Berliner Wirtschaft 11/2019

Die IHK Berlin hat mit dem WifOR Institute analysiert, welche Kompetenzen besonders gefragt sind. Auf dieser Grundlage können Szenarien für den Wechsel in neue Berufsfelder entwickelt werden von Dr. Inga Hillesheim und Julian Evans Wege in die neue Arbeitswelt S tellte früher noch ganz selbstverständ- lich der Milchmann die Flaschen vor der Haustür ab, hätte bis in die 1990er-Jahre ein Schriftsetzer den Druck dieser Zeit- schrift ermöglichen müssen und holte noch bis Ende des vergangenen Jahres im Ruhrgebiet der Bergmann das letzte Stück deutscher Steinkohle ans Tageslicht, erleichtern uns heute Cloud-Ar- chitekten den Alltag und schürfen Big Data Miner die großen Schätze des 21. Jahrhunderts. Die Arbeitswelt hat sich schon immer ver- ändert, und dass bestimmte Berufe verschwin- den, während ganz neue Jobprofile entstehen, ist keine neue Entwicklung. Dennoch ist das Thema Zukunft der Arbeit zu Recht in aller Munde. Die Megatrends unserer Zeit wie Globalisierung, demografischer Wandel und, allen voran, die fortschreitende Digitalisierung haben erhebliche Auswirkungen auf die zukünftige Entwicklung des Arbeitsmarktes. Die tatsächlichen Auswirkungen auf den Ber- liner Arbeitsmarkt hatte die IHK Berlin, gemein- sammit demDarmstädterWifOR Institute, bereits vor zwei Jahren in einer Studie untersucht und dabei deutlich gezeigt, dass die Digitalisierung mitnichten ein Jobkiller ist, sondern den demo- grafisch bedingten Fachkräftemangel zukünftig lediglich abschwächen wird. Arbeit wird folglich auch weiterhin genug vorhanden sein, sie wird sich aber verändern. Dies bestätigen auch die Ergebnisse einer aktuellen IHK-Unternehmens- umfrage, bei der 55 Prozent der Teilnehmer anga- ben, dass in ihremUnternehmen in den kommen- den fünf Jahren neue Tätigkeitsprofile entstehen, und 83 Prozent der Befragten von zusätzlichen Kompetenzanforderungen an ihre Mitarbeiter ausgehen. Soft Skills sind gefragt Genau hierauf haben das WifOR Institute und die IHK Berlin nun in einer gemeinsamen Folgestu- die ihr Augenmerk gelegt. Für die Untersuchung hat das WifOR Institute über 100.000 Berliner Stellenanzeigen analysiert. Auf dieser Grund- lage wurden für 27 Berufsgruppen Berufsprofile erstellt, die es ermöglichen, verschiedene Berufe hinsichtlich der Kompetenzbedarfe miteinander zu vergleichen, um, darauf aufbauend, Szenarien für Übergänge von einem Beruf in einen ande- ren zu entwickeln. Denn die Menschen, die durch Digitalisierung ihre Jobs gegebenenfalls verlieren, werden wiederum an anderer Stelle gebraucht. Die Ergebnisse zeigen, welche Perspekti- ven Beschäftigte in Branchen haben, die sich aufgrund des technologischen Wandels voraus- sichtlich stark verändern werden. So gewinnen neben IT-Kenntnissen zunehmend sogenannte „Soft Skills“ wie Lernfähigkeit, selbstständiges Arbeiten und Teamfähigkeit an Bedeutung. Berlin benötigt Lehrkräfte In der sich verändernden Arbeitswelt sind diese Kompetenzen vergleichbar mit mobilen Apps: Regelmäßige Aktualisierungen sind erforderlich, um sicherzustellen, dass Arbeitnehmer weiter- hin über die Kompetenzen und Qualifikationen verfügen, um beschäftigungsfähig zu sein – und zu bleiben. Weiterbildung wird folglich immer wichtiger, um den Anschluss nicht zu verlieren. Arbeitgeber müssen künftig stärker bereit sein, ihre Mitarbeiter fachlich nachzuschulen, IHK-Beratungsangebote und -Informationen: Fachkräftemonitor fachkraeftemonitor- berlin.de Qualifizierungsberatung für Unternehmen ihk-berlin.de/qualifizierung Firmentrainings ihk-berlin.de/ firmentrainings 50 IHK BERLIN | BERLINER WIRTSCHAFT 11 | 2019 fachkräfte Kompetenzanalyse

RkJQdWJsaXNoZXIy MzI1ODA1