Berliner Wirtschaft 5/2019

terin, wennman Berliner Regionalpolitikmacht?“ Giffeys Antwort: „Das war nicht so geplant – ich war selbst überrascht. Aber ich habe gemerkt, dass man als Bezirksbürgermeisterin nicht so vieles verbessern kann. Deshalb habe ich angenom- men: weil ich mehr zum Guten ändern will.“ Die Fragerunde mit dem Publikum gliederte Eder in drei thematische Abschnitte: Kinder, die die Fach- kräfte vonmorgen sind, Vereinbarkeit von Fami- lie und Beruf und schließlich die SPD. Rund 120.000 Fachkräfte fehlen zurzeit in Deutschland – und keiner weiß, wo er seine Leute herbekommen soll. Sie fehlen bei der öffentlichen Hand wie in der Privatwirtschaft – in allen Bran- chen und allen Handwerken. „Wir arbeiten im Familienministerium an guten Rahmenbedin- gungen für Mütter und Väter. Wir schauen, wie Leben und Arbeiten zusammenpassen können“, so Giffey. Seit das Elterngeld eingeführt wurde, gehen immer mehr Väter in eine Elternzeit. Und 87 Prozent der Menschen haben in einer Umfrage gesagt: „Eigentlich ist die Familie mein Lebens- mittelpunkt.“ Also sind am Ende „Zeit für die Familie“, „Vereinbarkeit“ und „Familienfreund- lichkeit“ wichtige Argumente, die bei der Anwer- bung von Fachkräften eine immer größere Rolle spielen. An dieser Stelle wies die Bundesministe- rin auf das Netzwerk „Erfolgsfaktor Familie“ hin, dem sich schon viele Unternehmen angeschlossen hätten. Gerade wird dort eine Art „Fortschritts- faktor für Familienfreundlichkeit“ entwickelt. Unternehmen könnten ihre Gewinne steigern, wenn sie diese Faktoren ernst nehmen würden. SPD muss klarmachen, für wen sie da ist „Familie, Nachbarn und Parteifreunde kannman sich nicht aussuchen“, hieß es im letzten Block – und es sollte um den Zustand der SPD gehen. Vieles, was die SPD an Vorschlägen auf den Tisch legt, dürfte mit dem Koalitionspartner kaum zu machen sein, spielte Eder das Thema an: „Wann kommt das ‚Gute-SPD-Gesetz‘?“ Giffey erinnerte an die Wurzeln der SPD: „Dies war die Partei der Arbeitenden – und noch heute gibt es prekäre Arbeitsverhältnisse. Die SPDmuss besser heraus- stellen: Für wen sind wir da?“ Sie wolle sich in ihrer Arbeit nicht von den Debatten umdie Koali- tion aufhalten lassen: „Einer muss mal anfangen! Man darf sich nicht kaputtreden lassen, einfach anzufangen, Bedingungen zu schaffen, die für die Menschen richtig sind!“ – Und dafür gab es am Ende vom zahlreichen Saalpublikum einen ganz kräftigen Beifall. ■ Nicht nur Jan Eder stellte seine Fragen, auch Unternehmer nutzten die Möglichkeit, direkte Antworten von der Bundesfamilienministerin zu bekommen IHK-Mitglieder fragen ... In einem Vorbereitungsprozess sind zehn Bausteine festgelegt worden. Dazu gehören Bedarfsfragen, Sprach- förderung, Ernährung, Raumausstattung, Musik- und Sportförderung. Diese Schwerpunkte sind im Gesetz ent- halten, jetzt laufen die Verhandlungen mit den Ländern.“ Beides betrifft den Finanzminister. Zehn Prozent – ich nehme das mal mit. Wäre ja echt ein Knaller. Wobei man das jetzt diskutieren, aber nicht durchsetzen kann. Beim Ehegattensplitting würde sich die SPD eine Änderung wünschen, aber dafür haben wir kein Mandat. Dr. Claudia Nagel, „Könnte man nicht für Frauen von 28 bis 38 einen Steuersatz von zehn Prozent einführen? Und das Ehegatten splitting reformieren?“ Prof. Günter Stock „Gibt es ein Grundver- ständnis, was Kinderbetreuung bedeutet? Es geht ja auch um Inhalte.“ FOTOS: AMIN AKHTAR AGENDA | Wirtschaftspolitisches Frühstück 12 BERLINER WIRTSCHAFT 05 | 2019

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