Berliner Wirtschaft 3/2020

Amparo produziert Unterschenkelprothesen, die sich leicht herstellen und montieren lassen. Die Nachfrage nach dem Produkt ist groß von Frank Lassak Ein guter Lauf A ls Lucas Paes de Melo 2011 in Berlin ein- traf, begeisterte ihn die Start-up-Szene so sehr, dass er seine Weiterreise nach China auf unbestimmte Zeit verschob. Er fand einen Job in einer Online-Agentur und lernte Deutsch in Abendkursen. Dann begegnete er Wesley Teerlink und Felix Dietrich, seinen heu- tigen Geschäftspartnern. Die beiden studierten an der School of Design Thinking des Hasso-Platt- ner-Instituts in Potsdam. „Unser Zusammentref- fen war eine glückliche Fügung“, sagt der 36-jäh- rige Brasilianer, der 2010 in Rio einen Abschluss in Internationalen Beziehungen und Gesundheits- wesen gemacht hatte. 2013 stellte er sich ebenfalls an der Schule vor, und es dauerte nicht lang, bis das Trio die erste Produktidee hatte: eine Unter- schenkelprothese, die sich leicht herstellen und montieren lässt, hohen Tragekomfort bietet und die Lebensqualität von Amputierten verbessern soll – der sogenannte Confidence Schaft. Im August 2016 gründeten sie mit Unterstüt- zung von Freunden und Familien Amparo, fanden aber erst Mitte 2017 einen Investor, der sich daran beteiligte. Zeitgleich bewilligte die Investitions- bank Berlin einen Gründerzuschuss. „Bis dahin hielten wir uns gerade so über Wasser“, erinnert sich Paes de Melo, „konnten aber Ende 2017 das erste Produktionsmuster fertigstellen.“ Zwischen- zeitlich zeigte Amparo Prototypen auf Messen, gewann zwei Innovationspreise und lancierte eine Marketingkampagne – die ins Schwarze traf: „Plötzlich konnten wir uns vor Aufträgen kaum noch retten“, sagt Co-Gründer Dietrich. Obgleich der Confidence Schaft bislang Amparos einziges Produkt ist, hat sich der Umsatz des Unternehmens 2019 gegenüber dem Vorjahr verdreifacht. „Zurzeit bereiten wir die zweite Finanzierungsrunde vor, um die Produktions- leistung erhöhen zu können“, sagt Paes de Melo. Mit frischemGeld in der Kasse wolle man zudem neue Produkte entwickeln. „Wir müssen das Port- folio ausbauen, umunsere Marktposition festigen zu können.“ Den Break-even erwartet er 2021. Wie hoch die Nachfrage nach Unterschenkel- prothesen ist – darüber gehen die Angaben ausei- nander: Laut Gesundheitsbericht des Bundes fin- den hierzulande pro Jahr zwischen 60.000 und 80.000 Amputationen statt; der Bedarf an Prothe- sen steigt stetig. Am häufigsten werden Teile der oberen Extremitäten entfernt; Unterschenkelam- putationen sind seltener. Der Bundesverband für Menschenmit Arm- oder Beinamputation (BMAB) geht hingegen von allein 60.000 Beinamputatio- FOTOS: AMPARAO (3), FRANK LASSAK Der sogenannte Confidence Schaft ist bisher das einzige Produkt von Amparo – weitere Modelle sind in Planung BRANCHEN | Unternehmensporträt

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