Berliner Wirtschaft 5/2019

Wirtschaft und Verwaltung – ein starkes Team Auch wenn noch eine Menge getan werden muss, um die Berliner Verwaltung zukunftsfähig zu machen, ziehen Unternehmen sowie Senat und Bezirke an einem Strang O hne Frage – das Thema ist alt, mitt- lerweile fast nervig und erfordert von Unternehmern eine gehörige Portion Idealismus. Dennoch lohnt es sich gerade jetzt, noch einmal intensiv an der Vision einer modernen Stadtverwaltung zu arbeiten. Der Senat hat durch sein – zumindest zaghaf- tes – Bekenntnis zu den Ergebnissen der Exper- tenkommission um Heinrich Alt dafür gesorgt, dass das sogenannte Alt-Papier nicht sofort zu selbigemdegradiert wird. Das liegt vielleicht auch daran, dass sich parallel eine breite gesellschaft- liche Initiative unter dem Titel „Eine Stadt. Eine starke Verwaltung“ formiert hat. Es wurde eine Rückenwind-Kampagne gestartet, die den Politikern den erforderlichen Schwung und die notwendige Stand- haftigkeit verleihen soll. Nun geht es darum, die Stufe vom Reden zum Umsetzen zügig und ohne Stolpern zu erklimmen. Das Kompetenzteam Mittel- stand zählt zu den Initiatoren die- ser Kampagne. Und damit nicht genug: Auch unsere in diesem Jahr gestarte- ten „Stadtgespräche Mit- telstand“ sollen einen Bei- trag dazu leisten, die spür- bare Aufbruchstimmung in Sachen Verwaltung weiter in die richtigen Bahnen zu lenken. Am8. Mai haben wir Gelegen- heit, mit Monika Herr- mann, Bezirksbürger- meisterin Friedrichs- hain-Kreuzberg, mit Oliver Schruoffeneger, Bezirksstadtrat Stadt- entwicklung, Bauen und Wohnen in Charlot- tenburg-Wilmersdorf, und mit Dr. Frank Nägele, Staatssekretär für Verwaltungs- und Infrastruk- turmodernisierung, über den Zukunftspakt „Ver- waltung“ zu diskutieren (s. auch Interview S. 28). Dieser Pakt soll wenige Tage später unterschrie- ben werden. Die Wirtschaft verbindet damit die Hoffnung, dass Senat und Bezirke eine enge Kooperation auf dem Weg zur modernen Ver- waltung besiegeln. Ein perfekter Zeitpunkt, um nochmals auf die Anforderungen der Wirtschaft an einen Dienstleistungspartner Verwaltung zu sprechen zu kommen. Denn trotz guter Vorzeichen gibt es viele Schwierigkeiten, die zeigen, dass zwischen Anspruch und Wirklichkeit Welten liegen. So müssen immer noch 75.000 PCs und damit mehr als 95 Prozent der Ausstattung in der Berliner Ver- waltung in den nächsten Monaten auf ein aktuel- les Betriebssystem umgestellt werden, weil sonst die Abkopplung vom Netzwerk droht. Auch bei der Personalentwicklung werden nur die zahlrei- chen Feuernester gelöscht, statt strukturiert vor- zugehen. Dazu gehört auch, dass das für die IT-In- frastruktur des Landes zuständige ITDZ große Probleme hat, die offenen Stellen für die Aufga- ben aus demE-Government-Gesetz zu besetzen. Apropos E-Government: Das zentrale Element „Service-Konto“ als Zugang für digitale Verwal- tungsvorgänge muss auch noch wach geküsst werden. Es mangelt an nutzbaren Fachverfah- ren nach dem Log-in. Die sogenannte „Stille Einführung“ soll Enttäuschung vermeiden, hilft aber nicht, bei Akzeptanz Anbieter und Nutzer zu einem baldigen Umdenken zu bewegen, und ist damit selten von Erfolg gekrönt. Zum Glück gibt es hier mit dem Onlinezugangsgesetz eine klare Zielstellung des Bundes, der damit zumindest ein wenig auf das Tempo drückt. Jetzt heißt es dranbleiben … ■ Kompetenzteam Wenn Sie sich für unsere Arbeit interessieren, nehmen Sie gern Kontakt zu uns auf unter: ihk-berlin.de/ kompetenzteam Sebastian Stietzel ist Vorsitzender des IHK-Kom- petenzteams Mittelstand und Mitglied der Geschäftsleitung der Lumaland AG FOTO: AMIN AKHTAR/IHK BERLIN AGENDA | Mittelstandskolumne

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