BERLINER WIRTSCHAFT 01/17
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NEUE UNTERNEHMEN & MÄRKTE
PRÜFE,WER SICH
STARKBINDET
K
napp ein Viertel aller Ven-
ture-Deals wird heute mit Be-
teiligung von Corporate Ven-
ture Capital (CVC) geschlossen – ein
Beweis für das starke Interesse von Kon-
zernen an der Startup-Landschaft. Den-
noch scheint das Verständnis für die nö-
tigen Voraussetzungen, die CVC zum Er-
folg machen, häufig noch gering. Hier
In seinem „Corporate Venture Capital Manual“ verdeutlicht der
Autor, Geschäftsführer von Bauer Ventures, wie Corporate Venture
Capital sinnvoll investiert werden kann
»
Von Iskender Dirik
ziellen Renditepotenzialen kann ein Cor-
porate einen CVC gezielt nutzen, um sich
am Nukleus digitaler Innovation zu po-
sitionieren, von neuen Märkten und Ge-
schäftsmodellen zu lernen, Research &
Development zu betreiben und Restka-
pazitäten auszunutzen. Ein CVC kann zu-
dem als Business-Development-Vehikel
für einen Corporate dienen, in dem der
CVC dabei hilft, Startups als Partner oder
Kunden zu gewinnen und ein Ökosys-
tem zu fördern, das den eigenen Absatz
steigert.
Nicht zuletzt lässt sich der CVC als
Zubringer für Mergers & Acquisitions
nutzen: Das VC-Scouting kann spannen-
de M&A-Kandidaten ausfindig machen.
Mithilfe von Minderheitsbeteiligungen
durch den CVC lassen sich M&A-Kandi-
daten optimal für eine spätere Mehrheits-
übernahme prüfen. Die Folge: Redukti-
on von Risiken und bessere M&A-Deals.
Ein CVC kann dank eines mächtigen
Konzerns imRücken aber auch den Start-
ups wichtige Vorzüge bieten: etablierte
Branchen-Netzwerke, jahrelange Markt-
erfahrung, Reichweite, Vertriebsunter-
stützung oder hochspezifische Infra-
struktur.
Trotz der Vorteile, die ein CVC brin-
gen kann, wird CVC am Kapital- und
Start-up-Markt im Vergleich zu unab-
hängigen, klassischen VC-Fonds oft als
minderwertig angesehen. Die Gründe
konzentrieren sich vor allemdarauf, dass
der CVC oft nicht optimal aufgesetzt ist.
Die Erfahrung zeigt, dass folgende Fra-
gestellungen zwar offensichtlich erschei-
nen, von vielen Corporates in der Eupho-
rie, im VC-Bereich tätig werden zu wol-
len, nicht ausreichend definiert werden:
•
Welches Mindset wird vom Corporate
abverlangt, umeinen CVC imagilen Start-
up-Umfeld sinnvoll managen zu können?
•
Was sind die genauen Ziele des CVC?
Sind sie eher strategischer oder finanzi-
eller Natur? Wie soll der CVC am Markt
positioniert werden? Was sind die KPIs,
anhand derer die Performance des CVCs
gemessen werden soll?
•
Welche Investmentkriterien sollte der
CVC haben?
setzt das „Corporate Venture Capital Ma-
nual“ an, das Vorteile und Erfolgskrite-
rien für die Umsetzung eines CVC auf-
zeigt und damit Orientierungshilfe für
alle Unternehmen bieten soll, die einen
VC-Fonds aufsetzen wollen.
An Vorteilen, die das Aufsetzen eines
VC-Arms aus Unternehmenssicht brin-
gen kann, mangelt es nicht: Neben finan-
Um einen CVC optimal aufzusetzen, müssen wichtige Fragestellungen gründlich erwogen werden
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