Berliner Wirtschaft 12/2020

Um die Folgen der Pandemie abzufedern, hilft der Bund den Unternehmen mit Finanzspritzen. Doch eine Umfrage zeigt: Die Abläufe sind unbefriedigend von Katharina Zalewski Nachbesserungen erforderlich D ie Corona-Pandemie hält seit März die Wirtschaft und die Bevölkerung in Atem. Um dem Infektionsgeschehen Herr zu werden, greift die Politik auf das Mit- tel des Lockdowns zurück, der die Eigentums- und Berufsfreiheiten erheblich beschränkt und damit das freie Wirtschaften beeinträchtigt. Zur Kompensation dieser Eingriffe hat der Staat mit Beginn der Beschränkungen ein breites Spekt- rum an Hilfs- und Unterstützungsmaßnahmen der Wirtschaft zur Verfügung gestellt. Die einstige von Finanzminister Olaf Scholz vorgestellte „Bazooka“ hat folglich weitere Nach- forderungenmit sich gezogen. Ziel ist es hierbei – neben demKompensationsgedanken –, dieWirt- schaft am Laufen zu halten, um einem komplet- ten Wirtschaftseinbruch und damit einer lang anhaltenden Rezession entgegenzuwirken. Die Unternehmen sind folglich darauf angewiesen, auf die einzelnen Programme auch zugreifen zu können. Eine IHK-Befragung Ende September zeigte jedoch, dass das nicht immer der Fall ist. Nur 26 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, dass sie einen Antrag auf die Bun- deshilfe Corona-Überbrückungshilfen gestellt hatten, 14 Prozent der Betriebe griffen auf den KfW-Kredit zurück. Dass es nicht mehr Nach- frage nach den Hilfsmaßnahmen gab, lag auch an den restriktiven Zugangsvoraussetzungen. So bemängelten 36 Prozent der befragten Unter- nehmen die Richtlinie um die Überbrückungs- hilfen des Bundes, 33 Prozent übten vergleich- bare Kritik am KfW-Kredit. Auch die aus Unter- nehmenssicht komplizierte Beantragung und die Dauer der Auszahlungen führten zu keiner gro- ßen Zufriedenheit mit den beiden Programmen. Programme des Landes wie die Soforthilfe V und der Gewerbemietzuschuss wurden daneben noch weniger nachgefragt aufgrund der restriktiven Voraussetzungen. Aufgrund des anhaltenden Pandemiege- schehens und der trotz hohen Liquiditätsbedar- fes geringen Nachfrage nach den Corona-Hilfen hat der Bund die Richtlinien um die Zuschuss- programme mittlerweile angepasst und stellen- weise sogar deutlich gelockert. Auch werden die Soloselbstständigen inzwischen stärker berück- sichtigt als zu Beginn der Pandemie. Das Land Berlin ist darüber hinaus weiterhin gefragt, Hilfs- maßnahmen nach den Bedarfen der Unterneh- men auszurichten. ■ FOTOS: GETTY IMAGES/TOM WERNER, FOTOSTUDIO CHARLOTTENBURG Die Zahlen stimmen zurzeit nicht – und die Programme funktionieren nicht immer Liquiditätshilfen Aktuelle Übersicht und Informationen dazu unter: ihk-berlin.de/liquiditaet Katharina Zalewski, IHK-Geschäftsfeld Wirtschaft & Politik Tel.: 030 / 315 10-244 katharina.zalewski@ berlin.ihk.de 16 IHK BERLIN  |  BERLINER WIRTSCHAFT 12 | 2020 AGENDA | Corona-Hilfen

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