Berliner Wirtschaft 11/2019

Überblick im Behördendschungel: IHK Berlin lud vier GovTech-Start-ups zum Pitch ein, um digitale Lösungen zu fördern, die Berlin dringend benötigt von Christian Nestler Know-how für die Verwaltung B erlin gilt zwar als Stadt der IT-Start-ups, aber nicht unbedingt als digitale Stadt. Breitband verlegt sich hier nur langsam, im ÖPNV hat man oft eine Netzqualität wie im fara- dayschen Käfig, und die Verwal- tung bleibt mit ihrem digitalen Angebot weit hinter dem anderer Metropolen zurück. Dass dies bes- ser werdenmuss, ist jedembewusst. Und die Instrumente zur Verbesse- rung liegen nahe: Es sind die Berliner GovTech-, also Government-Technolo- gy-Unternehmen, die bereits seit Jahren digi- tale Produkte entwickeln. Mit deren Hilfe lässt sich Verwaltungshandeln effizienter umsetzen. Vier GovTech-Start-ups hat die IHK Berlin aus einer Bewerberliste von 16 zumPitch auf das Cre- ative Bureaucracy Festival eingeladen. Das Fes- tival mit dem vielversprechenden Namen fand unter der Ägide des „Tagesspiegels“ zum zweiten Mal statt und residierte in den ebenso ehrwür- digen wie digitaltechnisch entwicklungsfähigen Räumen der Humboldt-Universität. Hier hatten die vier Teams am 20. September Gelegenheit, ihre Produkte einem interessierten Publikum und einem kritischen Expertenboard vorzustellen. Polyteia ist ein in der Szene etab- liertes Start-up, dessen Service Daten aus einzel- nen Verwaltungsbereichen zusammenführt – das schafft Überblick imBehördendschungel. Danach präsentierte AskBy seine Software, welche die Mensch-Maschinen-Kommunikation verbessert; es folgte outsmart, deren Software Mitarbeiter von der Ausführung repetitiver Aufgaben entlas- tet – ein alter Menschheitstraum. Schluss- endlich pitchte das Team von sopher networks, deren Kommunikations- dienst den sicheren Austausch per- sonenbezogener Daten ermöglicht. Jedes der Produkte wird in der Verwaltung dringend gebraucht, aber nur eines konnte den Gewinnerpreis davontra- gen – die Teilnahme am „STEP USA“- Programm, das die Sieger in die Start-up-Szene New Yorks einführt. Darüber freuen durfte sich das Team von outsmart. Gefal- len haben dürften die Produkte auch dem Staatssekretär für Verwaltungsmo- dernisierung Frank Nägele, der im Exper- tenboard saß und dessen Team sofort die Visi- tenkarten der Unternehmen einsammelte. Neue digitale Ideen für Berlins Verwaltung also, ein gutes Zeichen. Man darf gespannt sein, wann der erste aus Algorithmen bestehende Beamte seinen Dienst aufnimmt. ■ FOTO: IHK BERLIN AGENDA | Modernisierung Auf in die USA: Das Team von outsmart gewann und fährt nun nach New York

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