Berliner Wirtschaft März 2022

Die Autoren Daniel-Jan Girl, Präsident der IHK Berlin, Vize­ präsident Robert Rückel und Sebastian Stietzel, ebenfalls Vizepräsident, im Namen des gesamten Präsidiums der IHK Berlin. gen der Stadt von Anfang mit am Tisch sitzt und Politik undWirtschaft diese gemeinsammeistern. Unsere Botschaft lautet: Wir – die Wirtschaft – sind die Lösung. Und dafür haben wir mit dem Präsidium der IHK Berlin ein Programm aufge- setzt, das als strategisches Leitmotiv imRahmen des Arbeitsprogramms der IHK für das Jahr 2022 verabschiedet wurde. Die 3+1-Strategie zielt auf eine funktionierende Stadt, die Revolution in der Bildung sowie eine pragmatische Stadtentwick- lung – alles im Zeichen der Nachhaltigkeit. Wie jede prosperierende Großstadt dieser Welt kämpft Berlin mit den bekannten Wachstums- schmerzen: knapper Wohnraum, volle Straßen, lange Wartelisten bei der Schulanmeldung und noch längereWarteschlangen auf demBürgeramt. Gleichzeitig gerät die deutsche Hauptstadt bei der Lösung dieser Aufgaben nicht nur im internatio- nalen Vergleich immer weiter ins Hintertreffen. Das müssen wir ändern. Das Markenzeichen einer funktionierenden Stadt muss nach innen und außen die leistungs- starke und serviceorientierte Verwaltung sein. Berlinerinnen und Berliner sowie die Unter- nehmen der Hauptstadt erwarten endlich echte Durchbrüche bei Bürokratieabbau, digitaler Verwaltung und schlanken Prozessen. Auch die Ansiedlung neuer Unternehmen und der Zuzug führender Köpfe aus der Wissenschaft – und damit die Innovationsdynamik des Wirtschafts- standortes – hängen von der Modernisierung der Berliner Verwaltung ab. Wenn in Berlin zudem keine Revolution in der Bildung gelingt, wird die Stadt nicht nur die „rote Laterne“ in der Bildungs- politik behalten, sondern auch auf einen immen- sen Personalmangel zusteuern. Genug Empfeh- lungen aus Expertenkommissionen und Maß- nahmenvorschläge für eine Bildungsrevolution liegen längst auf demTisch. Sie müssen nun unter Beteiligung der Wirtschaft umgesetzt werden und dabei einen klaren Fokus auf die Steigerung von Schulqualität sowie die Einmündung in betriebs- nahe berufliche und akademische Bildung legen. Auch braucht die wachsende Stadt weniger Ideologie, sondern eine pragmatische Stadtent- wicklung. Wir wollenmit begrenztemFlächenan- gebot und knappen Ressourcen ein lebenswertes Berlin für alle Bewohner schaffen. Eine nachhal- tige Verkehrswendemuss denWirtschaftsverkehr mitdenken. Die Ausweisung vonmehr Gewerbe- flächen sowie eine Neubauoffensive für priva- tenWohnraum sind Grundlage künftigenWachs- tums. Eine moderne (Netz-)Infrastruktur ist für die Entwicklung Berlins und ihre Verzahnung mit der Hauptstadt-Region eine entscheidende Daseinsvorsorge, die es auszubauen gilt. Wie gelingt es uns aber, diese wichtigen struk- turellen Themen anzugehen? Wir sind der festen Überzeugung, dass Lösungen, die Nachhaltigkeit zumQualitätsversprechenmachen, hier die beste Gelingens-Chance haben. Denn Nachhaltigkeit ist kein Trend, sondern eine unaufhaltsame Verän- derung des gesellschaftlichen Anspruchs, soziale, ökologische und ökonomische Interessen in den Ausgleich zu bringen. Nachhaltigkeit kann dabei zumGeschäftsmodell für die Wirtschaftsmetro- pole Berlin werden. Die großen ökologischen und gesellschaftlichen Herausforderungen der Stadt müssen dafür jedoch imSchulterschluss der Poli- tik mit der Wirtschaft gelöst werden. ■ 17 IHK BERLIN  |  BERLINER WIRTSCHAFT 03 | 2022 AGENDA | Strategiepapier

RkJQdWJsaXNoZXIy ODUxMjI4