglichkeiten von Open Data. Davon profitieren wir alle: Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft.“ Die Verwaltung sollte daher ihre eigenen Datensätze aufbereiten und nach demPrinzip „open by default“ verfügbar machen, so Stietzel weiter. „Damit werden nicht nur Datensilos innerhalb der Verwaltung überwunden, sondern auch die Grundlage für besseres, evidenzbasiertes Verwaltungshandeln geschaffen. Auch die Wirtschaft ist gefragt – sowohl bei der Datennutzung als auch deren Bereitstellung.“ Vorteile für die Wirtschaft sind aus Sicht des IHK-Präsidenten: Daten helfen Unternehmen dabei, die eigenen Prozesse zu optimieren oder neue, innovative Lösungen und Geschäftsmodelle zu entwickeln. Gerade kleinere Unternehmen und Start-ups, die ansonsten vielleicht nicht über Zugang zu großen Datenmengen verfügen, könnenmithilfe vonOpen Data ihre eigenen Ideen vorantreiben. Beispielsweise können durch Verknüpfung und Weiterverarbeitung von offenen Verwaltungsdaten in den Bereichen E-Government und Smart City spannende Innovationen entstehen. Den rechtlichen Rahmen für Open Data liefert das E-Government-Gesetz. Danach sind alle Behörden, Senats- und Bezirksverwaltungen einschließlich der Sonderbehörden des Landes Berlin verpflichtet, die Daten, die bei Ausüben der gesetzlichen Aufgaben anfallen, der Allgemeinheit als offene Daten zur Verfügung zu stellen, vorausgesetzt, der Datenschutz wird nicht verletzt. Anfang des Jahres 2023 finalisierte die Senatsverwaltung für Inneres, Digitalisierung und Sport eine neue Open-Data-Strategie. Diese will sie voraussichtlich im Juli 2023 veröffentlichen. „Ziel ist es, eine Data Governance für die Berliner Verwaltung zu entwickeln, die Datenbereitstellung qualitativ zu verbessern, die Datenkompetenz der Verwaltungsbeschäftigten zu stärken, ein internes Datenmanagement zu etablieren und die intelligente Datennutzung voranzutreiben“, erklärt Betül Özdemir, die zentrale Verantwortliche für Open Data im Land Berlin von der Senatsinnenverwaltung. Schon seit dem Jahr 2011 betreibt Berlin ein Open-Data-Portal. Dort finden die Datennutzenden die Daten, die die Senats- und Bezirksverwaltungen als auch die nachgelagerten Behörden inmaschinenlesbaren Formaten wie Excel oder CSVmit jeweiligenMetadaten hinterlegt haben. Die Daten stehen kostenfrei jedem zum Download zur Verfügung. Die BesonBerlin Open Data Auf dem Landesportal finden sich bislang rund 3.200 Datensätze: daten.berlin.de 31% der Unternehmen in Berlin wünschten sich in einer IHK-Umfrage mehr Open Data. Auf Bundesebene waren es nur 24 Prozent. Sebastian Stietzel Präsident IHK Berlin Unser Anspruch sollte sein, Berlin zu einem Vorreiter bei Open Data zu machen. Julia Knack, IHK-Fachreferentin Digitalisierung & Nachhaltigkeit Tel.: 030 / 315 10-846 julia.knack@berlin. ihk.de Henrik Holst, IHK-Geschäftsfeld Wirtschaft & Politik Tel.: 030 / 315 10-623 henrik.holst@berlin. ihk.de PLUS Punkte 1 Open-Data- Angebot der IHK zu 350.000 Gewerbetreibenden verfügbar 2 IHK-Plattform OpenData4Business startet 2023 3 E-Government-Gesetz verpflichtet Behörden, erhobene Daten offen bereitzustellen » FOKUS | Open Data | 18 Berliner Wirtschaft 04 | 2023

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