Berliner Wirtschaft 6/2019

Die Loewe-Opta-Werke für Fernsehelektronik in Steglitz sind noch erhalten Siegmund Loewe gründete sein Unternehmen 1923, im Jahr der Einführung des Hörfunks Ein Jahrhundert vor WLAN revolutionierten kabellose Techniken die Kommunikation. Der Unternehmer Siegmund Loewe war ganz vorn dabei von Prof. Dr. Klaus Dettmer, BBWA Erste Welle kabellos FOTOS: BBWA BRANCHEN | Historie 40 BERLINER WIRTSCHAFT 06 | 2019 F unken ohne Kabel: Die ersten Radiover- suche hierzu begannen 1897 unweit des Schäferbergs. Die Reichweite der Sender nahm ständig zu. Während man 1900 vom AEG-Verwaltungsgebäude am Schiffbauerdamm zur TH Charlottenburg funkte, erreichte man 1902 schon Seeschiffe bei Hamburg. 1912 wurde der 260 Meter hohe Sendemast für weltweite Ver- bindungen bei Nauen errichtet. Auf die Erzeu- gung elektromagnetischer Wellen durch Fun- kensprung deuten heute noch Worte wie Rund- funk oder Hörfunk. Der promovierte Elektrotechniker Siegmund Loewe machte sich 1918 selbstständig und unter- suchte in seinem Labor Funk- und Vakuumtech- nik sowie Akustikprobleme. Er entwickelte die Loewe-Dreifach-Röhre, die mit der Widerstands- verstärkung seines Mitarbeiters Manfred von Ardenne in den Ortsempfänger eingebaut wurde. Nach dem Ersten Weltkrieg war der Weg frei für zivile Anwendungen des drahtlosen Funks. Das war die Geburtsstunde des zweiten großen Mas- senmediums nach den Zeitungen – des Radios. Ab dem 29. Oktober 1923 gingen auf der Welle 400 die Sendungen über die große Dachantenne zwi- schen Vox-Haus in der Potsdamer Straße 10 und Hotel Esplanade zu Zuhörern imUmkreis von 100 Kilometern. Reichweite und Sendekraft verlang- ten größere Antennen. Diese entstanden erst am Magdeburger Platz, dannmit dem 1926 zur dritten Funkausstellung eröffneten Funkturm. Siegmund Loewe gründete und erwarb in schneller Folge weitere Unternehmen, die 1930 in der Radio AG Dr. S. Loewe zusammengefasst wurden. Der neue Standort am Teltowkanal in Steglitz bot die nötige Expansionsfläche. Den glänzenden ökonomischen Aussichten standen die politischen entgegen. Für die NS-Partei war der Rundfunk das Propaganda-Werkzeug erster Wahl. Loewe, der nach den Nürnberger Rassege- setzen als „Mischling“ galt, wurde aus demUnter- nehmen gedrängt und emigrierte 1938. Nach sei- nen Vorstellungen erbaute aber der Architekt Paul Renner 1939–1941 den sogar noch heute bemer- kenswerten Gebäudekomplex in Steglitz. Nach demKrieg gründete Loewe hier die Loe- we-Opta-Werke für Fernsehelektronik, verlegte aber den Standort nach Kronach in Oberfranken. Der Betrieb existiert noch heute, hat aber gerade zum zweiten Mal Insolvenz angemeldet. ■ Für Interessierte Die Bestände des Berlin- Brandenburgischen Wirtschaftsarchivs (BBWA) können einge­ sehen werden. Kontakt und Informationen: bb-wa.de

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