Berliner Wirtschaft Februar 2022

Die Tornado Antriebstechnik GmbH feiert in diesem Jahr ihr 125-jähriges Jubiläum. Gegründet wurde das Unternehmen einst vom begabten Dr. Max Levy von Björn Berghausen (BBWA) Das erste Mal ein Herz sehen ter Mensch überhaupt ein pulsierendes Herz. In seiner eigenen Fabrik verlegte Levy sich auf Röntgen- und medizini- sche Apparate, später kamen Elektro- ventilatoren und Kleinmotoren sowie elektrische Widerstände hinzu. Schon vor dem Ersten Weltkrieg expandierte vor allem die Maschinen- produktion für Flugzeuge und U-Boote. Levy beschäftigte bei seinem Tod 1932 mit gerade 60 Jahren mehr als 800 Mitarbeiter. In erster Ehe war er mit Josephine Rathenau (1877–1921), einer Nichte des AEG-Grün- ders Emil Rathenau, verheiratet, die er in ihrem Engagement als Frauenrechtlerin, erster weibli- cher Stadträtin und in der Professionalisierung der Berufsberatung für Frauen unterstützte. Seine zweite Ehefrau und die beiden Kinder überleb- ten die Verfolgung als Juden durch die National- sozialisten im Exil. 1938 wechselt das Unternehmen den Firmen- namen in „Tornado“ und nimmt damit äußer- lich die „Entjudung“ vorweg, die mit dem neuen KG-Vertrag vom 13.5.1939 abgeschlossen wird. Der bekannte Rüstungs- und Medienunterneh- mer Alfred Hugenberg „arisierte“ das Unterneh- men, an dem insgesamt 45 Kommanditisten ihren Anteil nahmen, darunter bekannte Namen wie Poensgen oder Springorum. Die Kriegsproduktionwurde wegen der Bom- bengefahr in Berlin in das sächsische Großenhain verlagert und ging nach der Teilung verloren. Das Hauptwerk in der Müllerstraße wurde demon- tiert. 1951 kamTornado auf 15 Prozent des Maschi- nenparks aus der Vorkriegszeit und lieferte Elek- tromotoren vor allem an die Textil- und Büro- maschinenindustrie. Ein Viertel der Produktion waren tropengeschützte Elektromotoren. Die 1950er-Jahre waren auch bestimmt von der Rückerstattung der Unternehmenswerte an die Familie und damit Teil der Abwicklung des Hugenberg-Konzerns. 1959 produzierten 110 Mit- arbeiter Elektromotoren, Generatoren und Umfor- mer, 1964 waren es 208. Der Umzug in die Flohr- straße im Juni 1989 markierte den Beginn einer neuen Etappe des Unternehmens, das in seiner ungewöhnlich langen Geschichte Höhen, aber auch deutsche Tiefen aufweist. ■ V or 125 Jahren begann die Geschichte der Tornado Antriebstechnik in der Chaus- seestraße 2 und setzte sich ab 1905 für 84 Jahre in der Müllerstraße 30 fort, ehe das Unternehmen an den Standort in der Rei- nickendorfer Flohrstraße zog, wo es heute sein besonderes Jubiläum feiern kann. Sein Gründer Max Levy war gerade 28 Jahre alt geworden, als er sich mit seiner „Fabrik für elektrische Apparate Dr. Max Levy“ selbstständig machte. Ein gewagter Schritt – aber der Unterneh- mer hatte schon mit 25 Jahren die neu geschaf- fene Röntgenabteilung bei der AEG geleitet. Seine Röntgenerfindungen ließen innere Organe in guter Qualität sichtbar werden; Levy sah als ers- Mit einem Faltblatt warb das Unternehmen für seine Produkte, zu denen auch Gleichrichter- schränke gehörten Zugang zum Wirtschaftsarchiv Die Bestände des Berlin-Brandenburgischen Wirtschaftsarchivs (BBWA) können nach Vereinbarung eingesehen werden. Kontakt und Infos: bb-wa.de Online-Recherche unter: bb-wa.findbuch.net FOTOS: ARCHIV STIFTUNG DEUTSCHES TECHNIKMUSEUM 42 IHK BERLIN  |  BERLINER WIRTSCHAFT 02 | 2022 BRANCHEN | Historie

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