Berliner Wirtschaft März 2022

werden in mittlerem Umfang von den Preisstei- gerungen getroffen. Es ist dies der stärkste Anstieg der Erzeugerpreise seit Beginn der statistischen Aufzeichnung in der Bundesrepublik. Beson- ders hart trifft es Industrie und Bauwirtschaft. Knapp drei Viertel der Unternehmen berichten von Ertragseinbußen oder steigenden Kosten. Verzögerungen in den Betriebsabläufen führen zu längeren Wartezeiten oder einem gänzlichen Stopp der Produktion. Für die Zukunft sehen die Unternehmer ein beträchtliches Risiko in der Ent- wicklung der Energie- und Rohstoffpreise. Zwar verringert sich die Geschäftsdynamik nur in wenigen Branchen, doch gewinnt keine Branche im Vergleich zum vergangenen Jahr deutlich an Dynamik dazu. Die Industrie der Me- tropolregion schlägt sich angesichts der genann- ten Probleme gut, doch ist es noch ein weiter Weg zur Dynamik der Vorkrisenzeit. Zumindest stabil entwickeln sich die Geschäfte des Baugewerbes seit dem Herbst. Trotz rasant gestiegener Erzeu- gerpreise berichtet die Mehrzahl der Unterneh- men von guten Geschäften. Die Geschäftsdyna- mik im Dienstleistungsgewerbe Berlin-Bran- denburgs gibt leicht nach. Die Branche prägt die hiesige Wirtschaftsstruktur und bremst durch ihre zögerliche Erholung insgesamt die Kon- junktur in der Region. Auch der Handel muss einen leichten Rückschlag verkraften. Konsum- zurückhaltung und die fortschreitende Verlage- rung vom stationären zum Onlinehandel setzen viele Händler weiterhin unter Druck. Massiv ver- schlechtern sich die Einschätzungen im Gastge- werbe. Die Branche bleibt weiterhin auf Corona- Hilfen angewiesen und braucht zügig eine belast- bare Wachstumsperspektive. Deuteten die Geschäftserwartungen im Herbst 2021 einen an Kraft gewinnenden Opti- mismus an, weicht dieser erneut skeptischen Erwartungen. Nur noch vier Punkte zählt der Indikator der Geschäftserwartungen nach zwölf Punkten imHerbst. Damit fällt die Zeitreihe wie- der auf das Niveau um die Null-Linie, auf dem sie sich seit dem Herbst 2020 bewegte. In den Aus- sichten für die kommenden Monate heben Hoff- nungen und Befürchtungen einander auf: Die aus Omikron resultierenden Risiken sind nur vage abschätzbar, wenn auch optimistischere Ein- schätzungen Raum gewinnen; die Lieferschwie- rigkeiten, Preisanstiegen und Fachkräftemangel geschuldeten Sorgen differieren nur wenig nach Branchen, und ihre voraussichtliche Dauer ist aktuell kaum seriös zu schätzen. ■ Christian Nestler, IHK-Experte für Konjunktur Tel.: 030 / 315 10-286 christian.nestler@ berlin.ihk.de Grafiken: BW Quelle: IHK Berlin 74% der Unternehmen erleiden durch Preisanstiege oder Lieferschwierigkeiten Ertragseinbußen. 56% der Betriebe geben an, dass die Preis- und Lieferprobleme aktuell zu längeren Wartezeiten führen. 45% der Befragten sagen, dass der Aufwand für die Planung in ihrem Unternehmen gestiegen ist. Konjunkturklimaindex Gegenüber der letzten Umfrage vom Herbst hat sich der Wert in Berlin-Brandenburg leicht abgeschwächt 150 50 75 100 125 '14 '15 '16 '17 '18 '19 '20 '21 '22 2013 jeweils zum Jahresbeginn, im Frühsommer und im Herbst 116 Investitions- und Beschäftigungspläne Saldo aus zunehmenden und abnehmenden Volumen bzw. Plänen bei Berliner Unternehmen in Prozentpunkten -50 -25 0 25 50 '14 '15 '16 '17 '18 '19 '20 '21 '22 2013 Beschäftigungspläne Investitionspläne 19 31 Geschäftslage und Geschäftserwartungen Saldo aus positiven und negativen aktuellen Einschätzungen von Befragten aus Berlin in Prozentpunkten -100 -50 0 50 100 '14 '15 '16 '17 '18 '19 '20 '21 '22 2013 Geschäftserwartungen Geschäftslage 15 30 11 IHK BERLIN  |  BERLINER WIRTSCHAFT 03 | 2022 AGENDA | Konjunktur

RkJQdWJsaXNoZXIy ODUxMjI4