Berliner Wirtschaft 3/2019

ie Zeiten sind vorbei, in denen sich Un- ternehmen aus einer Fülle an Bewerbern den passenden Azubi aussuchen konn- ten. Die Realität zeigt: Immer mehr Aus- bildungsplätze bleiben jährlich unbesetzt. Wer er- folgsversprechende Jugendliche findenwill, muss proaktiv überzeugen können und kreativ sein. Neben Schulkooperationen, Nutzung sozia- ler Medien, Besuch von Ausbildungsmessen und Azubi-Speed-Datings ist und bleibt das Betriebs- praktikum eine der wichtigsten, frühzeitigen Ak- quisemethoden. Es ist das Fundament eines je- den Azubimarketings. Dies gilt insbesondere für Praktika nach Abschluss der allgemeinbildenden Schule, wenn potenzielle Auszubildende bereits berufsorientiert und berufsfeldentschieden sind, aber noch keinen geeignetenAusbildungsplatz ge- funden haben. Für diese Jugendlichen halten Oberstufen- zentren Bildungsangebote vor, die Betriebsprak- tika enthalten und so als Akquisemöglichkeit für spätere Auszubildende genutzt werden kön- nen. Die „Integrierte Berufsausbildungsvorberei- tung“ (IBA) und das „Berliner Ausbildungsmo- dell“ (BAM) bieten wirtschaftsnahe Zugänge zu dieser potenziellen Bewerbergruppe. Betriebspraktika erhöhen die Wahrscheinlichkeit, die passenden Auszubildenden fürs eigene Unternehmen kennenzulernen – und sie auch an den Betrieb zu binden von Anne Neidhardt und Sandra Theede  Gute Chancen auf den passenden Azubi FOTO: SHUTTERSTOCK/GOODLUZ D Die IBA macht Schüler in einem Jahr fit für die duale Berufsausbildung. Die Schüler sind bereits grundsätzlich berufsfeldentschieden, benötigen allerdings noch ein wenig Unterstützung. Erfolgreiche Pilotphase Der Schwerpunkt liegt somit auf der Vermittlung der notwendigen Kompetenzen für eine Ausbil- dung. Dazu gehören zwei betriebliche Praxispha- sen von rund zehnWochen. Die Pilotphase des Bildungsgangs verlief aus Sicht der Bildungsverwaltung so erfolgreich, dass die IBA mit der letzten Schulgesetzänderung an allen Oberstufenzentren als Regelangebot etab- liert wurde und verschiedene andere Maßnah- men ersetzt. Ab dem Jahre 2019 werden über diesen Bildungsgang jährlich rund 5.000 Ber- liner Jugendliche für ein Praktikum zur Verfü- gung stehen. Das Berliner Ausbildungsmodell – BAM – ist analog zum ersten dualenAusbildungsjahr aufge- baut. Für maximal ein Jahr werden die gleichen theoretischen und praktischen Inhalte vermittelt. Die Schüler sind ausbildungsreif, haben sich für ein konkretes Berufsfeld entschlossen, hier aber trotz Engagements noch keinen Ausbildungsplatz Vorteile von Betriebspraktika Eine gute Möglichkeit, berufsfeldentschiedene potenzielle Auszubildende frühzeitig kennenzulernen und zu binden Eine wirksame Vorbeugung gegen vorzeitigen Ausbildungsabbruch durch realistische Einblicke in den Beruf, die betriebsinternen Prozesse und das Team Eine wertvolle Hilfe im Wettbewerb um die besten Nachwuchskräfte 44 berliner wirtschaft 03 / 2019 fachkräfte / Betriebspraktikum

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