Berliner Wirtschaft März 2024

Für das Grenanderhaus (l. um 1932), produzierte der Steinmetzbetrieb Bühl & Reuther in großem Stil. Bild oben: Franz Reuther, einer der Gründer Oft sind es nur Details, aber sie geben einem Gebäude den Charakter, den letzten Schliff: Simse, Portale, Treppen, Fassadenschmuck. Architekten entwickelten eine eigene Formensprache, die ihre Werke unverwechselbar machten. Steigt man etwa in den Berliner Untergrund, wird dies deutlich an der Gestalt von mehr als 70 U-Bahnhöfen, die maßgeblich durch den schwedischen Architekten Alfred Grenander (1863–1931) gestaltet worden sind. Er unterstützte eine neue Ästhetik, bei der Material und Form dem Zweck des Objektes angepasst werden sollten. Vom Jugendstil kommend, präsentieren sich Grenanders Bauten im Stil der Neuen Sachlichkeit – teilweise mit Baukeramik, Lichteffekten, sichtbaren genieteten Stahlstützen oder auch mit steinverkleideten Stützen und klaren Linien. Dabei bediente sich Grenander oft des Steinmetzbetriebes von Adam Bühl & Franz Reuther, der die Bauteile lieferte. Die Fassade des 1930 fertiggestellten Grenanderhauses mit Sitz der Nord-Süd-Bahndirektion war von Bühl & Reuther. Neben Grenander waren andere Industriearchitekten wie Otto Salvisberg und Hans Hertlein Auftraggeber für Bühl & Reuther. Franz Reuther hatte sich 1923 mit Adam Bühl zu einer Kommanditgesellschaft zusammengetan und in der Tempelhofer Borussiastraße ein Steinmetzgeschäft und Steinbruchbetrieb hochgezogen. Schon bald waren die beiden in der „Schleifsteinindustrie“ gut beleumundet und versorgten neben der U-Bahn auch die Reichspost mit Portalen, Fensterumrahmungen, Treppenhausverkleidungen, Simsen und Lichtschachteinfassungen und lieferten beim Bau der Autobahnen in den 1930er-Jahren die Steinverkleidungen von Autobahnbrücken, auch solche mit dem Berliner Stadtwappen nach dem Modell des Bildhauers Albert Kraemer. Bühl & Reuther führten Naturstein, massiv und in Platten, für Fassaden, Brücken und Ingenieurbauten. Bühl war der Architekt und hatte als Mitglied der NSDAP beste Kontakte, Reuther der Steinmetz. Sie lieferten Kalkstein und Dolomit für den Ehrenhof der Neuen Reichskanzlei, Muschelkalk für das Stadion Berlin und Jurakalkstein für die Kaserne des Wachregimentes „Großdeutschland“ in Moabit. Franz Reuther setzte die Unternehmenstätigkeit nach dem Krieg fort und zeichnete für die Ausführung auch von Brunnen, Statuen, etwa der Bärengruppen am Volkspark Jungfernheide, und vor allem Grabmale verantwortlich. Nach seinem Tod führte seine Tochter Therese den Betrieb bis 2003 weiter. ■ Der renommierte Steinmetz- und Steinbruchbetrieb Bühl & Reuther lieferte Teile aus Stein für Bauten aller Art – später auch im Auftrag der Nationalsozialisten von Björn Berghausen (BBWA) Material für die Moderne Zugang zum Wirtschaftsarchiv Die Bestände des Berlin-Brandenburgischen Wirtschaftsarchivs (BBWA) können nach Vereinbarung eingesehen werden. Kontakt und Infos: bb-wa.de FOTOS: BBWA Historie | 45 Berliner Wirtschaft 03 | 2024

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