Berliner Wirtschaft 6/2019

sind zum Beispiel sehr zielstrebig, haben eine hohe Motivation, häufig auch sehr gute Kenntnisse in Mathe- matik und naturwissenschaftlichen Fächern und haben die oft notwen- dige Feinmotorik. Sie müssen sicher immer wieder in teure Maschinen investieren, oder? Ja. Wir wollen im Rahmen der Aus- bildung in unseremHause den Stand der Technik aufzeigen. Es wird gerade ein Neubau errichtet, in dem unter anderem eine Industrie-4.0-Anlage als Ausbildungsmittel aufgebaut wird. Vernetzte Produktionssysteme sind in vielen Unternehmen mittlerweile im Betrieb. Die digitale Transfor- mation dieser Produktionsprozesse, unter anderem der Umgang mit rela- tiv neuen Verfahren wie der additi- ven Fertigung – 3D-Druck – sowie die Kollaboration zwischen Mensch und Maschine sowie Maschine und Maschine müssen in die Ausbildung undWeiterbildung integriert werden. Worum geht es da speziell? Die Komplexität informationstech- nisch vernetzter Systeme soll mit der Industrie-4.0-Anlage erlebbar gemacht werden. Es geht nicht mehr darum, kleinschrittige techni- sche Lösungen zu beherrschen, sondern darum, sich Lösungskompetenzen zu erarbeiten. Die Fachkräfte von morgen müssen die Kompetenzen haben, tech- nische Herausforderungen zu lösen undmit Techno- logien zu arbeiten, von denen sie heute noch nichts wissen. Systeme wie ein Digitaler Zwilling, Condi- tion Monitoring, Fernwartung, das Teaching kolla- borativer Roboter sowie der Umgang mit geführ- ten Handarbeitsplätzen müssen unter realistischen, industriellen Bedingungen aufgezeigt werden. Die- sen Kompetenzerwerb versprechen wir uns von der Investition in die Industrie-4.0-Anlage. Wie verändern sich Berufe durch Digitalisierung? Die Digitalisierung schreitet in den Betrieben rasant voran. Viele Rahmenlehrpläne in den klassischen Berufsausbildungen können mit dieser Entwick- lung nicht mehr Schritt halten. Deshalb ist auch das Thema Weiterbildung so wichtig – und deshalb bieten wir unter anderemZusatzqualifikationen für digitale Kompetenzen an. ■ Wie lässt sich das besser kommunizieren? Wir gehen in die Schulen und zeigen dort schon Sechst- und Siebtklässlern die Möglichkeiten einer dualen Ausbildung auf. Übrigens sprechenwir gezielt auch Mädchen und junge Frauen an. Zum Beispiel bieten wir mit unserem Projekt „girlsatec“, welches durch das Land Berlin gefördert wird, in den Schul- ferien Technikcamps an, in denen sie erleben, was beispielsweise eine Industriemechanikerin in der Ausbildung lernt und welche Einsatzmöglichkeiten sie später in den Unternehmen erwartet. Sie sehen dann, dass diese Berufe nicht mehr dreckig sind und schwere Arbeit von Maschinen übernommen wird. Welches Echo bekommen Sie von jungen Frauen? Wir bekommen viel positives Feedback. Die Zahl der weiblichen Auszubildenden steigt bei uns, ist allerdings immer noch viel zu niedrig. Derzeit liegt unsere Frauenquote bei sieben Prozent. Ich bin aber überzeugt davon, dass sie weiter nach oben klettern wird. Es ist ein Irrglaube, dass die Metall- und Elek- troberufe nichts für Frauen sind. Im Gegenteil: In vielerlei Hinsicht haben Frauen sogar Vorteile. Sie Julian Evans, IHK-Experte für Fachkräftesicherung Tel.: 030 / 315 10-153 julian.evans@ berlin.ihk.de Gerd Woweries Geschäftsführer ABB Ausbildungszentrum Der Jurist Gerd Woweries begann seine Karriere bei der IHK Frankfurt (Oder), wo er als Leiter der Rechtsabteilung tätig war. Im Jahr 1996 wechselte er zur IHK Berlin – zunächst als Bereichsleiter Recht und Steuern, später als Bereichsleiter Ausbildung gewerb- lich-technische Berufe und Bereichsleiter Ausbildung kaufmän- nische Berufe. 2015 ging er schließlich zum ABB Ausbildungs- zentrum. 29 BERLINER WIRTSCHAFT 06 | 2019

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