Berliner Wirtschaft 7 + 8 / 2020

Pflegekräfte, die nicht mehr im Gesundheitswe- sen tätig sind. Und genau hier liegt das Problem. Viele haben sich von diesem Beruf abgewendet – hauptsächlich, weil sie mit den Arbeitszeiten nicht zurechtkommen. Die geringen Gehälter sind natür- lich ein weiteres Problem. Sehr viele sind auch mit den Arbeitsbedingungen unzufrieden. Fischer: Aber eigentlich lieben sie ihren Beruf, und viele würden gern zurückkehren, wenn die Bedin- gungen besser wären. Wir müssen ihnen aufzei- gen, dass die Probleme im Gesundheitssektor lös- bar sind und die Jobs attraktiver werden können. So bewegen wir Pflegekräfte zur Rückkehr in ihren Beruf. Außerdem würden 35 Prozent der Beschäf- tigten in den Pflegeberufen gernmehr arbeiten, weil sie beispielsweise einen Halbtagsjob haben, aber bei ihremArbeitgeber nicht flexibel genug die Stunden- zahl aufstocken können. Da schlummern also noch erhebliche Kapazitäten. Aber wie wollen Sie diese Probleme mit einer Plattform beheben? Fischer: Wir bieten die technische Infrastruktur, um den richtigen Kandidaten zum richtigen Zeitpunkt an den richtigen Ort zu bringen. Wer sich auf unserer Plattform registriert, bekommt zunächst innerhalb von 100 Sekunden einen Anruf. In einem persönli- chen Gespräch erfassenwir die Berufserfahrung und die Wünsche des Kandidaten und erstellen darauf- hin gemeinsam ein individuelles Profil. Das dauert manchmal nur fünf Minuten, aber manchmal auch eine Stunde. Roggendorf: Auf Wunsch des Kandidaten vermit- telnwir ihn an ein Krankenhaus oder eine Pflegeein- richtung, oder aber wir stellen ihn selbst ein und lei- hen ihn zeitweise an Kliniken oder Seniorenheime, die Bedarf haben, aus. Es gibt auch Pflegekräfte, die in einer Klinik einen festen Halbtagsjob haben und über uns in einemZweitjob als Zeitarbeiter die Stun- denzahl flexibel aufstocken. Damit verbessern Sie aber noch nicht die Arbeitsbedingungen im Krankenhaus. Roggendorf: Doch. Ein Beispiel: Die Arbeitsbedin- gungen sind teilweise schlecht, weil bei unerwarte- ten krankheitsbedingten Ausfällen von Pflegekräf- ten kurzfristig kein Ersatz beschafft werden kann. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf der Station sind in diesen Schichten oft überfordert. Eine tech- Oben: Timo Fischer ist bei Medwing für Technologie, Produkt und Marketing zuständig Links: Johannes Roggendorfs Aufgaben sind Sales, Human Resources und Finanzen SCHWERPUNKT | Interview

RkJQdWJsaXNoZXIy ODUxMjI4