Berliner Wirtschaft 12/2020

Enttäuschung und Begeisterung liegen nah beieinander Das Kompetenzteam diskutierte den Mittelstandscheck 2020 mit den wirtschaftspolitischen Sprechern des Abgeordnetenhauses – dabei erwiesen sich nicht alle Parteivertreter als kompetente und am Thema interessierte Gesprächspartner W ie auch imvergangenen Jahr hat das Kompetenzteam Mittelstand zum Jahresende ein Resümee der mit- telstandsorientierten Wirtschafts- politik in Berlin gezogen und die Diskussion zu den daraus resultierenden Forderungen der Unternehmer im Kreis der wirtschaftspoliti- schen Sprecher eröffnet. Mit der Wahl imkom- menden Herbst stehen uns spannende Zeiten bevor, und das Interesse der Wirtschaft ist groß, über die Wahlprogramme der Parteien und den nächsten Koalitionsvertrag die Basis für ein perspektivreiches Wirtschaftsprogramm der kom- menden Jahre zu legen – ohne in den verbleibenden Monaten die Hände in den Schoß zu legen. Was eigentlich als Aufwärm- frage an die Fachpolitiker gedacht war, entpuppte sich als die größte Enttäuschung des diesjährigen Austau- sches. Nicht alle Politiker waren aus dem Stand in der Lage, drei konkrete Leistungen ihrer Fraktion zu nennen, mit denen sie sich in den letzten zwölf Monaten umden Berliner Mittelstand verdient gemacht haben. Der wirtschaftspoli- tische Sprecher der Linken war von der Frage so überrascht, dass ihm nur zwei Punkte einfielen, wovon sich nur einer einem Wirtschafts- thema zuordnen ließ. Ohnehinwirk- ten die beiden Vertreter der politischen Ränder eher auf der Suche nach eigenemErkenntnisge- winn als nach Lösungen für die Probleme ihrer Zielgruppe. Auf einemdeutlich höheren Niveau verliefen unsere Gespräche mit Wirtschaftspo- litikern aus SPD, CDU, Grüne und FDP. Bei der Suche nach möglichen Koalitionen für unsere Forderungen wurden wir positiv überrascht: Bei Themen wie dem zusätzlichen digitalen Bürgeramt oder der notwendigen visi- onären Strategie für die ganze Stadt erhielten wir uneingeschränkte Zustimmung aus allen Lagern – einstimmig! Selbst für die Zielbilder hinter unseren Forderungen zu Innovations- förderung und Steigerung von Bildungsqualität und Betreuungsflexibilität erhielten wir frak- tionsübergreifend ein klares Go! Nur über das „Wie“ gibt es hier naturgemäß noch Gesprächs- bedarf. Darauf freuen wir uns ausdrücklich und nehmen den Ball gern wieder auf. Bei so viel Zustimmung drängt sich die Frage auf: Warum geht es nicht voran? Wenn flächendeckende Einigkeit besteht, könnten viele der von uns vorgeschlagenen Maßnah- men bereits umgesetzt sein. Haben die Wirt- schaftspolitiker nicht genug Einfluss in ihren Fraktionen, oder liegt es an der Bedeutung von Wirtschaftspolitik in Berlin im Allgemeinen? Dies wäre für unsere von kleinen und mittle- ren Unternehmen getragene Stadt eine drama- tische Schlussfolgerung. Wir bleiben imDialog und helfen gern, auch die Fraktionskollegen von der Relevanz unserer Forderungen für die gesamte Stadtgesellschaft zu überzeugen.  ■ FOTO: CHRISTIAN KIELMANN Kompetenzteam Wenn Sie sich für unsere Arbeit interessieren, nehmen Sie gern Kontakt zu uns auf unter: ihk-berlin.de/kompetenzteam Sebastian Stietzel Vorsitzender des IHK-Kompetenz­ teams Mittelstand und Geschäftsführer der Marktflagge GmbH, Management & Investments AGENDA | Mittelstandskolumne

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