Berliner Wirtschaft 7 + 8 / 2020

Von März bis Juni hat die IHK ihre Mitgliedsunternehmen viermal befragt. Ergebnis aller Corona-Umfragen: Berlin ist besonders hart getroffen von Christian Nestler D ie Corona-Pandemie und die zu ihrer Eindämmung ergriffenen Instrumente haben der Wirtschaft schwerste Belas- tungen auferlegt. Valide Einschätzungen der ökonomischen Entwicklung waren angesichts ihrer Präzedenzlosigkeit zuerst unmöglich und gestalten sich noch immer schwierig. Daher ent- schied sich die IHK-Organisation, im weiteren Verlauf der Krise regelmäßig die Unternehmen zu befragen. Zwischen März und Juni untersuch- ten wir in vier Corona-Umfragen eingehend die geschäftliche Lage, die Zukunftsperspektiven, die Probleme und Sorgen sowie Bedarfe der deut- schen und der Berliner Wirtschaft. In dieser Zeit veränderten sich die Rahmenbedingungen per- manent – wie die gesamte Gesellschaft mussten sich auch die Unternehmen immer wieder auf neue Vorgaben einstellen. Über alle vier Umfragen hinweg zeigt sich, dass die Berliner Wirtschaft überdurchschnitt- lich hart getroffen wurde. Bereits in der ersten Umfrage Anfang März rechnete jedes zweite Ber- liner Unternehmen mit erheblichen Umsatzein- bußen, bundesweit war es nur etwa jedes vierte. Dieser Unterschied wiederholte sich in allen fol- genden Umfragen in ähnlicher Quantität. Dafür ursächlich ist der Berliner Branchenmix. In ver- gangenen Krisen erprobt als Stabilitätsanker, zählten Messe- und Tourismuswirtschaft, Gas- tronomie und weite Teile des Handels zu den ers- ten Opfern der Krise. Die Club- und Kulturland- schaft ist nach wie vor weitgehend lahmgelegt. Die Umfrageergebnisse illustrieren die Dra- matik der Lage: Anfang April rechneten 93 Pro- zent der Reise- und Touristikbetriebe damit, im Jahresverlauf mehr als 50 Prozent des Umsatzes Chronologie einer Wirtschaftskrise agenda Konjunktur FOTOS: GETTY IMAGES/KEVIN SMART, FOTOSTUDIO CHARLOTTENBURG Der Mundschutz ist zum Synonym der Corona- Pandemie geworden, die für die Wirtschaft schwerste Folgen hat