Berliner Wirtschaft 4/2019

rauf vorbereiten zu können. Bei den geringen Margen in unserer Branche macht das jedes Geschäft kaputt. Wird deutsche Energiewende-Technologie gesucht? Ich sehe Deutschland nicht mehr als Vorreiter bei der Energiewende. Es sind leider viele Fehler gemacht worden. Wir fokussieren uns viel zu sehr auf den Strombereich. Natürlich ist es eindrucksvoll, wennwir bereits 40 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Quel- len gewinnen. Aber Strom macht im gesamten deut- schen Energiemix nur rund 20 Prozent aus. Der Wär- mebereich, der 40 Prozent ausmacht, wird völlig ver- nachlässigt. Wennwir hier die erneuerbaren Energien mutig ausbauenwürden, wären die Effekte viel größer. Also brauchen wir mehr Solarkollektoren als Photo- voltaikmodule auf den Dächern? In Berlin auf jeden Fall. Solarkraftwerke kann ich auch auf der grünen Wiese bauen. Strom ist sehr viel bes- ser alsWärme zu transportieren. Auf Berliner Dächern könntenwir erneuerbareWärme produzieren und da- mit die CO2-Emissionen viel wirkungsvoller senken. Wie sehen Sie Berlin als Standort? Berlin ist eine wachsende Stadt, eine boomendeWirt- schafts- undWissenschaftsmetropole. Mein Unterneh- men ist in Berlin, weil es hier Raum für Entfaltung und Großzügigkeit imDenken gibt. Berlin ist für den Export ein guter Standort, obwohl wir immerweit reisenmüs- sen und keinen für uns wichtigen Markt vor der Haus- tür haben. Aber es kommen viele Delegationen nach Berlin, denenwir unsere Produkte und unsere Produk- tion zeigen können. Wir bekommen so auch Kontakte zu Regierungsvertretern, um zu erklären, warum So- larthermie wichtig für die Energiewende ist. Wie sehen Sie in dieser Hinsicht die Kammern? Sie sind für den Mittelstand sehr wichtig. Man er- lebt anhand der Arbeit der Kammern die Tradition Deutschlands als Exportnation. Vor allem die Ziel- marktanalysen, die Reisen, die von den Industrie- und Handelskammern sowie den Außenhandelskammern organisiert werden, sind sehr wertvoll. Ich habe da- durch viele Geschäftskontakte und auch Kunden ge- wonnen. Die Kammern haben viele Tools, mit denen sie Mittelständler im Export unterstützen können. Spielt das Label „Made in Germany” noch eine Rolle? Ja, „Made in Germany” ist in unserer Branche wichtig. Es steht für Qualität, Vertrauen und Langlebigkeit. Und für Anlagen im Bereich der erneuerbaren Energien ist die Lebensdauer extremwichtig. Je länger die Anlage hält, desto mehr Geld spielt sie wieder ein. Franziska Müller Betreuerin des IHK-Ausschusses Internationalisierung Tel.: 030 / 315 10-225 franziska.mueller @ berlin.ihk.de 31 berliner wirtschaft 04 / 2019 schwerpunkt / Interview Stephan Fintelmann Geschäftsführender Gesellschafter Stephan Fintelmann hat nach einer Ausbil- dung zum Indus- triekaufmann und einem Maschinen- bau-Studium 1993 die KBB Kollektorbau GmbH in Berlin ge- gründet. Das Unter- nehmen beschäftigt heute 65 Mitarbeiter am Standort in Trep- tow-Köpenick. FOTOS: AMIN AKHTAR

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