Berliner Wirtschaft 3/2019

10 berliner wirtschaft 03 / 2019 agenda / Konjunkturbericht ie konjunkturelle Dynamik in Berlin lässt nach, erstmals seit vier Jahren. Da- für zeichnen sowohl skeptischere Erwar- tungen als auch die nachlassende Geschäftsdyna- mik in den vergangenen Monaten verantwortlich. Es darf vom Ende der außergewöhnlich langen Hochkonjunkturphase der vergangenen Jahre ge- sprochen werden. Konjunktur weltweit unter Druck Die Prognosen der Unternehmen trüben sich zum zweiten Mal in Folge ein; aktuell notiert der Erwartungsindikator neun Punkte unter dem Höchststand von 33 Zählern aus dem Sommer 2018. Ursachen für die gedämpfte Stimmung gibt es reichlich: Die Industriekonjunktur gerät welt- weit unter Druck, Chinas Export schrumpft, und Handelsströme fließen weniger reibungslos. In Europa geraten die Reformvorhaben ins Stocken, die Schulden Italiens in den Blick und der Brexit außer Kontrolle. Risiken, wohin man sich wendet – und hier sind primär (geo-)politische Konflik- Schwierige Weltwirtschaft, problematisches Klima in Teilen der Berliner Politik: Hochkunjunkturphase geht zu Ende – IHKs aus Berlin und Brandenburg stellten die aktuellen Zahlen vor von Christian Nestler Prognosen der Unternehmer trüben sich ein D FOTOS: KERSTIN JANA KATER te nicht einmal genannt. Wenn der alte Kostola- ny-Psalm gilt, nach dem Kapital ein scheues Reh ist, wundert es kaum, dass weite Teile der Wirt- schaft aktuell verunsichert sind. Dazu kommt, dass Teile der Berliner Poli- tik sich wieder verstärkt als Kapitalabschrecker inszenieren. Wirtschaft wird vermehrt als Bür- gerschreck ausgemacht, als Problemverursa- cher – die bereits gezügelte Dynamik der sozia- len Marktwirtschaft soll weiter gezügelt werden. Die unternehmerische Freiheit bleibt in diesem Denken auf der Strecke. Auch diese Entwicklun- gen dürften die Aussichten in manchem Unter- nehmen eintrüben. Stabilisierung durch deutsche Binnennachfrage Allen Gefahren zum Trotz stürzt die Konjunktur nicht ab. Es gibt starke stabilisierende Kräfte, die das verhindern. Die deutsche Binnennachfrage hat sich in den vergangenen Jahren zu einer wichti- gen Konjunkturstütze gemausert und ist in der La- ge, rückgängige Exporte zumindest teilweise zu 44 Punkte beträgt der Indi- kator der Geschäftslage in der Berliner Industrie. Im Herbst 2017 lag er bei 65 Punkten und hatte damit sein Maximum erreicht.

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