Berliner Wirtschaft 6/2019

konnte. Laut Terence Hielscher, einem der Grün- der von MoBerries, hat das Unternehmen in den ersten zwei Jahren nur mit Start-ups gearbeitet, da diese schneller neue Produkte testen und ein- führen können. „Das hat uns den Vertrieb anfangs erleichtert, umvor allem in der Anfangsphase ein schnelles Wachstum unseres Unternehmens zu garantieren“, erzählt Hielscher. Mittelständler und vor allem größere Unternehmen hätten weitaus längere Entscheidungsprozesse, auch aufgrund einer höheren Anzahl von Entscheidungsträ- gern, so Hielscher. „In einigen Fällen dauert es vom Erstkontakt bis zum produktiven Einsatz der Lösung mehrere Jahre.“ Eine aktuelle Studie des Digitalverbands Bit- kom bestätigt, dass die Zusammenarbeit zwi- schen Start-ups und etablierten Unternehmen recht zurückhaltend ist. Nur ein Drittel der über 600 befragten Unternehmen arbeitet aktuell an Projekten mit Start-ups. Arvato Bertelsmann, einer der Kunden von MoBerries, ist eins der Unternehmen, die das Start-up überzeugen konnte. Sandra Munoz, HR Projects Associate, betont: „Wir konnten unsere Kandidatenzufriedenheit seit dem Beitritt zu MoBerries um 80 Prozent steigern und haben dadurch einen innovativen Weg gefunden, um unser Employer Branding weiter zu stärken.“ Ein weiteres Beispiel dafür, wie innovative Start-ups etablierteUnternehmendauerhaft unter- stützen können, ist i2x. Das 2018 von Ex-StudiVZ- Chef Michael Brehm gegründete Start-up ist Marktführer für automatisierte Echtzeit-Kom- munikationsanalyse und -trainings. Klassischer- weise müssen Mitarbeiter in Call-Centern ein- heitlich und konstant geschult werden. Das Qua- litätsniveau der Telefonate variiert oft stark. i2x bietet eine Lösung, welche die Kundenzufrieden- heit steigert und die Einarbeitungszeit von neuen Mitarbeitern verkürzt. Nach nur einem Jahr auf dem Markt zählt i2x bereits mehrere sehr große Unternehmen wie Vodafone, Siemens und das E-Health-Start-up MediDate zu seinen Kunden. Damit größere Unternehmen sich zunehmend Start-ups und deren Innovationen zuwenden, muss wohl noch einiges passieren. Terence Hiel- scher rät: „Start-ups sollten darauf achten, auch etablierten Kunden genau das zu verkaufen, was sie auch anbieten.“ Sind aufwendige Anpassun- gen nötig, um den Kunden zu gewinnen, ist das Geschäftsmodell nicht mehr skalierbar. Das heißt auch, dass die Entwicklung über starke Wachs- tumsphasen gehemmt wird. ■ bern auch Feedback dazu, warum Bewer- ber eine Absage erhalten haben. Zusätzlich lie- fert das Tool Vorschläge für Onlinekurse oder Weiterbildungen. Inzwischen arbeitet das Start-up mit mehr als 50 Mittelständlern und etablierten Unterneh- men zusammen, darunter Körber Digital, Tipico, Arvato Bertelsmann, Tesla, BASF, EnBw, Deutsche Handelsbank, Berkshire Hathaway und Engel & Völkers. In einer Kooperation mit Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie und zwei der füh- renden Personalvermittlungsfirmen der Stadt setzt MoBerries zudem seinen intelligenten Kan- didatenfilter ein, ummehr Talente imÖkosystem anzuwerben und zu platzieren. Entstanden ist das gemeinsam entwickelte Portal „Talent Berlin“, das Arbeitssuchenden hilft, ihre persönlichen Mög- lichkeiten und Chancen in Berlin zu entdecken. Für die Zusammenarbeit konnte das Start-up sein Produkt mit wenigen Anpassungen Berlin Part- ner zur Verfügung stellen. Aber bis zur Kooperationmit den Großen war es ein langer Weg. MoBerries vertrieb das Pro- dukt erst an Mittelständler, als das Start-up einen sehr guten und automatisierten Service anbieten KEINE ZEIT 53% KEIN PROJEKT 56% KEIN MEHRWERT 59% FEHLENDER KONTAKT 73% KEIN BUDGET 24% Nur ein Drittel der Unternehmen arbeitet mit Start-ups Gründe, warum Manager nicht mit Gründern kooperieren Quelle: Bitkom Research, 2019 Anne Kahnt, IHK-Starter Center und Start-ups Tel.: 030 / 315 10-310 Anne.Kahnt@berlin.ihk.de FOTOS: MOBERRIES, FOTOSTUDIO-CHARLOTTENBURG 39 BERLINER WIRTSCHAFT 06 | 2019 BRANCHEN | Kooperationen

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