Berliner Wirtschaft März 2022

IHK setzt auf 3+1-Strategie – für einen nachhaltigen Neustart in den wichtigsten Handlungsfeldern von Daniel-Jan Girl, Robert Rückel und Sebastian Stietzel Für die Zukunft Berlins D ie Corona-Pandemie bedeutet eine Zäsur für jeden Einzelnen von uns. Vielleicht haben Sie – wie auch wir – selbst schon Bilanz gezogen. Welche Umstellung der letzten beiden Jahre hat gut funktioniert und mein Leben bereichert? Woran bin ich geschei- tert? Diese Pandemie ist zum Lackmustest aller unserer lieb gewonnenen Gewohnheiten und lange eingefahrenen Pfade geworden. Das Gleiche gilt auch für unsere Geschäfts- tätigkeit. Wir erleben die Berliner Wirtschaft in dieser Phase widerstandsfähig und agil. Die Digi- talisierung von Prozessen, die Flexibilisierung der Arbeit und das Entwickeln neuer Geschäftsmo- delle haben enorm an Fahrt gewonnen. Gleichzei- tig – auch das gehört zur Wahrheit – sind Unter- nehmen auf der Strecke geblieben oder kämp- fen noch ums Überleben. Die Berliner Wirtschaft wird nach dem Ende der Pandemie ein anderes Gesicht haben. Wir haben gelernt, uns anzupas- sen. Uns stetig zu verbessern. An anderer Stelle jedoch fehlt diese Anpas- sungsfähigkeit. Es hat sich gezeigt, dass die struk- turellen Herausforderungen der Stadt nicht gelöst sind: Der latente Fachkräftemangel ist weiterhin ein großes Wachstumshemmnis und hat sich in vielen Branchen noch verschärft. Der Bildungs- notstand hat dazu sein Übriges getan. Eine Ver- waltung als Servicedienstleister vermissten nicht nur viele Bürgerinnen und Bürger, sondern auch die Unternehmen. Die ausgebliebene Digitalisie- rung wichtiger Fachverfahren in der Verwaltung oder fehlende digitale Lösungen in der Pandemie machten deutlich, dass Berlin ohne eine funkti- onierende Verwaltung nicht zukunftsfähig sein wird. Verpasst wurden zudem eine echte Neu- bauoffensive und eine Mobilitätswende, die alle Verkehrsträger mitdenkt. Mit denWahlen in Bund und Land im letzten Herbst wurden die Karten jedoch neu gemischt. Zudem wählt die Berliner Wirtschaft im Früh- jahr eine neue Vollversammlung. Es besteht damit die Chance für einen Neustart in den wichtigs- ten Handlungsfeldern des Landes. Jetzt geht es darum, von Anfang an die richtigen Akzente zu setzen. Das kann nur gelingen, wenn die Berliner Wirtschaft bei der Lösung der Herausforderun- FOTO: GETTY IMAGES/RICOWDE AGENDA | Strategiepapier

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