Berliner Wirtschaft 11/2019

waren die Ausführungen des EU-Kommissars, der mit dem Amtsantritt der neuen EU-Kom- mission unter Leitung von Ursula von der Leyen am 1. Dezember endgültig aus demAmt scheidet. Am Tisch mit 30 Berliner Unternehmern, äußerte sich Oettinger vor allem bezüglich der Strafzölle der USA auf EU-Produkte und den Import von Flugzeugen kritisch. Diese wür- den besonders die deutsche Wirtschaft schwä- chen. Dabei fungiere der starke EU-Binnenmarkt momentan noch als Schutzschild. Wie Oettin- ger erläuterte, gebe es zurzeit zwei Gruppen von Mitgliedstaaten: die kleinen und diejenigen, die wissen, dass sie im globalen Maßstab klein sind. Mit diesen Worten forderte Oettinger die Unternehmer auf, ihre Rolle auf demWeltmarkt zu analysieren und sich gezielter mit aufstreben- denMärktenwie China auseinanderzusetzen. Die Volksrepublik sei nicht nur Partner, sondern auch Rivale, der im Gegensatz zur deutschen Politik auch langfristig plane. Oettinger verwies auch auf den bereits sichtbarenWettbewerbsvorteil Chinas bei technologischen Entwicklungen. Umso wich- tiger sei es, dass die EU-Mitglieder bei der Digita- lisierung oder bei der Besteuerung großer Unter- nehmen wie Google und Facebook nicht mehr als Einzelstaaten agierten. Der EU-Experte hinterließ an diesemMorgen viel Stoff zumNachdenken. Die deutsche Industrie – ein „Schatten ihrer selbst“? Deutlicher Nachhol- bedarf in der Infrastruktur? Ein drohender Han- delskrieg mit den USA? Abgehängt vom asiati- schen Raum? Klimaschutz? Oettinger ließ keinen Zweifel daran, wie Europa den Herausforderun- gen begegnen muss: Gemeinschaftlich. ■ U nter dem Titel „Quo vadis Europa – wie machen wir die EU zukunftsfest?“ lud die IHK Berlin am 21. Oktober zum Treffen mit dem scheidenden EU-Haus- halts-Kommissar Günther Oettinger ein. Oet- tinger hatte in den vergangenen zehn Jahren in Brüssel eine Schlüsselposition inne, in einem Jahrzehnt, das geprägt war vonmassiven Heraus- forderungen: globale Wirtschaftskrise, erstmals rechtspopulistische Abgeordnete im EU-Parla- ment, Flüchtlingskrise, Brexit und andere nati- onalistische Bestrebungen, die Zukunft des Euro und transatlantischen Spannungen. Ent- sprechend kenntnisreich und auch alarmierend Brexit Infos und Tipps zum Austritt Großbritanniens aus der EU gibt es auf der IHK-Website: ihk-berlin.de/brexit Kurz bevor EU-Kommissar Günther Oettinger Anfang Dezember aus dem Amt scheidet, kam er auf Einladung der IHK Berlin ins Palace Hotel Berlin von Dr. Valentina Knezevic und Elena Sponholz Blicke in die Zukunft Europas Lehrstunde in Europapolitik: EU-Kommissar Günther Oettinger beim Treffen mit Berliner Unternehmern im Palace Hotel FOTOS: KERTIN JANA KATER AGENDA | Europapolitisches Frühstück 18 IHK BERLIN  |  BERLINER WIRTSCHAFT 11 | 2019

RkJQdWJsaXNoZXIy MzI1ODA1