Berliner Wirtschaft März 2024

Qualifizierte Mitarbeitende fehlen. Deswegen setzt die Wirtschaft verstärkt auch auf ältere Beschäftigte, die sogenannten Silver Workers von Jan Bruns Silberne Fachleute S eit ein paar Jahren zeigt sich: Der demografische Wandel kommt nicht, er ist bereits da. Im vergangenen Jahr gab es bereits über 21 Millionen Rentnerinnen und Rentner in Deutschland. Bis 2035 werden rund vier Millionen weitere Personen der sogenannten Boomer-Generation in Rente gehen. Um dem dadurch zunehmenden Mangel an Fachkräften zu begegnen, setzen Unternehmen stärker auf die Beschäftigung von Älteren. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung von Menschen ab 60 Jahren steigt seit 20 Jahren deutschlandweit deutlich an und hat sich auf über 40 Prozent vervierfacht. Nach Zahlen der Bundesagentur für Arbeit waren 2021 53,2 Prozent der 55- bis 65-Jährigen in Berlin sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Auch der Anteil berufstätiger Rentner steigt kontinuierlich. Eine kürzliche Umfrage der IHK Berlin hat ergeben, dass zwei Drittel der Berliner Wirtschaft ihre Beschäftigten im Rentenalter im Rahmen einer geringfügigen Beschäftigung oder in Teilzeit weiterbeschäftigen. Deutschlandweit gehen rund 15 Prozent der 65- bis 69-Jährigen einer bezahlten Arbeit nach. Hierbei stehen für viele Spaß an der Arbeit und die Pflege von sozialen Kontakten im Vordergrund. Angesichts der Auswirkungen des demografischen Wandels lohnt sich auch ein Blick über den Tellerrand. Aufgrund seiner Überalterung hat Japan mittlerweile viele Lösungsansätze entwickelt. Rund 30 Prozent aller Menschen sind in Japan über 65 Jahre alt, daher setzt das Land auf das „Society 5.0“-Konzept, bei dem wirtschaftlicher Fortschritt mit der Lösung sozialer Herausforderungen verbunden werden soll. Laut Niels Meinke, Head of Government und External Relations bei Mitsubishi Electric Deutschland, sind es insbesondere Innovationen wie etwa die applikationsgetriebene Automatisierung, die hier Abhilfe schaffen können. Dabei steht etwa die körperliche Entlastung von Beschäftigten im Fokus. Ebenso wird das Zusammenspiel mit kollaborativen Robotern ermöglicht und somit dem Mangel an Fachkräften begegnet. Zuletzt bedarf es auch rechtlicher Reformen. Erste Schritte, wie das Wegfallen der Zuverdienstgrenze bei vorgezogenem Renteneintritt, sowie die schrittweise Anhebung des gesetzlichen Renteneintrittsalters auf 67 Jahre sind zwar getan, doch es müssen weitere gesamtgesellschaftliche Reformen an den Start gebracht werden. Hierbei sollten nach japanischem Vorbild die gezielte Förderung und Nutzung von Technologie von zentraler Bedeutung sein. ■ Die Wirtschaft braucht ältere Beschäftigte, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken Jan Bruns, IHK-Public-Affairs-Manager Wirtschaft & Politik Tel.: 030 / 315 10-920 jan.bruns@berlin. ihk.de 64 % der Berliner Unternehmen beschäftigen ihre Mitarbeitenden im Rentenalter in Teilzeit weiter und 70 Prozent im Rahmen einer geringfügigen Beschäftigung. FOTO: GETTY IMAGES/MASKOT FACHKRÄFTE | Arbeitsamarkt | 50 Berliner Wirtschaft 03 | 2024

RkJQdWJsaXNoZXIy MTk5NjE0NA==